Der Weltkrieg am 14. Oktober 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Stellungen nördlich von Laon und an der Aisne

Großes Hauptquartier, 14. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Vorstöße des Gegners gegen die Kanalfront beiderseits von Douai wurden abgewiesen. Der Feind, der vorübergehend in Aubigny-au-Bac eindrang, wurde im Gegenstoß wieder hinausgeworfen. Nordöstlich von Cambrai sind stärkere englische Angriffe zwischen Bouchain und Haspres gescheitert. Südlich von Solesmes säuberten wir ein aus den letzten Kämpfen noch verbliebenes Engländernest.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Nördlich der Oise wurden erneute Angriffe der Franzosen bei und südlich von Aisonville abgewiesen. Nördlich von Laon und an der Aisne stehen wir in unseren neuen Stellungen. Die erfolgreichen Kämpfe der letzten Tage am Chemin-des-Dames und in den Stellungen an der Suippes, vor denen der Feind in fast täglich wiederholtem, vergeblichem Ansturm schwere Verluste erlitt, haben hier ebenso wie auf dem Schlachtfelde in der Champagne die glatte Durchführung der Bewegungen ermöglicht.
Heeresgruppe Gallwitz:
Beiderseits der Maas keine größeren Kampfhandlungen. In erfolgreichen Angriffsunternehmungen nahmen wir kleinere nach Abschluß der Kämpfe des 12. Oktober noch vom Feind besetzt gehaltene Stellungsteile wieder.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Neuer feindlicher Angriff in Flandern

Berlin, 14. Oktober, abends. (Amtlich.) 
In Flandern griff der Feind auf breiter Front zwischen Dixmuiden und der Lys an. Wir fingen den Stoß auf.
An der Oise und Aire und westlich der Maas sind Angriffe der Franzosen und Amerikaner gescheitert.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 14. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Stellenweise Artillerie- und Patrouillenkämpfe.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere zurückgehenden albanischen Truppen hatten Nachhut- und Bandenkämpfe zu bestehen. Im Raume nördlich Nisch dauern die Rückzugskämpfe fort, an denen sich auch die Zivilbevölkerung beteiligt. Besonders starker feindlicher Druck macht sich im Morawa-Tal fühlbar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei den k. und k. Truppen keine größeren Kampfhandlungen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Die zweite Antwortnote Wilsons an Deutschland

US-Präsident Woodrow Wilson
US-Präsident Woodrow Wilson

Staatsdepartement, 14. Oktober 1918. 
Mein Herr! In Erwiderung auf die Mitteilung der deutschen Regierung vom 12. d. M., die Sie mir heute aushändigten, habe ich die Ehre, Sie (d. h. den schweizerischen Geschäftsträger) um die Übermittelung der folgenden Antwort zu bitten:
"Die unbedingte Annahme der vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in seiner Ansprache an den Kongreß der Vereinigten Staaten vom 8. Januar 1918 und seinen späteren Ansprachen niedergelegten Bedingungen durch die gegenwärtige deutsche Regierung und eine große Mehrheit des Deutschen Reichstages berechtigt den Präsidenten zu einer freimütigen und unumwundenen Erklärung über die Entscheidung, die er auf die Mitteilungen der deutschen Regierung vom 5. und 12. Oktober 1918 hin getroffen hat.
Es muß Klarheit darüber herrschen, daß der Vorgang der Räumung und die Bedingungen eines Waffenstillstandes Gegenstände sind, die dem Urteil und dem Rat der militärischen Ratgeber der Regierung der Vereinigten Staaten und der alliierten Regierungen überlassen bleiben müssen, und der Präsident empfindet es als seine Pflicht, zu sagen, daß keine Vereinbarung von der Regierung der Vereinigten Staaten angenommen werden kann, die nicht völlig befriedigende Sicherheiten und Bürgschaften für die Aufrechterhaltung der gegenwärtigen militärischen Überlegenheit der Armeen der Vereinigten Staaten und der Alliierten im Felde vorsieht. Er glaubt mit Sicherheit annehmen zu dürfen, daß dies auch das Urteil und die Entscheidung der alliierten Regierungen sind. Der Präsident hält es ebenfalls für seine Pflicht, hinzuzufügen, daß sich weder die Regierung der Vereinigten Staaten, noch, wie er sicher annimmt, die Regierungen, mit denen die Vereinigten Staaten als kriegführende Macht verbunden sind, aus die Erörterung eines Waffenstillstandes einlassen werden, solange die deutschen Streitkräfte die ungesetzlichen und unmenschlichen Handlungen fortsetzen, auf denen sie immer noch beharren.
Zu derselben Zeit, wo die deutsche Regierung an die Regierung der Vereinigten Staaten mit Friedensvorschlägen herantritt, sind ihre U-Boote beschäftigt, auf der See Passagierschiffe zu versenken, und nicht nur die Schiffe, sondern auch die Boote, in denen ihre Passagiere und Besatzungen versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Die deutschen Armeen schlagen bei ihrem jetzigen erzwungenen Rückzuge aus Flandern und Frankreich den Weg mutwilliger Zerstörung ein, der immer als direkte Verletzung der Regeln und Gebräuche der zivilisierten Kriegführung betrachtet worden ist. Die Städte und Dörfer, wenn sie nicht zerstört sind, sind von allem, was sie enthalten, oft sogar ihrer Einwohner, beraubt. Es kann nicht erwartet werden, daß die gegen Deutschland verbundenen Nationen einem Waffenstillstand zustimmen werden, solange die unmenschlichen Handlungen, Plünderung und Verwüstung, fortgesetzt werden, auf die sie mit Recht mit Schrecken und empörtem Herzen blicken.
Zur Vermeidung jeder Möglichkeit eines Mißverständnisses hält es der Präsident weiter für nötig, die Aufmerksamkeit der Regierung Deutschlands in feierlichster Form auf den Wortlaut und den klaren Sinn einer der Friedensbedingungen zu lenken, die die deutsche Regierung soeben angenommen hat. Sie ist in der Ansprache des Präsidenten in Mount Vernon am 4. Juli d. J. enthalten und lautet:
"Vernichtung jeder Willkür und Macht, die für sich allein und heimlich den Frieden der Welt stören kann, und wenn ihre Vernichtung jetzt nicht möglich ist, mindestens ihre Herabdrückung zu tatsächlicher Machtlosigkeit."
Und die Macht, die bisher die deutsche Nation beherrscht, ist von der hier beschriebenen Art. Es liegt innerhalb der Wahl der deutschen Nation, das zu ändern. Die soeben angeführten Worte des Präsidenten bilden natürlich eine (die) Bedingung, die dem Frieden vorangehen muß, wenn anders der Friede durch die Handlungsweise des deutschen Volkes selbst kommen soll. Der Präsident fühlt sich verpflichtet, zu sagen, daß nach seinem Urteil die ganze Durchführung des Friedens von der Bestimmtheit und dem zufriedenstellenden Charakter der Bürgschaften abhängen wird, die in dieser grundlegenden Frage gegeben werden können. Es ist unumgänglich notwendig, daß die gegen Deutschland verbundenen Regierungen unzweideutig wissen, mit wem sie es tun haben."
Der Präsident wird eine besondere Antwort an die kaiserliche und königliche Regierung von Österreich-Ungarn senden.
Empfangen Sie, mein Herr, die erneute Versicherung meiner Hochschätzung.

Robert Lansing. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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