Die Beschießung von Reims 

 

Aus dem deutschen Großen Hauptquartier wurde am 14. November 1916 geschrieben:

Die Franzosen scheinen die Absicht zu haben, wegen der Beschießung von Reims durch die Deutschen die aus früheren Tagen wohlbekannte Stimmungsmache wieder aufzunehmen. Ihre Funksprüche behaupten neuerdings wiederholt, die Beschießung der Stadt erfolge aus "Rache für die Niederlage bei Verdun", "Reims bezahle das Mißgeschick bei Douaumont" u. dgl. Die Franzosen wissen sehr gut, daß die Beschießung von Reims lediglich eine Folge der Beschießung zahlreicher hinter der deutschen Front bei Reims gelegener bewohnter Städte und Ortschaften durch die Franzosen ist. Wenn eine französische Havasmeldung, die soeben durch die neutrale Presse die Runde macht, dazu meint, es handle sich hierbei nur um Fliegerbombardements, deren Wirkung die französischen Bevölkerung nie ausgesetzt, die vielmehr einzig und allein auf militärische Einrichtungen gerichtet seien, so ist das abermals eine grobe Irreführung. Nicht um Fliegerbombardements handelt es sich hier, sondern um eine regelrechte Beschießung durch französische Artillerie, die unter der Zivilbevölkerung stets zahlreiche Opfer fordert.
So haben französische Batterien, teilweise mit schwerstem Kaliber, am 25. Oktober 1916 die Ortschaften Witry und Warmeriville mit 80, Pont Faverger mit 27 Schuß belegt, am 28. Oktober Bazancourt mit 14 und Warmeriville mit 50 Schuß, am 4. und 6. November abermals Bazancourt mit je 10 Schuß. An letzterem Ort wurden von der Zivilbevölkerung 3 Männer, 1 Frau und 1 Kind verwundet. Zur Vergeltung wurde von uns Reims am 25. und 27. Oktober, 4., 6. und 7. November unter Feuer genommen. Das Feuer wurde hauptsächlich auf den Südteil der Stadt gerichtet. Die Kathedrale wurde absichtlich nie beschossen. Trotzdem haben die Franzosen die Stirn, im Lyoner Funkspruch vom 31. Oktober zu behaupten: "Die Deutschen zielten besonders aus die Türme der Kathedrale," "die Vandalen suchten jetzt, im Gegensatz zu der brutalen Beschießung der ersten Tage, eine langsame Zerstörung dieses Erbgutes für die ganze Menschheit herbeizuführen." Wenn es sich hier nach der eigenen Ansicht der Franzosen um ein "Erbgut für die ganze Menschheit" handelt, dann war es doch der allergrößte Frevel, daß die Franzosen in jener ersten Zeit die Kathedrale für militärische Zwecke benutzten. Hätten sie das nicht getan, dann wäre wahrscheinlich heute noch kein Stein vom andern gefallen. Aber offenbar richtet sich das Interesse der Franzosen an der Kathedrale in Reims nicht sowohl auf ihre Erhaltung, als vielmehr darauf, die Deutschen in den Augen der Welt als Vandalen darzustellen. Nur hieraus erklärt sich die offensichtlich unwahre Behauptung, die Deutschen zielten auf die Kathedrale. Tatsache ist, daß letztere, seit sie nicht mehr als Beobachtungsposten benutzt wird, deutscherseits nie mehr beschossen wurde. Die Bemerkung des französischen Funkspruchs, daß einige Zivilpersonen in Reims getroffen worden seien, wird niemand weiter aufregen, nachdem aller Welt bekannt ist, daß unter den eigenen Landsleuten die Opfer der französischen Geschosse nach Tausenden zählen.

 

Berichte aus dem deutschen Großen Hauptquartier 1914-1918

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