Der Weltkrieg am 24. August 1914

 

Telegramme des Kaisers

Berlin, 24. Aug. (W. B.)
Telegramm an die Kronprinzessin Cecilie:

Innigsten Dank, mein liebes Kind. Freue mich mit Dir über Wilhelms ersten Sieg. Wie herrlich hat Gott ihm zur Seite gestanden. Ihm sei Dank und Ehre. Ich habe ihm das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse verliehen. Oskar soll sich auch brillant mit seinen Grenadieren geschlagen haben.
Er hat das Eiserne Kreuz zweiter Klasse bekommen. Sage das Ina Marie. Gott schütze und helfe den Jungens auch weiter und sei auch mit Dir und den Frauen allen.

Papa Wilhelm.

Stuttgart, 24. Aug. (W. B.)
Wie der "Schwäbische Merkur" berichtet, hat der Kaiser folgendes Telegramm an den König von Württemberg gerichtet:

Mit Gottes gnädiger Hilfe hat Albrecht mit seiner herrlichen Armee einen glänzenden Sieg erfochten. Du wirst mit mir dem Allmächtigen danken und auf die Sieger stolz sein. Ich habe Albrecht soeben das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse verliehen. Gott segne weiter unsere Waffen und die gute Sache.

Wilhelm. 2)

 

Verwundete in Berlin

Berlin, 24. Aug.
In Berlin sind gestern Nachmittag und in den Abendstunden die ersten großen Transporte Verwundeter eingetroffen, die dank der ausgezeichneten Vorbereitung in voller Ordnung und Schnelligkeit nach den Lazaretten übergeführt werden konnten. Die Mehrzahl der Mannschaften hatte nur leichte Verwundungen. In Automobilen des Kaiserlichen Automobilklubs, in großen Postwagen und Krankentransportwagen, zum Teil auch in Straßenbahnwagen, geschah die Überführung, zum größten Teil in das Garnisonslazarett in Tempelhof, in das Moabiter Krankenhaus und in die Charité. Das Publikum begrüßte die Verwundeten, die in ausgezeichneter Stimmung waren, mit großer Begeisterung. Auch die Kaiserin erschien kurz nach 6 Uhr im Tempelhofer Garnisonlazarett und überreichte den Verwundeten Blumen und unterhielt sich mit ihnen. Die Verwundeten gaben alle an, ausgezeichnet verpflegt worden zu sein, und bei der Revision ihrer Verbände ergab sich, daß die Feldverbände vorzüglich angelegt worden waren.
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Eine Entscheidung im Osten bevorstehend

Berlin, 24. Aug. (W. B.)
Während auf dem westlichen Kriegsschauplatz die Lage des deutschen Heeres durch Gottes Gnade eine unerwartet günstige ist, hat auf dem östlichen Kriegsschauplatz der Feind deutsches Gebiet betreten. Starke russische Kräfte sind in der Richtung der Angerapp und nördlich von der Eisenbahn Stallupönen-Insterburg vorgedrungen. Das 1. Armeekorps hatte den Feind bei Wirballen in siegreichem Gefecht aufgehalten. Es wurde zurückgenommen auf weiter rückwärts stehende Truppen. Die hier versammelten Kräfte haben den auf Gumbinnen und südlich vorgehenden Gegner angegriffen. Das 1. Armeekorps warf den gegenüberstehenden Feind siegreich zurück, machte 8000 Gefangene und eroberte mehrere Batterien. Eine zu ihm gehörende Kavallerie-Division warf zwei russische Kavallerie-Divisionen und brachte 500 Gefangene ein.
Die weiter südlich kämpfenden Truppen stießen teils auf starke Befestigungen, die ohne Vorbereitung nicht genommen werden konnten, teils befanden sie sich in siegreichem Fortschreiten. Da ging die Nachricht ein vom Vormarsch weiterer feindlicher Kräfte aus der Richtung des Narews gegen die Gegend südwestlich der masurischen Seen. Das Oberkommando glaubte, hiergegen Maßnahmen treffen zu müssen, und zog seine Truppen zurück. Die Ablösung vom Feinde erfolgte ohne jede Schwierigkeit; der Feind folgte nicht. Die Operation auf dem östlichen Kriegsschauplatz mußte zunächst durchgeführt und in solche Bahnen gelenkt werden, daß eine neue Entscheidung gesucht werden kann. Diese steht unmittelbar bevor.
Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutsche Armeekorps geschlagen habe. Diese Nachricht ist unwahr. Kein deutsches Armeekorps ist geschlagen. Unsere Truppen haben das Bewußtsein des Sieges und der Überlegenheit mit sich genommen. Der Feind ist über die Angerapp nur mit Kavallerie gefolgt. Längs der Eisenbahn soll er Insterburg erreicht haben. Der beklagenswerte Teil der Provinz, der dem feindlichen Einbruch ausgesetzt ist, bringt diese Opfer im Interesse unseres ganzen Vaterlandes. Daran soll sich dessen nach erfolgter Entscheidung dankbar erinnern.

Der Generalquartiermeister:
(gez.) v. Stein.
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Der Krieg gegen Serbien

Wien, 24. Aug. (W. B.)
Die "Reichspost" bemerkt zu der Teilnahme des deutschen Detachements von Skutari an dem Kampfe an der serbischen Grenze, dies werde den Serben zum Bewußtsein bringen, daß ihre Kriegserklärung gegen Deutschland keine Formalität geblieben ist.
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Die Verteidigung von Kiautschou

Berlin, 24. Aug. (Priv.-Tel.)
Seit einigen Tagen ist unser deutsches Schutzgebiet Kiautschou von jedem Verkehr mit uns abgeschnitten und wir konnten schon zu einer Zeit, wo das Ultimatum noch nicht abgelaufen war, wir also noch im Friedenszustande mit Japan lebten, nicht mehr mit den braven Verteidigern der deutschen Ehre in Ostasien verkehren. Nun wird wohl auch da draußen der eherne Ton der Waffen erklingen. Tsingtau ist in diesen Tagen zu einer großen Aufgabe herangewachsen. Früher schon war es uns ein Zentrum aller deutschen Kultur- und Handelsinteressen. Langsam, aber unaufhaltsam hat der deutsche Geist sich dort in unübertrefflichen Leistungen geoffenbart. Was lange Jahre Kultur- und Wirtschaftszentrum war, ist jetzt Mittelpunkt unserer Ehre und Sammelpunkt all unserer Brüder im fernen Osten geworden. Aus den deutschen Niederlassungen in China wie auch aus Japan ist eine große Anzahl Waffenfähiger nach Tsingtau zusammengeeilt. Sie alle kennen aus eigener Anschauung den Ort, den sie jetzt zu verteidigen haben; sie alle hängen mit starken Banden und inniger Liebe an diesem neuen Deutschland. Jetzt ist Tsingtau ein Mittelpunkt für das Deutschtum geworden in anderem Sinne, als wir früher davon gesprochen haben: jetzt ist die Aufgabe ins Riesengroße gewachsen und Angehörige aller deutschen Staaten sind es, die sich ihr zu unterziehen haben. Es ist anzunehmen, daß die Frauen und Kinder der deutschen Niederlassung in anderen Plätzen Chinas in Sicherheit gebracht worden sind. Es ist auch begründete Hoffnung vorhanden, daß die etwa achthundert in Japan zurückgebliebenen Deutschen rechtzeitig allen Übergriffen japanischer Gastfreundlichkeit sich entziehen konnten. Tsingtau ist nun bereit, die Japaner zu empfangen, und wenn auch die Aussicht auf Erfolg geringer sein mag als auf unseren Schlachtfeldern in Frankreich und Rußland - die Tapferkeit der Besatzung wird der unserer heimischen Heere nicht nachstehen. Wir haben es schon einmal gesagt: Tsingtau wird in Europa gerächt werden. Die deutschen Truppen, die jetzt in Belgien auf die ersten englischen Kräfte gestoßen sind, die werden sich bei jedem Schuß und bei jedem Angriff daran erinnern, daß es die Engländer gewesen sind, die die asiatische Meute auf uns losgelassen haben; das wird unsere Angriffswut verdoppeln und unsere Waffen unwiderstehlich machen. Wir werden leider keinen Japaner vor die Gewehre bekommen, um diesen hochmütig gewordenen Gelben einmal zeigen zu können, was deutsche Feldarmeen sind, aber unsere Truppen muß der dringende Wunsch beseelen, wenigstens den Engländern einen Begriff davon zu geben, damit sie später durch Reuters Agentur ihren asiatischen Freunden melden können, was deutsche Hiebe sind.
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Österreichische Hilfe für Kiautschou

Berlin, 24. Aug. (W. B.)
Der k. u. k. österreichisch-ungarische Botschafter hat heute dem Auswärtigen Amt folgende Mitteilung gemacht: "Im Allerhöchsten Auftrage ergeht an das Kommando von Seiner Majestät Schiff "Kaiserin Elisabeth" in Tsingtau sowie an den k. u. k. Botschafter der telegraphische Befehl, daß die "Kaiserin Elisabeth" in Tsingtau mitzukämpfen habe.
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Der 1. Weltkrieg im August 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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