Der Weltkrieg am 15. September 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Schlacht von Paris bis Verdun

Großes Hauptquartier, 15. September, abends.
Der auf dem rechten Flügel des Westheeres seit zwei Tagen stattfindende Kampf hat sich heute auf die nach Osten anschließenden Armeen bis nach Verdun heran ausgedehnt. An einigen Stellen das ausgedehnten Kampffeldes waren bisher Teilerfolge der deutschen Waffen zu verzeichnen. Im übrigen steht die Schlacht noch unentschieden.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ordnet sich die Armee v. Hindenburg nach abgeschlossener Verfolgung.
In Oberschlesien verbreitete Gerüchte über drohende Gefahr sind nicht begründet.
1)

 

Nach dem Siege Hindenburgs

Berlin, 15. September. (W. B. Amtlich.)
Auch für den Regierungsbezirk Königsberg ist nunmehr eine Kommission zur Feststellung des völkerrechtswidrigen Auftretens der Russen eingesetzt worden, wie sie bereits für die Regierungsbezirke Allenstein und Gumbinnen besteht. Die Leitung der Kommission und die Berufung von Mitgliedern ist dem Regierungspräsidenten von Königsberg übertragen. An diese Kommission werden baldigst alle Mitteilungen über Grausamkeiten und Verwüstungen, die im Regierungsbezirk Königsberg vorgekommen sind, zu richten sein.

Berlin, 15. September. (W. B.)
Nach einer Meldung des "Berl. Lokalanz." gibt eine russische amtliche Meldung den Rückzug der Russen in Ostpreußen zu. Sie besagt: Am 10. September wurde eine überwältigende Bewegung der deutschen Truppen gegen den linken Flügel der Armee des Generals Rennenkampf bekannt. Diese Bewegung veranlaßte die Russen, sich zurückzuziehen. Im ersten Augenblick unternahmen die Russen zur Beseitigung der deutschen Offensive aktive Operationen, aber dann stellte sich heraus, daß sie sich einem übermächtigen Gegner gegenüber standen; an jeder Front dauert der Kampf an.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Serben aus Südungarn vertrieben

Wien, 15. September.
Die über die Save eingebrochenen serbischen Kräfte wurden überall zurückgeschlagen. Syrmien und Banat sind daher vom Feinde vollständig frei.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor. 1)

Wien, 15. September. (W. B.)
Die "Reichspost" meldet aus Sofia:
Berichten aus Nisch zufolge ist die innere Lage in Serbien verzweifelt. Die Serben geben ihre bisherigen Verluste auf 25 000 Mann an. Schrecklich ist der Hunger, welcher im Lande herrscht. Die serbische Regierung hat sich mit in Bulgarien ansässigen griechischen Lebensmittelhändlern wegen Lieferungen in Verbindung gesetzt. Trotz des Eingreifens der russischen Regierung hat Bulgarien die Ausfuhr der Ladungen nicht zugelassen, da sie das auf der Neutralität beruhende Ausfuhrverbot berührten. Alle größeren Orte sind mit Verwundeten überfüllt. Krankheiten richten Verheerungen in der Armee und der Bevölkerung an.
 

 

Die Kämpfe in den Kolonien

Blantyre (Njassa-Land), 15. September. (W. B.)
Meldung des Reuterschen Bureaus: Der Regierungsdampfer "Gwendolen" beschoß am 8. September Langenburg und landete dort eine Abteilung. Der Ort wurde überrascht; es wurde kein Widerstand geleistet.

Berlin, 15. September. (W. B.)
Nach einer unbestätigten "Reuter"-Meldung aus Livingstonia vom 14. September ist eine Abteilung der deutsch-ostafrikanischen Schutztruppe am 5. September in Nord-Rhodesia eingefallen und hat die Niederlassung Abercorn angegriffen. Der Angriff wurde zurückgeschlagen. Am 6. September wurde wieder geschossen, ohne daß ein regelrechter Angriff erfolgte. Am 9. September eröffneten die Deutschen ein Feuer mit leichten Feldgeschützen, die durch Maschinengeschütze zum Schweigen gebracht wurden. Die Deutschen verließen ihre Stellung. Sie befanden sich in der Nacht 15 Meilen östlich von Abercorn. Leutnant Mac Carthy machte mit 90 Mann und einem Maschinengeschütz einen nächtlichen Eilmarsch und verfolgte den Feind bis an die Grenze.
Eine weitere "Reuter" - Meldung aus Nairobi vom 12. September berichtet über Kämpfe an der Grenze von Deutsch-Ostafrika und Nyassaland. Eine deutsche Abteilung überschritt danach die Grenze bei Mohoru, besetzte Karungu und rückt gegen Kisiki vor. Eine andere deutsche Abteilung, die nach Teavo zu Fuß vorgerückt war, hatte mit Truppen aus Bura und Mtoto-Andei ein Gefecht. Einzelheiten sind noch nicht bekannt. In Nairobi eingetroffene verwundete englische Soldaten berichten, daß die Engländer im heftigsten Feuer deutscher Maschinengewehre gestanden und einen Bajonettangriff gemacht hätten, um die Maschinengewehre zu nehmen. Der Angriff sei jedoch mißglückt.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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