Die
Schlachten im Westen
Die
"Frankfurter Zeitung" schrieb am 19. September 1914:
Die Nachricht, daß zwei französische Armeekorps und Teile
einer weiteren Division bei Noyon entscheidend geschlagen und andere Angriffe
der Franzosen gegen unsere neue Schlachtfront an der Aisne blutig abgewiesen
worden sind, hat die gewaltige Spannung gelöst, in die uns das Bewußtsein,
daß unsere Truppen in einem schweren und aufreibenden Kampf stehen,
nicht zuletzt aber auch trotz aller Zuversicht - der widerwärtige
Eindruck der phantastischen Lügenmeldungen unserer Feinde, versetzt
hat. Die französische Armee hat in den letzten Tagen Großes
geleistet. Nach einem wohldurchdachten Rückzug, zu dem sie der wuchtige
Einfall unserer Truppen im Nordwesten Frankreichs gezwungen hat, der aber
unter dem ungeheuren Druck unserer Verfolgung zu einer wilden Flucht geworden
ist, haben sich die französischen Truppenmassen nochmals zusammengerafft
und den Verfolgern entgegengeworfen. Auf unserm rechten Flügel, der
weit vorgedrungen war, hatten sie Glück und die deutsche Flügelarmee
mußte sich eilig einer Umgehung entziehen. Der Rückzug ist
meisterhaft durchgeführt worden: in großartiger Ordnung sind
unsere Divisionen in gewaltigen Märschen in Stellungen zurückgegangen,
die nicht nur Schutz vor jeder weiteren Gefährdung unserer Flanke
boten, sondern die so gewählt waren, daß die mühsam nachdringende
französische Flügelarmee beim ersten Zusammenstoß entscheidend
geschlagen werden konnte. Nahezu zweieinhalb Armeekorps sind in diesem
Kampf zusammengebrochen. Dieser Erfolg ist von der größten
Bedeutung. Mit einem Schlag hat sich gezeigt, daß unsere Lage sehr
gut ist und zugleich wird man den moralischen Erfolg unseres Sieges nicht
hoch genug einschätzen dürfen, weil die Franzosen - das geht
aus ihren letzten Berichten und Betrachtungen klar hervor - fest davon
überzeugt waren, auf ihrem linken Flügel bereits gewonnenes
Spiel zu haben. Ja, sie hofften sogar, ihr Durchbruch müsse die allgemeine
Flucht der gesamten deutschen Armee zur Folge haben, wollte diese nicht
Gefahr laufen, von ihren Rückzugslinien abgeschnitten zu werden.
Diese Hoffnung ist nun endgültig zerstört. Der allgemeine Vormarsch
der Deutschen kann nicht ausbleiben. Die verzweifelten Versuche der französischen
Truppen, uns aus unseren guten, neugewählten Stellungen zu verjagen,
sind völlig gescheitert. Die Franzosen müssen bald erschöpft
sein, und dann ist der Augenblick gekommen, in dem uns zum zweiten Mal
die Niederlage unseres gefährlichsten Gegners gemeldet werden wird.
Zum drittenmal wird er dann kein allzu starkes Heer uns entgegenstellen
können. 2)
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