Der Weltkrieg am 25. Oktober 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Yserkanal von den Deutschen überschritten

Großes Hauptquartier, 25. Oktober, vormittags.
Der Yser-Ypern-Kanal ist zwischen Nieuport und Dixmuiden nach heftigen Kämpfen am 24. Oktober von uns mit weiteren starken Kräften überschritten worden. Östlich und nordöstlich Ypern hat sich der Feind verstärkt, trotzdem gelang es unseren Truppen, an mehreren Stellen vorzudringen. Etwa 500 Engländer, darunter 1 Oberst und 28 Offiziere, wurden gefangengenommen.
Im Osten haben unsere Truppen die Offensive gegen Augustow ergriffen.
In der Gegend Iwangorod kämpften unsere Truppen Schulter an Schulter mit den österreichisch-ungarischen; sie machten 1800 Gefangene.
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Die Beschießung von Ostende

Amsterdam, 25. Oktober. (Priv.-Tel.)
Der "Telegraaf" meldet von der holländischen Grenze: Die Beschießung von Ostende hat bis jetzt keine große Bedeutung. Eine Bombe die von der See her geschossen wurde, traf das Hotel Majestic wo der deutsche Generalstab speiste. Auch eine Anzahl Gebäude wurde beschädigt. Trotzdem herrscht keine allzu große Unruhe in Ostende. Viele Bürger verlassen die Stadt, doch wird der Auszug aus Ostende stets schwieriger. Auf Befehl der deutschen Behörde ist der Trambahnverkehr zwischen Ostende und Knocke eingestellt.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Kämpfe der Verbündeten in Galizien und Russisch-Polen

Wien, 25. Oktober, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz stehen nunmehr unsere Armeen und starke deutsche Kräfte in einer fast ununterbrochenen Front, die sich von den Nordabfällen der östlichen Karpathen über Stary-Sambor, das östliche Vorgelände der Festung Przemysl, den unteren San und das polnische Weichselland bis in die Gegend von Plozk erstreckt, im Kampfe gegen die Hauptmacht der Russen, die auch ihre kaukasischen, sibirischen und turkestanischen Truppen herangeführt.
Unsere Offensive über die Karpathen hat starke feindliche Kräfte auf sich gezogen.
In Mittelgalizien, wo beide Gegner befestigte Stellungen inne haben, steht die Schlacht im allgemeinen. Südöstlich von Przemysl und am unteren San errangen unsere Truppen auch in den letzten Tagen mehrfach Erfolge. In Russisch-Polen wurden beiderseits starke Kräfte eingesetzt, die seit gestern südwestlich der Weichselstrecke Iwangorod-Warschau kämpften.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
1)

 

Die Kämpfe in der Bukowina

Budapest, 25. Oktober (Priv.-Tel.)
Nach hierher gelangten verläßlichen Meldungen gingen der Besetzung von Czernowitz durch unsere Truppen erbitterte Kämpfe mit den Russen an anderen Orten der Bukowina voraus, besonders bei Radautz. Doch wurden die Russen hier blutig zurückgeschlagen, was den siegreichen Vormarsch unserer Truppen ermöglichte. Infolgedessen wurden die russischen Truppen in Czernowitz überrascht und mußten die Stadt fluchtartig verlassen: sie konnten daher auch nicht vor ihrem Auszug, wie es sonst ihre Gewohnheit ist, die wichtigeren Gebäude in die Luft sprengen. Trotzdem wurden noch an vielen öffentlichen Gebäuden, an der Post, dem Polizeigebäude, der Eisenbahnstation und an zahlreichen Privathäusern arge Verwüstungen angerichtet.
2)

 

Gärungen im Orient

Konstantinopel, 25. Oktober. (Priv.-Tel.)
Die Pforte ist durch Assim Bey, ihren Botschafter in Teheran, benachrichtigt worden, daß der russische Gesandte daselbst sich bei ihm über die zunehmenden Umtriebe der türkisch-persischen Banden beschwerte. Emir Hachmed, der Führer dieser Banden, wäre nach russischer Auffassung von den Türken nach Persien entsandt worden. Der russische Gesandte gab dem türkischen Botschafter die Versicherung, daß wenn diese feindlichen gegen Rußland gerichteten Bewegungen nicht aufhörten, zu ernsten Gegenmaßregeln geschritten werden müßte. Botschafter Assim entgegnete seinem diplomatischen Kollegen, daß Emir Hachmed durch die russischen Gerichte zum Tode verurteilt sei. Er handle jetzt lediglich aus Rache. Die Türkei stehe seinem Vorgehen durchaus fern. Sie verhalte sich nach jeder Richtung neutral.
Derartige Bandenausbrüche an der russisch-türkisch-persischen Grenze bieten nichts Überraschendes. Als im Frühjahr frühere russische Offiziere türkisches Gebiet überschritten und kurdische Stämme zu einer Erhebung gegen die türkische Regierung veranlaßten, hat die Hohe Pforte keinerlei Verwahrung in Petersburg eingelegt. Sie war überzeugt davon, daß diese Offiziere aus eigenem Antriebe handelten und in keiner Weise durch die russische Regierung aufgemuntert wurden.

Konstantinopel, 25. Oktober. (Priv.-Tel.)
In gutunterrichteten Kreisen wird versichert, daß zwischen der Türkei und Persien ein Bündnisvertrag abgeschlossen worden ist.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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