Der Weltkrieg am 31. Oktober 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Eine französische Stellung an der Aisne erstürmt

Großes Hauptquartier, 31. Oktober, vormittags.
Unsere Armee in Belgien nahm gestern Ramscapelle und Bixschote.
Der Angriff auf Ypern schreitet gleichfalls fort. Zandvorde, Schloß Hollebeke und Wambeke wurden gestürmt. Auch weiter südlich gewannen wir Boden.
Östlich Soissons wurde der Gegner gleichfalls angegriffen und im Laufe des Tages aus mehreren stark verschanzten Stellungen nördlich von Vailly vertrieben. Am Nachmittag wurde dann Vailly gestürmt und der Feind unter schweren Verlusten über die Aisne geworfen. Wir machten tausend Gefangene und erbeuteten zwei Maschinengewehre.
Im Argonnerwalde sowie westlich von Verdun und nördlich von Toul brachen wiederholt feindliche Angriffe unter schweren Verlusten für die Franzosen zusammen.
Der Kampf auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz hat noch nicht zu einer Entscheidung geführt. Westlich von Warschau folgen die Russen langsam unseren sich neu gruppierenden Kräften.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Kämpfe an der Nordsee

Genf, 31. Oktober. (Priv.-Tel.)
Nach Meldungen aus Paris konzentrieren die Deutschen bedeutende Kräfte zwischen Zeebrügge und Heyst. Man glaube, daß sie sich des Hafens von Zeebrügge als Operationsbasis für ihre Unterseeboote bedienen wollten; sie träfen hierzu alle Vorbereitungen und hätten sich auch der Leuchtschiffe bemächtigt. Die deutschen Geschütze seien die Dünen entlang von Ostende bis Knocke aufgefahren.

Amsterdam, 31. Oktober. (W. B.)
"Het Nieuws van den Dag" melden aus Oostburg vom 31. Oktober: Seit Donnerstag Mittag dauert das Schießen ununterbrochen an. Die Schüsse kommen aus Südwest. Wahrscheinlich beschießen wieder Kriegsschiffe die Küste.
2)

 

Die Flottille vor der belgischen Küste

Berlin, 31. Oktober. (Priv.-Tel.)
Hiesigen Blättern zufolge teilt der englische Botschafter im Haag über die Verluste der englischen Flotte bei den Kämpfen vor Ostende mit, daß auf dem englischen Minenzerstörer "Falcon" an der Ostender Küste eine Granate explodiert sei, die einen Offizier und acht Mann getötet habe, während ein Offizier und 15 Mann verletzt worden seien. An Bord des englischen Monitors "Brillant" sei ein Mann durch das Feuer der Deutschen getötet worden. Einige hätten Verwundungen erlitten, während auf dem "Rinaldo" acht Matrosen verwundet worden seien. Der Bericht sagt weiter, daß deutsche Unterseeboote noch immer an der belgischen Küste tätig seien.
2)

 

Die belgischen Flüchtlinge in Frankreich

Paris, 31. Oktober. (W. B.)
Nach einer von dem Ministerium des Innern vorgenommenen Zählung beträgt die Zahl der nach Frankreich geflüchteten Belgier 400000 Personen.
2)

 

Der Krieg im Orient

Konstantinopel, 31. Oktober. (W B.)
Den Botschaftern Rußlands, Englands und Frankreichs sind die Pässe zugestellt worden. Der russische und der englische Botschafter reisen heute Abend, der französische morgen ab.

Berlin, 31. Oktober. (Priv.-Tel.)
Die türkische Botschaft in Berlin teilt amtlich mit: Unsere Flotte machte eine Ausfahrt in das Schwarze Meer. Dort trafen sie mit einem Teile der russischen Flotte zusammen. Die russische Flotte nötigte unsere Flotte zur Ausführung gewisser Manöver. In deren Verlauf bohrten wir zwei feindliche Kriegsschiffe in den Grund. Wir machten 83 Matrosen und 3 Offiziere zu Gefangenen. Auf unserer Seite ist keinerlei Verlust zu verzeichnen.

Amsterdam, 31. Oktober. (Priv.-Tel.)
Ein Lloyds-Telegramm aus London meldet, daß verschiedene, jedenfalls türkische Torpedoboote, deren Namen unbekannt sind, einen Angriff gegen Odessa unternahmen und das russische Kanonenboot "Donez" am Eingang des Hafens zum Sinken brachten. Ein Teil der Bemannung ertrank, wurde getötet oder verwundet. Drei russische Dampfboote und ein französisches Dampfboot wurden beschädigt und einige Einwohner getötet oder verwundet.

Petersburg, 31. Oktober. (Priv.-Tel.)
Die "Nowoje Wremja" schreibt: Ohne Kriegserklärung hat die Türkei Feindseligkeiten gegen Rußland begonnen; als sichere Freundin und Schülerin Deutschlands hat sie damit angefangen, daß sie die friedlichen Städte Feodosia und Noworossijsk beschoß. Die "Nowoje Wremja" fordert die Balkanvölker, die nur durch Rußlands Verdienst atmeten und lebten, auf, unzweideutig Stellung zu nehmen. Die Masken müßten fallen. Worte haben keinen Wert mehr; wer nicht für uns ist, ist wider uns! Das von uns befreite Bulgarien kann nicht Zuschauer in diesem Kampfe bleiben. Der leiseste Versuch eines Einverständnisses mit den Feinden Rußlands wird als Verrat, als die größte und schamloseste Lüge gegenüber den Slawen angesehen werden. Bulgarien muß zwischen der Türkei und Rußland wählen. Nach Beendigung des Krieges können nur diejenigen, die an den Opfern teilgenommen haben, beim Siegesmahl erscheinen. Rußland braucht sich über den neuen Feind, der in seiner Verblendung den Sinn für die Wirklichkeit verloren hat, nicht zu beunruhigen, aber dessen Handlungsweise wird die letzte Phase der Türkei als europäischer Großmacht beendigen.
2)

 

Der Angriff auf Tsingtau

Tokio, 31. Oktober. (W. B.)
Amtlich wird bekanntgegeben, daß der allgemeine Angriff auf Tsingtau von der Land- und Seeseite heute Vormittag begonnen hat.

Tokio, 31. Oktober (Havasmeldung.)
Die Festung von Tsingtau ist zerstört worden. Die Operationen werden mit allgemeinem Erfolge fortgesetzt.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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