Der Weltkrieg am 9. November 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Russische Niederlage am Wysztyter See - 4000 Russen gefangen

Großes Hauptquartier, 9. November, vormittags:
Wieder richteten gestern Nachmittag mehrere feindliche Schiffe ihr Feuer gegen unseren rechten Flügel, sie wurden aber durch unsere Artillerie schnell vertrieben.
Ein in den Abendstunden aus Nieuport heraus unternommener und in der Nacht wiederholter Vorstoß des Feindes scheiterte gänzlich.
Trotz hartnäckigsten Widerstandes schritten unsere Angriffe bei Ypern langsam, aber stetig vorwärts. Feindliche Gegenangriffe südwestlich von Ypern wurden abgewiesen und mehrere hundert Mann zu Gefangenen gemacht.
Im Osten wurde ein Angriff starker russischer Kräfte nördlich des Wysztyter Sees unter schweren Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. Die Russen ließen 4000 Gefangene und 10 Maschinengewehre in unseren Händen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Krieg gegen Serbien

Wien, 9. November. (W. B.)
Amtlich wird gemeldet:
Unsere Operationen auf dem südlichen Kriegsschauplatz nehmen einen durchaus günstigen Verlauf. Während jedoch unsere Vorrückung über die Linie Schabatz-Ljesnica an den stark verschanzten Bergfüßen auf zähesten Widerstand stieß, endeten die dreitägigen Kämpfe auf der Linie Loznica-Krupanj-Ljubovija bereits mit einem durchgreifenden Erfolge. Der hier befindliche Gegner bestand aus der serbischen dritten Armee, General Paul Sturm, und der ersten Armee, General Peter Bojawitsch, mit zusammen sechs Divisionen von 120000 Mann. Die beiden Armeen befinden sich nach dem Verlust der tapfer verteidigten Stellungen seit gestern auf dem Rückzuge nach Valjewo. Unsere siegreichen Korps erreichten gestern Abend Loznica, östlich der dominierenden Höhen des Hauptrückens der Sobolska Planina, südöstlich Krupanj. Es wurden zahlreiche Gefangene gemacht und Kriegsmaterial erbeutet.
2)

 

Der türkisch-russische Krieg

Konstantinopel, 9. November. (W. B.) 
Ein weiterer Bericht des Großen Hauptquartiers über den türkischen Sieg an der kaukasischen Grenze besagt: Während unsere Kavallerie über Kagysman gegen den Feind vorrückte, griff das Gros unserer Armee das russische Zentrum an, das stark war. Nach heftigstem, zweitägigem Kampfe wurde der Feind geschlagen. Unser Heer besetzte die vom Feinde verlassenen Stellungen

Athen, 9. November. (W. B.) 
Meldung der "Agence d´Athenes": Zwei englische Torpedobootszerstörer haben die Telegraphenstationen Sarmussakil und Ajusmand beschossen. Die Türken räumten Moskhonissia. Ein kleiner griechischer Dampfer unter englischer Flagge wurde von den Türken bei Aivali in Grund gebohrt. Die Griechen in Smyrna flohen, nachdem dort eine Panik ausgebrochen war, nach Vurla. Ein englischer Torpedobootszerstörer begab sich nach Aivali, um den englischen Konsul an Bord zu nehmen. Die türkischen Behörden lehnten es ab, ihn freizugeben.
2)

 

Depeschenwechsel zwischen Erzherzog Friedrich und Enver Pascha

Erzherzog Friedrich
Erzherzog Friedrich
Enver Pascha
Enver Pascha

Konstantinopel, 9. November. (W. B.) 
Der Oberkommandierende der österreichisch-ungarischen Armee, Erzherzog Friedrich, hat an den türkischen Kriegsminister Enver Pascha ein Telegramm gerichtet, in welchem er seine große Freude und Befriedigung ausdrückt, daß die Türkei an dem Kriege, den Österreich-Ungarn für die Gerechtigkeit und die Zivilisation unternommen hat, mit solchem Mute teilnehme. Der Erzherzog begrüßt den Kriegsminister als das wahre Haupt der ruhmreichen Armee, die gegen die gemeinsamen Feinde den Sieg davontragen werde, und fügt hinzu, er betrachte den Erfolg der ottomanischen Flotte als ein gutes Vorzeichen.
Schließlich spricht der Erzherzog dem Kriegsminister Enver Pascha und dem Marineminister Dschemal Pascha, dem es in so kurzer Zeit gelungen sei, eine so tüchtige Flotte zu schaffen, die herzlichsten Glückwünsche aus.
Enver Pascha erwiderte mit einem Telegramm, in dem er dem Erzherzog für die Glückwünsche dankt und den Wunsch ausdrückt, der Allmächtige möge den Ottomanen und ihren Waffenbrüdern, die gegen die Feinde des Rechts und der Humanität Krieg führen, den Sieg verleihen. Das Telegramm schließt mit den Worten: Wir haben mit großem Vertrauen die Waffen ergriffen, um für Millionen Unschuldige die Freiheit zu erringen.
2)

 

Die Sperrung der Nordsee

Die nebenstehende Kartenskizze veranschaulicht  die von der englischen Admiralität verfügte Maßnahme, durch die die Nordsee östlich von England als militärisches Gebiet erklärt
und östlich einer Linie, die von der Nordspitze der Hebriden durch die Faröer-Inseln nach Island geht, für die neutrale Schiffahrt gesperrt wird. Die schwarze Linie zeigt den Weg an, der den Schiffen von und nach Norwegen von der Admiralität vorgeschrieben ist.

Amsterdam, 9. November. (W. B.) 
Das "Utrechtsche Dagblad" veröffentlicht einen Artikel von Professor de Louter, in welchem dieser schreibt: Die englische Erklärung der Nordsee als militärisches Gebiet widerspricht dem Grundprinzip der Freiheit der offenen See sowie der Nordsee-Erklärung der Mächte vom 24. April 1908. Die Maßregel ist beispiellos.
Sie trifft den neutralen Handel ins Herz, in erster Linie den der Niederlande, Dänemarks und Norwegens, aber auch den der Vereinigten Staaten. Der Verfasser fragt, ob nicht die Neutralen sich zu einem nachdrücklichen Protest vereinigen und die Vereinigten Staaten die Rolle des Beschützers der neutralen Staaten übernehmen könnten.

Karte zum 1. Weltkrieg

Der 1. Weltkrieg im November 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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