Der Weltkrieg am 4. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Abgewiesene französische und russische Angriffe

Großes Hauptquartier, 4. Dezember, vormittags.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz wurden französische Angriffe gegen unsere Truppen in Flandern wiederholt abgewiesen, ebenso in Gegend nordwestlich Altkirch, wo die Franzosen bedeutende Verluste hatten.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz sind feindliche Angriffe östlich der Masurischen Seenplatte unter großen Verlusten für die Russen abgeschlagen.
Unsere Offensive in Polen nimmt normalen Verlauf.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Kaiser wieder in Berlin

Großes Hauptquartier, 4. Dezember. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser ist gestern Abend zu kurzem Aufenthalt in Berlin eingetroffen.
2)

 

Der Landsturm zweiten Aufgebots wird aufgerufen

Berlin, 4. Dezember. (W. B.)
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung, wodurch der aus dem Landsturm ersten Aufgebots übergetretene Landsturm zweiten Aufgebots zur Anmeldung zur Landsturmrolle aufgerufen wird. Gleichzeitig wird eine Bekanntmachung des Reichskanzlers bekanntgegeben, wonach der Aufruf des Landsturms zunächst lediglich die Herbeiführung der Eintragung in die Listen bezweckt. Die Anmeldung hat in der Zeit vom 16. bis einschließlich 20. Dezember 1914 zu erfolgen.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Krieg gegen Serbien

Wien, 4. Dezember. (W. B.)
Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich gemeldet:
Die Besitzergreifung von Belgrad erfolgte gestern in feierlicher Weise Der Vormarsch unserer Kräfte geht am nördlichen Teile der Front kampflos vorwärts, wobei gestern 300 Mann zu Gefangenen gemacht wurden. Westlich und südwestlich von Arandjelowatsch stellten sich dem Vordringen unserer Truppen starke feindliche Kräfte entgegen, welche durch heftige Angriffe, die insgesamt abgewiesen wurden, versuchen, den Rückzug der serbischen Armeen zu decken.
2)

 

 Der türkische Heeresbericht:

Der Krieg im Orient

Konstantinopel, 4. Dezember. (W. B.)
Mitteilung aus dem Hauptquartier:
Unsere Truppen haben in der Gegend am Tschorok und bei Adschara alle Tage neue Erfolge. In nördlicher Richtung vorgehend, sind sie in Adschara eingedrungen und südöstlich von Batum vorgerückt. Ostwärts vorgehend, gelangten sie in die Gegend von Ardakhan. Bei einem Kampfe westlich von Ardakhan erbeuteten sie mit anderen Waffen ein Maschinengewehr. Die Russen gingen auf Ardakhan zurück.

Konstantinopel, 4. Dezember. (W. B.)
Das Hauptquartier veröffentlichte gestern folgendes Communique:
Nach russischen amtlichen Mitteilungen vom 29. November wäre die Sinai-Halbinsel von unseren Truppen vollständig geräumt worden. Ferner sollen zwei unserer an der kaukasischen Grenze operierenden Divisionen in ihrem Bestande auf die Hälfte gesunken und einige unserer Bataillone vollständig vernichtet sein. Es wird behauptet, der Divisions-Kommandeur sei getötet und ein zweiter desertiert. Der für uns siegreich verlaufene Kampf in allernächster Nähe des Suezkanals zwischen unseren Truppen und den Engländern, der damit endete, daß auf der Seite der Engländer zwei Offiziere und zahlreiche Soldaten getötet wurden und eine große Zahl Gefangener in unsere Hände fiel, genügt, um zu beweisen, daß sich die Sinai-Halbinsel in unserem Besitz befindet. Was die Meldungen von ungeheuren Verlusten unserer an der kaukasischen Grenze kämpfenden Einheiten und den Tod eines Divisionskommandeurs betrifft, so sind diese vollständig falsch. Die Meldung von der Desertion eines Divisionskommandanten verdient nicht einmal dementiert zu werden. - Die in Tiflis aus russischer Quelle verkündete Nachricht, daß ein deutscher General, 14 andere deutsche Offiziere und drei österreichisch-ungarische Offiziere, die sich unter den am 24. November in den Kämpfen an der kaukasischen Grenze gemachten Gefangenen befinden sollen, in Tiflis eingetroffen seien, ist gleichfalls reine Erfindung.
2)

 

Frankreich ruft Jahresklasse 1916 ein

Paris, 4. Dezember. (Priv.-Tel.)
Nach der Jahresklasse 1915 beruft Frankreich nun auch die Jahresklasse 1916 ein und zwar auf Mitte Februar. Wenn auch diese Rekruten nicht sofort in den Krieg geschickt werden sollen, so scheint doch aus der getroffenen Maßregel hervorzugehen, daß Frankreich noch mit einer langen Kriegsdauer rechnet. Im Westen sind beide Gegner auf mehreren Parallellinien so fest verschanzt, daß selbst die heftigsten Kämpfe (nach französischer Überzeugung) nur leichte Änderungen der Linien bewirken könnten; unter diesen Umständen genüge selbst ein Jahr nicht, um die Deutschen aus dem Lande hinauszuwerfen.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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