Zu
dieser Meldung schrieb die "Frankfurter Zeitung":
Bei den Falkland-Inseln, im Osten der Magelhaes-Straße und des
südlichsten Zipfels von Südamerika, sind am vergangenen Dienstag
fünf deutsche Kriegsschiffe, deren Namen durch manche kühne
Fahrt und durch ihren großen Sieg vor der chilenischen Küste
in aller Munde waren, in einem schweren Kampf gestanden. Drei deutsche
Kreuzer wurden dabei vernichtet. Ein kostbares Gut ist uns verloren gegangen.
Prächtige, tatenfrohe Menschen haben den Tod erlitten, und ein Millionenwert
liegt im Meer begraben. Eine Schlacht zu Lande, ein einziger Tag, wenige
Stunden vielleicht, mögen schwerere Opfer von uns fordern und größere
Werte zerstören. Wir tragen sie stumm, weil uns das Leben durch diesen
Krieg hart gemacht hat. Aber unsere Flotte, dieses junge Geschöpf,
das wir in wenigen Jahrzehnten aus einem Nichts entstehen sahen, das im
Neid und Haß unserer Feinde heranwuchs und, durch die stete Bedrohung
gestählt, mächtig an Rumpf und Gliedern zunahm, ist uns mehr
als ein furchtbares Rüstzeug des Krieges geworden. Mit dem Besten,
was wir an Stahl und Seele hatten, ausgestattet, trug es das Abbild einer
wehrhaften Kultur über die fremden Gewässer. Unsere Kreuzer,
die an den fernen Gestaden anlegten, sollten keine schwimmenden Festungen
sein; mit der wunderbaren Präzision ihrer Technik, mit der beispiellos
organisierten kleinen Welt von Dingen und Geschehnissen, die in den engen
Rümpfen leben, und mit den schmucken, frischen Gesellen, die dort
draußen an Land gingen, brachten unsere Schiffe einen kräftigen
Hauch deutschen Geistes in die Fremde. Wer je im Ausland Zeuge solcher
Besuche war, wird voll empfinden können, was eigentlich ihr Wert
und was der letzte Grund für die Freude sei, die das deutsche Volk
an seiner Flotte hat. Es ist nichts Anmaßendes, nichts wie "Seeherrschaft".
Nur die innere Freude: dies ist unser.
Als der Krieg kam, sagten wir uns, daß die Tage unserer überseeischen
Geschwader und Stationsschiffe gezählt seien. Wir mußten mit
dem Schlimmsten rechnen, denn unsere Kreuzer waren von übermächtigen
Feinden umringt. Aber es vergingen Wochen und Monate, ehe sich der Schaden
für uns mehrte. Und diese Monate brachten immer wieder die freudigsten
Botschaften von verwegenen Streichen, von Kaperei, Beschießung fremder
Häfen und Vernichtung feindlicher Handels- und Kriegsschiffe, und
vor einem Monat gar die Nachricht von einem großen Sieg bei Coronel,
wo eben dieses Geschwader, das sich aus verschiedenen Meeren vor Chile
gesammelt hatte - nur die "Nürnberg" hatte nicht am Kampf
teilgenommen - eine Gruppe englischer Panzerschiffe und kleiner Kreuzer
vernichtend schlug, sodaß zwei Panzerkreuzer sanken und zwei kleinere
Schiffe schwer beschädigt wurden. Nun machten Dutzende von Kriegsfahrzeugen
in allen Größen und mit den Flaggen fast aller unserer Feinde
auf das Geschwader Jagd, das unter der ausgezeichneten Führung des
Grafen Maximilian Spee zu großem Ruhm gekommen war. Unendlich schwere,
aufreibende Wochen mögen die Tapferen durchlebt haben, ehe sie von
der Meute nach langer Fahrt um die Südspitze Amerikas bei den Falkland-Inseln
gestellt und niedergekämpft worden sind. Noch wissen wir nicht, wie
ihr Ende war, und es wird lange dauern, bis wir aus deutschem Mund die
Erzählung über die letzten Stunden hören werden. Wir wissen
nur so viel: sie sind ruhmvoll untergegangen.
"Die englischen Verluste sind nicht groß, so sagt die Reutermeldung.
Man wird ruhig annehmen können, daß sie beträchtlich sind
und daß zu den 24200 Tonnen, die den Rauminhalt der beiden vor Coronel
gesunkenen englischen Panzerkreuzer - die damals beschädigten Schiffe
nicht eingerechnet - ausmachen, noch eine erhebliche Zahl hinzugerechnet
werden darf. Aber selbst ohne die neuen Opfer steht der nach Tonnen berechnete
Gewinn des Geschwaders des Grafen Spee bei seinem ersten Gefecht dem Verlust
in dem zweiten nur wenig nach. Die Zahl der Toten dürfte aber auf
der englischen Seite größer sein, denn wir hoffen, daß
es den Engländern gelungen ist, zahlreiche Schiffbrüchige zu
retten. Der Materialverlust, der unsere Flotte getroffen hat, ist gewiß
nicht gering. Aber jetzt, wo der kühne Streifzug der drei Kreuzer
ein Ende gefunden hat, dürfen wir das nicht vergessen, was wir uns
seit Monaten schon sagen mußten und gesagt haben: auf die Dauer
können sich diese einsamen Schiffe nicht halten. Sie haben ihr Werk
vollbracht, besser, als wir es je hoffen konnten. Sie haben dem Feind
Schrecken und Sorgen bereitet und großen Schaden zugefügt.
Ihre kühnen Fahrten und ihr ehrenvoller Untergang haben alles erfüllt,
was wir im Krieg von unseren Auslandsschiffen wünschen können.
Die großen Kreuzer "Scharnhorst" und "Gneisenau"
gehörten zusammen mit den kleinen Kreuzern "Emden" und
"Nürnberg" zur ostasiatischen Station; sie hatten sich
bekanntlich rechtzeitig der Einschließung in der Bucht von Kiautschou
entzogen. Der kleine Kreuzer "Leipzig" war auf der westamerikanischen,
"Dresden" auf der ostamerikanischen Station tätig. "Scharnhorst"
und "Gneisenau" waren beide 1906 vom Stapel gelaufen und hatten
gleiche Größenverbältnisse, Armierung und Besatzung; nur
ihre Geschwindigkeit war verschieden, bei "Scharnhorst" 23.8,
bei "Gneisenau" 22.5 Seemeilen, also wesentlich geringer als
die Geschwindigkeit der modernen Panzerkreuzer. Sie hatten 11600 Tons
Wasserverdrängung und waren mit je 8 21 Zentimeter-, 6 15 Zentimeter-
und 18 8.8 Zentimeter-Kanonen armiert. Die Besatzung jedes Kreuzers betrug
764 Mann. "Leipzig", ein kleiner Kreuzer aus dem Jahre 1905,
faßte 3250 Tons und hatte 23.5 Seemeilen Geschwindigkeit. Er war
mit 10 Geschützen von 10.5 Zentimeter Kaliber ausgerüstet und
mit 322 Personen bemannt. Der kleine Kreuzer "Dresden", 1907
vom Stapel gelaufen, faßt 3650 Tons, hat 24.5 Seemeilen Geschwindigkeit,
ist mit 12 Geschützen von 10.5 Zentimeter Kaliber versehen und hat
361 Mann Besatzung. "Nürnberg", Stapellauf 1906, Größe
3470 Tons, Geschwindigkeit 23 Seemeilen, hat 10 Geschütze von 10.5
Zentimeter Kaliber und eine Besatzung von 322 Mann.
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