Der Weltkrieg am 18. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die erfolglose französische Offensive

Großes Hauptquartier, 18. Dezember.
Der Kampf bei Nieuport steht günstig, ist aber noch nicht beendet.
Angriffe der Franzosen zwischen La Bassée und Arras sowie beiderseits der Somme scheiterten unter schweren Verlusten für den Gegner. Allein an der Somme verloren die Franzosen 1200 Gefangene und mindestens 1800 Tote. Unsere eigenen Verluste beziffern sich dort auf noch nicht 200 Mann.
In den Argonnen trugen uns eigene, gut gelungene Angriffe etwa 750 Gefangene und einiges Kriegsgerät ein.
Von dem übrigen Teil der Westfront sind keine besonderen Ereignisse zu melden.
An der ost- und westpreußischen Grenze ist die Lage unverändert.
In Polen folgen wir weiter dem weichenden Feinde.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Feindliche Flieger über Lothringen 

Saarburg (Lothringen), 18. Dezember. (W. B.) 
In der vergangenen Nacht gegen 12 Uhr überflogen zwei feindliche Flugzeuge die Stadt und warfen insgesamt zehn Bomben ab. Dabei wurden ein Ulanenunteroffizier und ein Ulan auf offener Straße getötet und ein Dienstmädchen so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Der angerichtete Materialschaden ist ziemlich bedeutend. Auch in Heming warfen die Flieger zwei Bomben ab, ebenso auf die Bahnstation Rieding.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erstürmung von Piotrkow und Przedborz durch die österreichisch-ungarischen Truppen

Wien, 18. Dezember, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Die geschlagenen russischen Hauptkräfte werden auf der ganzen über 400 Kilometer weiten Schlachtfront von Krosno bis zur Bzuramündung verfolgt. Gestern wurde der Feind auch aus seinen Stellungen im nördlichen Karpathenvorlande zwischen Krosno und Zakliczyn geworfen. Am unteren Dunajetz stehen die verbündeten Truppen im Kampf mit den feindlichen Nachhuten.
In Südpolen vollzog sich die Vorrückung bisher ohne größere Kämpfe. Piotrkow wurde gestern vom k. u. k. Infanterieregiment Wilhelm I. Deutscher Kaiser und König von Preußen Nr. 34, Przedborz gestern von Abteilungen des Nagyszebener Infanterie-Regiments Nr. 31 erstürmt.
Die heldenmütige Besatzung von Przemysl setzte ihre Kämpfe im weiteren Vorfelde der Festung erfolgreich fort. Die Lage in den Karpathen hat sich noch nicht wesentlich geändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
1)

 

 Der türkische Heeresbericht:

Der Krieg im Orient

Konstantinopel, 18. Dezember. (W. B.)
Amtlich wird gemeldet:
Die russischen Truppen versuchten unter dem Schutz von Geschützen und Maschinengewehren auf dem linken Ufer des Tschorok vorzugehen, wurden aber nach fünfstündigem Kampfe zurückgetrieben. Nach der Schlacht bei Sarail, die für die türkischen Truppen glücklich endete, haben diese die Verfolgung des Feindes ohne Unterlaß fortgesetzt. Türkische Kavallerie traf fünfzehn Kilometer westlich von Kotur auf den Feind, griff ihn, ohne das Eintreffen ihrer Infanterie abzuwarten, an und verjagte ihn in der Richtung auf Razi und Kotur.
2)

 

Ägypten britisches Protektorat

London, 18. Dezember. (Priv.-Tel.) 
Reuter meldet:
Ägypten ist zum britischen Protektorat erklärt worden.
2)

 

Die Königs-Zusammenkunft in Malmö

Malmö, 18. Dezember. (Priv.-Tel.) 
Von kompetenter Seite wird mir über das Programm der Königsberatungen mitgeteilt: Wenn es auch möglich ist, daß die Beratungen später auf ein exklusiv politisches Gebiet herüberspielen, so ist doch die Gemeinsamkeit auf handelspolitischem Gebiet als Ausgangspunkt der Verhandlungen anzusehen. Die Grundlagen des jetzt geplanten Übereinkommens sind in dem Vertrag von 1912 zu suchen, in dem die drei nordischen Königreiche sich bereits verpflichteten, einander die von jeder Regierung getroffenen Neutralitätsmaßnahmen mitzuteilen. Jetzt wünscht man auf Initiative des schwedischen Königs die Garantieerklärung der Regierungen über die neutrale Bestimmung der Schiffsfrachten auf eine breitere Grundlage zu setzen, derart, daß beispielsweise die dänische Regierung für die neutrale Bestimmung norwegischer oder schwedischer Fracht auf einem dänischen Schiff bürgen kann. Durch die Schaffung eines gemeinsamen skandinavischen Garantiescheines, der die Waren aller drei Königreiche deckt, wird nicht nur der Handel für die neutralen Nordstaaten, sondern auch den Kriegführenden die Untersuchung erleichtert.

Malmö, 18. Dezember. (Priv.-Tel.) 
In der unscheinbaren Residenz des Landeshauptmanns Grafen de la Gardie sind die drei skandinavischen Könige, begleitet von ihren Ministern des Auswärtigen, zur Konferenz zusammengetreten. Die Stadt Malmö trägt reichen Flaggenschmuck, wobei das schwedische und das dänische Kreuz vorwiegt. Die drei Monarchen kamen in bürgerlicher Kleidung an. Die erste Sitzung beginnt um ½ 12 Uhr und dauert bis ½ 2 Uhr; alsdann folgt ein kurzes Frühstück, wobei die Studenten der nahen Universität Lund Gesangsvorträge darbieten. Die Verhandlungen werden alsdann von ½ 3 bis ½ 7 Uhr fortgesetzt. Am Abend findet im Kunstsaal des Rathauses ein Galakonzert statt. Die Beratungen nehmen morgen früh ihren Fortgang.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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