Der Weltkrieg am 25. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Starke Verluste der Franzosen

Großes Hauptquartier, 25. Dezember, vormittags.
In Flandern herrschte gestern im allgemeinen Ruhe. Östlich Festubert wurde den Engländern anschließend an die am 20. Dezember eroberte Stellung ein weiteres Stück ihrer Befestigungen entrissen.
Bei Chivy nordöstlich Vailly hoben unsere Truppen eine feindliche Kompanie aus, die sich vor unserer Stellung eingenistet hatte. 172 Franzosen wurden hierbei gefangengenommen. Bei dem Versuch, die Stellung uns wieder zu entreißen, hatte der Feind starke Verluste. Französische Angriffe bei Souain und Perthes sowie kleinere Vorstöße nordwestlich Verdun und westlich Apremont wurden abgewiesen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Zurückdrängung der Russen bei Lisko

Wien, 25. Dezember, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatze wurde gestern auf einem großen Teile der Front weitergekämpft. Unsere Kräfte im Nagy-Ag- und Latorczagebiete wiesen mehrere Angriffe unter schweren Verlusten des Feindes ab. Nächst des Uzsoker Passes nahmen wir eine Grenzhöhe. In Galizien wurde der Gegner weiter gegen Lisko zurückgedrängt. Zwischen Wislok und Biala hingegen setzte er seine Angriffe den ganzen Tag und mit besonderer Intensität am Weihnachtsabend und in der Heiligen Nacht fort. Am Dunajec und an unserer unveränderten Front in Russisch-Polen fanden teils Artilleriekämpfe statt, teils herrschte Ruhe.
Im Norden wie im Süden gedenken unsere braven Truppen dankbar der Heimat, die so reiche Weihnachtsgaben sandte. Daß sich auch die Fürsorge des Deutschen Reiches an diesem Werke mit großen Spenden beteiligte, wurde als neuer Beweis der innigen Zusammengehörigkeit der verbündeten Heere warm empfunden.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor. 1)

 

Die Italiener besetzen Valona

Valona, 25. Dezember.
Meldung der "Agenzia Stefani": Seit einigen Tagen hatte man Nachricht, daß sich hier Bewegungen mit nicht ganz klaren Zielen, aber mit der Tendenz auf Umsturz jeder Autorität vorbereiteten. Eine Verordnung der Ortsbehörde hatte das Waffentragen allgemein untersagt, um einer Agitation, welche die Vertreibung der Flüchtlinge und ihre Rücksendung nach Epirus bezweckt, entgegenzutreten. Gestern in der Morgendämmerung wurde die Bevölkerung durch Schüsse in verschiedenen Teilen der Stadt in Aufregung versetzt. Die italienische Kolonie flüchtete in das italienische Konsulat und der italienische Konsul hat den Admiral Patris um Landung von Matrosen von dem Linienschiff "Sardegna" gebeten. Die italienischen Matrosen gingen ohne Zwischenfall an Land. Der Befehlshaber der Gendarmerie der Stadt und andere Persönlichkeiten besuchten den italienischen Konsul und brachten ihm ihre Dankbarkeit für das, was Italien für Valona tue, zum Ausdruck; sie besprachen die Mitarbeit der Bevölkerung. Die Matrosen nahmen die Stadt friedlich in Besitz. Es herrscht vollständige Ruhe.

Durazzo, 25. Dezember. ("Agenzia Stefani") 
Essad Pascha ist mit Rücksicht auf die schwierigen Verhältnisse, die im Innern Albaniens, besonders in Tirana und Umgebung herrschen, nach Kroja abgereist, wo er sich zu den dort versammelten Streitkräften begeben wird. Weitere Streitkräfte werden mit dem Dampfer "Citta di Bari" abgehen.
2)

 

Japan

London, 25. Dezember. (W. B )
Die "Times" meldet aus Tokio vom 21. Dezember: Der Plan der Regierung, die Armee auszubauen, bildet den einzigen Grund für die Meinungsverschiedenheit unter den politischen Parteien. Da es der Majorität nicht gelang, das Kabinett durch einen Angriff auf seine auswärtige Politik und den Vorwurf, daß Japan sich England unterordne, zum Wanken zu bringen, wird sie Samstag, wenn die Armeevorlage zur Sprache kommt, gegen die Regierung in Opposition treten. Sollte die Regierung unterliegen, so würde das Haus aufgelöst werden; die Neuwahlen würden im März, die Wiedereröffnung des Hauses im Mai stattfinden.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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