Der Weltkrieg am 2. Januar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

 Französische Angriffe in den Argonnen abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 2. Januar.
Feindliche Angriffe gegen unsere Stellungen in und an den Dünen nördlich Nieuport wurden abgewiesen. In den Argonnen machten unsere Truppen auf der ganzen Front weitere Fortschritte. Heftige französische Angriffe nördlich Verdun sowie gegen die Front Ailly-Apremont, nördlich Commercy, wurden unter schweren Verlusten für die Franzosen abgeschlagen; drei Offiziere und 100 Franzosen wurden gefangen genommen. Es gelang unseren Truppen hierbei, den heiß umstrittenen Bois Brulé ganz zu nehmen. 
Kleinere Gefechte südwestlich von Saarburg hatten den von uns gewünschten Erfolg.
Die Franzosen beschießen in der Zeit systematisch die Orte hinter unserer Front. Im Unterkunftsraum einer unserer Divisionen gelang es ihnen, 50 Einwohner zu töten. 
Die französischen amtlichen Berichte melden, daß die Franzosen in dem Dorfe Steinbach Schritt für Schritt vorwärts kämen. Von Steinbach ist unsererseits kein Haus verloren, sämtliche französischen Angriffe auf den Ort sind zurückgewiesen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der ostpreußischen Grenze ist die Lage unverändert.
Östlich Bzura- und Rawka-Abschnitt gingen unsere Angriffe bei einigermaßen günstiger Witterung vorwärts.
In Polen östlich der Pilica keine Veränderung.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Kämpfe in den Karpathen

Wien, 2. Januar mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Die allgemeine Lage ist unverändert. Nach den erbitterten Kämpfen in den letzten Tagen im Raume südlich Tarnow und in den mittleren Karpathen ist vorübergehend Ruhe eingetreten. Die am Uzsoker Paß kämpfende Gruppe wurde vor überlegenen feindlichen Kräften von den Kammhöhen etwas zurückgezogen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Deutschland und die Türkei

Generalfeldmarschall v. d Goltz
Generalfeldmarschall v. d Goltz

Konstantinopel, 2. Januar. (W. B.)
Der "Tanin" veröffentlicht ausführliche Äußerungen des Generalfeldmarschalls v. d Goltz Pascha, in welchen dieser sich sehr zuversichtlich über die Zukunft der Türkei ausspricht. V. d. Goltz erklärte, die türkische Armee habe seit seinem letzten Besuche in Konstantinopel große Fortschritte gemacht und werde sich noch mehr entwickeln, so daß die Türkei von ihr die größten Dienste erwarten dürfe. Man dürfe nicht die Ereignisse des Balkankrieges in Betracht ziehen. Er hoffe, daß die türkisch - deutsche Waffenbrüderschaft in hohem Maße dazu beitragen werde, daß die türkische Armee ihren alten Ruf und ihre alte Kraft wiedergewinne. "Was uns Deutschen am meisten Vergnügen bereitet", so sagte v. d Goltz ",ist daß wir den Osmanen Freundschaftsdienste erweisen können. Dank der gemeinsamen Bemühungen werden sich die beiden Armeen immer inniger verbrüdern und den Sieg davontragen. Die engen militärischen Bande zwischen den europäischen Zentralmächten und der Türkei bilden ein bedeutsames Unterpfand des Friedens. Alle Osmanen müssen fest überzeugt sein, daß sie schließlich siegen werden, denn eine solche Überzeugung ist wichtig für den Erfolg, während Pessimismus der Feind des Erfolges ist. Die Lage der deutschen Armee ist ausgezeichnet. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Russen rücken die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen langsam, aber beständig vor. Wir fürchten die französische Offensive nicht, von der man so viel spricht. Wir Deutschen werden bis zum letzten Atemzuge durchhalten mit einer Treue, die der Waffenbrüderschaft der mit uns treuverbündeten osmanischen Armee würdig ist."

 

Die Übergabe von Duala

Amsterdam, 2. Januar. (Priv.-Tel.)
In der "Morning Post" erzählt ein Offizier des Transportschiffes "Appam" die Übergabe von Duala. Die "Appam", die von der "Cumberland" begleitet wurde, erhielt in Lagos, wo sechs Transportschiffe lagen, Verstärkung. Dort schloß sich noch der französische Kreuzer "Admiral Bruix" und weitere Verstärkungen bei Forcados und Old Calabar an, daß die Expedition schließlich 10000 Mann stark war. Inzwischen hatte bereits das Kanonenboot "Dwarf" begonnen, die deutschen Minen im Dualafluß aufzuräumen, der zudem durch versenkte Boote gesperrt war. Auch die Leuchtbojen wurden ausgelöscht. Eine Batterie, die Feuer auf das Kanonenboot eröffnete, wurde zum Schweigen gebracht. Am 26. September ging eine Patrouille unter Oberst Georges vor. Angesichts der außerordentlichen Übermacht ergaben sich die Deutschen, nachdem vorher Kapitulationsversuche von den Engländern abgelehnt waren. Duala wurde darauf von französischen und englischen Abteilungen besetzt. Inzwischen hatten Eingeborene mit der Plünderung begonnen. Doch sofort nach Ankunft der Truppen wurde die Ordnung wiederhergestellt. Die im Hafen lagernden meist der Woermann-Linie gehörenden Schiffe wurden zur Beute gemacht. 362 Gefangene, darunter 81 Frauen und 33 Kinder, wurden an Bord der "Appam" gebracht.

 

Besetzung der Walfischbai

Kapstadt, 2. Januar. (W. B.)
Die Walfischbai wurde zu Weihnachten von einer starken Abteilung südafrikanischer Soldaten besetzt. Die Landungen fanden gleichzeitig bei der Niederlassung und dem Ausladeort statt. Widerstand wurde nicht geleistet.

 

S. M. S. "Emden"
S. M. S. "Emden"

Der letzte Kampf der "Emden"

London, 2. Januar. (W. B.)
Der von der Admiralität veröffentlichte Bericht des Kapitäns Glaccop von der "Sydney" über den Untergang der "Emden" besagt:

Auf einer Patrouillenfahrt erhielten wir ein Funkentelegramm von den Cocos-Inseln, worauf wir sogleich - 7 Uhr morgens - mit Volldampf Kurs auf die Inseln nahmen. Wir erreichten bald eine Geschwindigkeit von 20 Knoten, sichteten um 9 Uhr 15 Min. Land und sahen fast unmittelbar darauf den Rauch der "Emden", die mit großer Geschwindigkeit auf uns zukam. Sie eröffnete das Feuer um 9 Uhr 50 Min. Ich hielt mich in möglichst großem Abstande, um den Vorteil auszunutzen, daß ich weitertragende Geschütze hatte. Das Feuer der "Emden" war zu Beginn des Gefechtes sehr genau und schnell, ließ jedoch bald nach. Alle Verluste an Bord der "Sydney" fielen in den Anfang des Gefechtes. Der erste Schornstein der "Emden" wurde zuerst weggeschossen, darauf der vorderste Mast. An Bord brach ein schwerer Brand aus Nachdem der zweite und schließlich auch der dritte Schornstein umgefallen war, hielt das Schiff auf den Strand zu. Wir gaben noch zwei Salven auf die "Emden" ab und nahmen dann die Verfolgung eines Handelsschiffes auf, das sich während des Gefechts uns näherte. Es war das erbeutete britische Kohlenboot "Burask", mit einigen Deutschen und Chinesen bemannt Die Deutschen bohrten ein Leck in das Schiff, das bald sank. Die "Sydney" kehrte sodann zu der "Emden" zurück und rettete die im Wasser liegenden Mannschaften. Der deutsche Kreuzer hatte noch die Flagge im Top. Wir fragten: "Wollt Ihr Euch ergeben?" und erhielten keine Antwort, sodaß wir wider Willen genötigt waren, um ½5 Uhr das Feuer wieder zu eröffnen. Fünf Minuten später stellten wir das Feuer ein und begannen zu retten, was zu retten war. Am folgenden Tag hatte ein Offizier eine Unterredung mit dem Kapitän der "Emden". Es wurde beschlossen, die Verwundeten und Gefangenen herüberzubringen, was wegen der starken Brandung schwierig war. Der Zustand der "Emden" war unbeschreiblich. Die Verluste an Bord der "Sydney" betrugen vier Tote und zwölf Verwundete. Von der "Emden" waren acht Offiziere und 111 Mannschaften verwundet; 11 Offiziere und 200 Mann wurden gefangengenommen; unter den Gefangenen befanden sich 54 Verwundete. Die Beschädigungen der "Sydney" sind sehr gering; das Schiff wurde zehnmal getroffen."

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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