Der Weltkrieg am 3. Januar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

 Ein russischer Stützpunkt in Westpolen genommen

Großes Hauptquartier, 3. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Vor Westende erschienen gestern mittag einige von Torpedobooten begleitete feindliche Schiffe, ohne zu feuern.
Auf der ganzen Westfront fanden Artilleriekämpfe statt , ein feindlicher Infanterieangriff erfolgte nur nordwestlich St. Ménehould, der unter schwersten Verlusten für die Franzosen abgeschlagen wurde.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Polen westlich der Weichsel gelang es unseren Truppen nach mehrtägigem harten Ringen, den besonders stark befestigten Stützpunkt der russischen Hauptstellung, Borzymow, zu nehmen, dabei tausend Gefangene zu machen und sechs Maschinengewehre zu erbeuten. In drei Nachtangriffen versuchten die Russen, Borzymow zurückzugewinnen, ihre Angriffe wurden unter großen Verlusten abgewiesen.
Auch östlich Rawa kam unser Angriff langsam vorwärts.
Die in den russischen Berichten mehrfach erwähnten russischen Erfolge bei Inowlodz sind glatt erfunden. Sämtliche russischen Angriffe in jener Gegend sind sehr verlustreich für die Russen abgewiesen und gestern nicht wiederholt worden. 
Im Übrigen ist die Lage östlich der Pilica unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erstürmung einer Höhe bei Gorlice

Wien, 3. Januar. 
Amtlich wird verlautbart: 
Die abermaligen Versuche des Feindes, unsere Schlachtfront westlich und nordwestlich Gorlice zu durchbrechen, scheiterten wieder unter schweren Verlusten des Gegners. Während dieser Kämpfe die den ganzen Tag andauerten, wurde eine vielumstrittene Höhe südlich Gorlice von unseren Truppen im Sturme genommen, ein feindliches Bataillon niedergemacht, ein Stabsoffizier, vier Subalternoffiziere und achthundertfünfzig Mann gefangen, zwei Maschinengewehre erbeutet. Auch ein Aeroplan des Gegners, der herabgeschossen wurde, gehört zur Siegesbeute.
An der übrigen Front keine Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht: 

Vormarsch der Türken im Kaukasus

Konstantinopel, 3. Januar. 
Das Große Hauptquartier teilt mit. Die Kaukasus-Armee setzt ihren siegreichen Vormarsch fort. Ein Teil unseres Heeres, der bis Sarikamisch vorrückte, trug nach erbitterter Schlacht einen endgültigen Sieg davon. Seit dem 25. Dezember haben unsere Truppen mehr als 2000 Russen gefangen genommen, 8 Kanonen, 13 Schnellfeuergeschütze, große Mengen Waffen und Munition, sowie Kriegsmaterial und Lebensmittel erbeutet. Unsere Truppen bemächtigten sich zwischen Sarikamisch und Kars zweier Militärzüge samt ihrer Ladung und zerstörten die Eisenbahnlinie Sarikamisch - Kars. Unsere Truppen, die weiter nordwärts operierten, haben einen neuen Erfolg davongetragen. Unsere Truppen, die von Taschkend auf russisches Gebiet vorrücken, haben ein russisches Bataillon in einer Schlacht unter Feuer genommen; die Russen verloren 200 Tote und 400 Gefangene, der Rest wurde zerstreut.

 

Die tapfere Restmannschaft der "Emden"

Basel, 3. Januar. 
Den "Baseler Nachrichten" zufolge ist aus Mailand eine Meldung aus Schanghai eingetroffen, daß der Hafenkapitän von Rangun in Britisch-Birma die die benachbarten Gewässer befahrenden Schiffe vor dem Dreimaster "Agosha" gewarnt habe, welcher mit deutschen Matrosen, dem Reste der Besatzung der "Emden", und vier Maschinengewehren an Bord seine Operationen gegen die Handelsschiffahrt fortsetze und bereits viele Küstenfahrzeuge versenkt habe; auch der Kohlendampfer "Oxford" sei von den Deutschen genommen und in einen Hilfskreuzer umgewandelt worden. Diese Schiffe seien der Verfolgung durch die Flotte der Verbündeten bisher immer entronnen.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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