Der Weltkrieg am 18. Januar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Russen bei Radzanow zurückgeschlagen

Großes Hauptquartier, 18. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In Gegend Nieuport nur Artilleriekampf. feindliche Angriffsbewegungen sind in den letzten Tagen nicht wahrgenommen. An der Küste wurden an mehreren Stellen englische Minen angeschwemmt.
Bei La Boiselle, nordöstlich Albert, warfen unsere Truppen im Bajonettangriff die Franzosen, die sich im Kirchhof und im Gehöft südwestlich davon wieder festgesetzt hatten, heraus und machten 3 Offiziere, 100 Mann zu Gefangenen. 
Im Argonnerwald wurden mehrere französische Gräben erobert und die französischen Besatzungen fast aufgerieben. Ein Angriff der Franzosen auf unsere Stellungen nördlich Pont-à-Mousson führte auf einer Anhöhe zwei Kilometer südlich Vilcey bis in unsere Stellung; der Kampf dauert noch an.
In den Vogesen und im Oberelsaß herrschten starkes Schneetreiben und Nebel, die die Gefechtstätigkeit behinderten.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Ostpreußen ist die Lage unverändert.
Im nördlichen Polen versuchten die Russen über den Wkra-Abschnitt bei Radzanow vorzustoßen, wurden aber zurückgewiesen. In Polen westlich der Weichsel hat sich nichts wesentliches ereignet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Kämpfe in den Kolonien

Berlin, 18. Januar. (W. B. Amtlich.)
Bei dem Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf ist folgendes Telegramm aus dem Großen Hauptquartier eingetroffen:

Ihre Meldung von dem schönen Sieg bei Tanga in Ostafrika hat mich hoch erfreut. Ich spreche Ihnen zu dieser Ruhmestat unserer Schutztruppe meinen herzlichsten Glückwunsch aus. Übermitteln Sie meine Anerkennung an die braven Männer, die fern von der Heimat eine vierfache Überlegenheit entscheidend geschlagen haben, zur Ehre des deutschen Namens. Das Vaterland ist stolz auf diese Söhne.

Wilhelm, I. R.

Berlin, 18. Januar. (W. B. Amtlich.)
Nach amtlicher Meldung des Gouverneurs von Deutsch-Südwestafrika wurde am 21. Oktober 1914 die offene unverteidigte Stadt Swakopmund von den Engländern beschossen. nachdem schon vorher der Kommandant des in der Walfischbucht liegenden Hilfskreuzers "Kinfaunce Castle", Kapitän Crampton, wiederholt die Beschießung angedroht hatte.  

 

Eine Ansprache des Königs von Württemberg

König Wilhelm II. von Württemberg

König Wilhelm II. von Württemberg 

Stuttgart, 18. Januar. (W. B.)
Bei der Übergabe einer alten Fahne an die Jugendwehr hielt König Wilhelm II. gestern hier eine Ansprache, aus der nach dem "Neuen Tagblatt" folgendes wiedergegeben sei:

"Ich freue mich des frischen Aufschwunges, den Ihre Unternehmung genommen hat. Sie wird von großem Nutzen für Sie alle sein, wenn Sie einst berufen sein werden, Ihre Kraft für des Vaterlandes Schutz und Hut einzusetzen. Darauf gerüstet zu sein, wird von Vorteil sein für das Vaterland, Freude und Erleichterung für Sie alle. In der schweren, ernsten Zeit, in der wir leben, ist es von hohem Wert, daß die Jugend schon sich kräftigt und stählt und körperlich ausgebildet ist, aber auch im Geiste unserer tapferen Armee, die seit Monaten unter den schwersten Anstrengungen vor dem Feinde steht, um es ihr nachzutun und, wenn nötig, noch in ihre Reihen einzutreten. Die Liebe zum Vaterlande soll Sie alle beseelen, wie das Bewußtsein, daß jeder von Ihnen auch berufen ist, seine ganze Kraft und, wenn es sein muß, das Leben dafür einzusetzen. Wir sind noch nicht am Ende des großen Ringens. Nur Gott weiß, was die Zukunft bringt und was für Anforderungen an unsere Kraft gestellt werden. Aber mit vollem Vertrauen sehe ich dieser Zukunft entgegen. Was Sie, meine jungen Freunde, anlangt, lernen Sie freudig, und üben Sie sich. Vor allem halten Sie Herz und Kopf und Gemüt zusammen für das, was Ihrer wartet. Und nun stimmen Sie ein mit mir in den Ruf, der eines jeden Herz höher schlagen läßt: Unser oberster Kriegsherr. Seine Majestät der Kaiser, und unser teuerstes deutsches Vaterland Hurra!"  

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Schlappe östlich Zakliczyn

Wien, 18. Januar, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Nördlich der Weichsel keine wesentlichen Ereignisse.
Auf den Höhen östlich Zakliczyn zwang unsere Artillerie durch konzentrisches Feuer die Russen zum Verlassen einiger vorderster Schützenlinien. Die rückgängige Bewegung übertrug sich beim Feinde auch auf andere Teile der Front, so daß schließlich in einer Ausdehnung von sechs Kilometer der Gegner seine vorderste Stellung räumte, in unserem wirkungsvollsten Artillerie- und Maschinengewehrfeuer in Unordnung auf die nächsten Höhenlinien zurückging, hierbei zahlreiche Gewehre und viel Munition in der früheren Stellung zurücklassend.
An der übrigen Front in Westgalizien nur Geschützkampf.
In den Karpathen nur unbedeutende Patrouillengefechte. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Gebete für den Frieden

Rom, 18. Januar. (W. B.)
"Osservatore Romano" schreibt: Der Papst ordnete durch Erlaß besondere Gebete für den Frieden an, die an bestimmten Tagen verrichtet werden sollen. Ferner sollen auf Wunsch des Papstes in allen Kathedralen und Kirchen Europas am 7. Februar und in denen anderer Erdteile am 21. März besondere Gottesdienste abgehalten werden. Das Blatt veröffentlicht den Wortlaut des Erlasses und Gebetes.
  

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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