Der Weltkrieg am 21. Februar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortschreitende Angriffe in den Vogesen

Großes Hauptquartier, 21. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Nieuport lief ein feindliches Schiff, anscheinend Minensuchschiff, auf eine Mine, und sank. Feindliche Torpedoboote verschwanden, als sie beschossen wurden.
An der Straße Gheluvelt-Ypern sowie am Kanal südöstlich Ypern nahmen wir je einen feindlichen Schützengraben. Einige Gefangene wurden gemacht.
In der Champagne herrschte gestern nach den schweren Kämpfen der vergangenen Tage verhältnismäßig Ruhe.
Bei Combres wurden drei mit starken Kräften und großer Hartnäckigkeit geführte französische Angriffe unter schweren feindlichen Verlusten abgeschlagen. Wir machten 2 Offiziere, 125 Franzosen zu Gefangenen.
In den Vogesen schritt unser Angriff weiter vorwärts. In der Gegend südöstlich Sulzern nahmen wir Hohrodberg, die Höhe bei Hohrod und die Gehöfte Bretzel und Widenthal.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Auch gestern ist in der Gegend nordwestlich Grodno noch keine wesentliche Änderung eingetreten.
Nördlich Ossowiez, südöstlich Kolno und auf der Front zwischen Prasznysz und Weichsel (östlich Plock) nehmen die Kämpfe ihren Fortgang.
In Polen südlich der Weichsel nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere russische Verluste an der Karpathenfront

Wien, 21. Februar, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Die Situation in Polen und Westgalizien ist im allgemeinen unverändert. Der gestrige Tag ist ruhiger verlaufen.
In den Kämpfen an der Karpathen-Front von Dukla bis Wyschkow wurden wieder mehrere russische Angriffe unter schweren Verlusten des Gegners zurückgeschlagen, der hierbei auch 750 Mann an Gefangenen verlor.
Die Operationen südlich des Dnjester schreiten weiter fort.
In der Bukowina herrscht Ruhe.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die Reise des Reichskanzlers

Wien, 21. Februar. (W. B.)
Die "Neue Freie Presse" meldet über die Zusammenkunft des Ministers des Auswärtigen Freiherrn v. Burian mit dem Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg, daß Frhr. v. Burian morgens 8 Uhr am Sitz des Armee-Oberkommandos eintraf, wo einige Minuten später auch der deutsche Reichskanzler in einem Sonderzuge anlangte. Sämtliche deutsche Herren trugen feldgraue Uniformen. Erzherzog Friedrich hatte zur Begrüßung seinen Flügeladjutanten, Obersten Frhr. v. Mohr gesandt. Der Reichskanzler trug die Uniform eines preußischen Infanteriegenerals. Nach herzlicher Begrüßung geleitete Frhr. v. Burian seinen Gast im Automobil in sein Quartier. Vormittags verweilten die beiden Minister mehrere Stunden im Zwiegespräch. Am Mittag erschien der Reichskanzler beim Armee-Oberkommandanten Erzherzog Friedrich in Audienz, der auch Erzherzog Karl Franz Josef beiwohnte. Um 1 Uhr nachmittags nahmen die beiden Minister an dem Frühstück bei Erzherzog Karl Franz Josef teil, zu dem auch Generalstabschef Frhr. Conrad von Hötzendorf erschien. Nachmittags 4 Uhr erfolgte die dritte Begegnung der beiden Staatsmänner beim Tee, im Quartier des Freiherrn v. Burian, die bis 7 Uhr abends dauerte, worauf Frhr. v. Burian seinen Gast zum Bahnhof geleitete. Die Abreise erfolgte im deutschen Sonderzug. Am Abend war Frhr. v Burian wiederum Gast des Erzherzogs Friedrich; darauf trat er ebenfalls die Heimreise an.

Wien, 21. Februar. (Priv.-Tel.)
Bei der Besprechung der Zusammenkunft des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg mit dem Minister des Äußern Burian im Hauptquartier wird von der gesamten Presse ohne nähere Bezeichnung des Gegenstandes die Wichtigkeit der Verhandlungen hervorgehoben.

Budapest, 21. Februar. (W. B.)
Der "Pester Lloyd" bespricht die Zusammenkunft des Freiherrn v. Burian mit dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und schreibt: Die politische Lage und die militärische Situation der verbündeten Staaten haben das Bündnis empfohlen. Heute, nachdem es in furchtbaren Gewittern glänzend erprobt ist, müssen diese Momente noch mehr erhaltend wirken als bisher. Das deutsch-österreichisch-ungarische Bündnis wird in diesem Kriege die Fahnen des Sieges hissen und es wird ein starker Hüter des kommenden Friedens sein. Die Zusammenkunft Burians mit dem Reichskanzler bietet dafür eine neue Gewähr.

Berlin, 21. Februar. (W. B.)
Der Reichskanzler ist heute früh wieder in Berlin eingetroffen.
2)

 

 

Grey über die Politik Rußlands und Japans


Sir Edward Grey

London, 21. Februar. (W. B.)
In der Sitzung des Unterhauses vom 18. Februar sagte Sir Edward Grey in Beantwortung einer Anfrage, an die russische Anleihe seien keine Bedingungen politischer Natur geknüpft worden, noch seien solche vorgeschlagen worden. Das hauptsächlichste Band, das die beiden Nationen gegenwärtig verbinde, sei der Krieg. Er sei nicht in der Lage, jetzt eine Erklärung über die Herstellung dauernder Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern abzugeben. Über die Forderungen Japans an China sagte Grey, er könne gegenwärtig dem Hause keine Aufklärung über die vertraulichen Informationen geben, die er von Japan erhalten habe. Am 5. September 1914 sei zwischen der britischen, der französischen und der russischen Regierung in London ein Vertrag unterzeichnet worden, der damals in der Presse veröffentlicht wurde, und in dem die drei Mächte übereinkamen, während des Krieges keinen Separatfrieden zu schließen. Sie seien auch übereingekommen, auch wenn es zu Friedensverhandlungen komme, nur im Einvernehmen mit den übrigen Verbündeten Friedensbedingungen zu stellen.
Artikel 2 des englisch-japanischen Bündnisses enthalte dieselben Verpflichtungen und binde bei der Regelung der Fragen, die aus den Kriegsereignissen im fernen Osten entstehen, die vier Mächte aneinander.
2)

 

Fünf Schiffe vom Hilfskreuzer "Kronprinz Wilhelm" versenkt

London, 21. Februar.
Aus Buenos Aires meldet das Reutersche Bureau:
Der deutsche Dampfer "Holger" ist gestern mit den Passagieren und der Bemannung der englischen Dampfer "Highland Brace" (7600 Tonnen), "Potaro" (4400 Tonnen), "Hemisphere" (3500 Tonnen), "Semantha" (2850 Tonnen) und des Segelschiffes "Wilfrid", die durch den deutschen Hilfskreuzer "Kronprinz Wilhelm" zum Sinken gebracht wurden, angekommen. "Holger" konnte nicht binnen 24 Stunden abreisen und wurde interniert.
1)

 

Die U-Boote in der Irischen See

London, 21. Februar.
Aus Belfast meldet das Reutersche Bureau:
Sonnabend nachmittag um 5 Uhr hat ein deutsches Unterseeboot in der Irischen See ein englisches Kohlenschiff angehalten. Es gab der Bemannung fünf Minuten Zeit, um in die Boote zu gehen, und versenkte darauf das Fahrzeug.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com