Der Weltkrieg am 26. Februar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Elf Generale in Masuren gefangen

Großes Hauptquartier, 26. Februar.
In den russischen amtlichen Mitteilungen wird die Ausdehnung der Niederlage in der Winterschlacht von Masuren entweder verschwiegen oder zu verdunkeln versucht. Auf diese Ableugnungen naher einzugehen, erübrigt sich. Als Beweis der Größe der Niederlage mag nur folgende Liste der Dienststellungen der gefangenen Generale dienen:
Vom XX. Armeekorps: Der Kommandierende General, der Kommandeur der Artillerie, die Kommandeure der 28. und 29. Infanterie-Division und der 1. Infanterie-Brigade der 29. Infanteriedivision. Der Kommandeur dieser letzteren Division ist bald nach der Gefangennahme seinen Verwundungen erlegen.
Vom III. Armeekorps: Der Kommandeur der 27. Infanterie-Division und von dieser Division die Kommandeure der Artillerie und der 2. Infanterie-Brigade.
Von der 53. Reserve-Division: Der Divisions-Kommandeur und der Kommandeur der 1. Infanterie-Brigade.
Von der 1. Sibirischen Kosaken-Division: Ein Brigade-Kommandeur.
Von beiden Kriegsschauplätzen ist nichts Wesentliches zu melden.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erstürmung einer Höhe in Südostgalizien

Wien, 26. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
In Russisch-Polen war gestern in den Gefechtsabschnitten östlich Przedborz lebhafter Geschützkampf im Gange.
An der übrigen Front nördlich der Weichsel und in Westgalizien herrschte größtenteils Ruhe.
In den Karpathen scheiterten feindliche Angriffe im Ondavatal sowie auf unsere Stellungen nördlich des Sattels von Volovec.
Bei Erstürmung einer Höhe wurden in den Kämpfen in Südostgalizien neuerdings 1240 Russen gefangen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Erneutes Bombardement der Dardanellen

Konstantinopel, 26. Februar.
Das Hauptquartier teilt mit:
Zehn große Panzerschiffe haben gestern vormittag 10 Uhr ein Bombardement gegen die am Eingang der Dardanellen liegenden Forts eröffnet. Das Feuer dauerte bis 5½ Uhr nachmittags; dann zogen sich die Schiffe in der Richtung der Insel Tenedos zurück. Nach den gemachten Beobachtungen sind ein Schiff des Feindes vom "Agamemnon"-Typ und zwei andere Panzerschiffe durch die von den Forts an der anatolischen Küste gefeuerten Schüsse beschädigt worden.

 

Sir Edward Grey über die Dardanellenfrage

London, 26. Februar.
In Beantwortung einer Frage betreffend die neuerliche Rede des russischen Ministers des Äußern Sasonow, in der dieser erklärte, daß die Ereignisse an der russisch-türkischen Grenze politische und wirtschaftliche Probleme in Verbindung mit der Frage eines Zugangs Rußlands zu dem offenen Meere der Verwirklichung näher bringen würde, erklärte Staatssekretär Grey: Das ist ein Bestreben, mit dem wir volle Sympathie haben. Die genaue Form, in der sie verwirklicht werden wird, wird zweifellos in den Friedensbedingungen bestimmt werden.

 

Das Eiserne Kreuz für Enver Pascha

Türkei 1. Weltkrieg: Enver Pascha

Enver Pascha

Frankfurt a. M., 26. Februar.
Die "Frankf. Ztg." meldet aus Konstantinopel:
Der Kaiser verlieh dem Kriegsminister Enver Pascha das Eiserne Kreuz. Enver dankte dem Kaiser telegraphisch in wärmsten Worten.

 

Ein französischer Torpedobootszerstörer gesunken

Paris, 26. Februar.
Amtlich wird mitgeteilt:
Der französische Torpedobootzerstörer "Dague", welcher einen Lebensmitteltransport nach Montenegro begleitete, ist am 24. Februar, abends 9 Uhr 30 Minuten, im Hafen von Antivari auf eine österreichisch-ungarische Mine gestoßen und gesunken, 38 Mann werden vermißt. Der Transport erlitt keine Unterbrechung. Der Transportdampfer ist rechtzeitig zurückgekehrt.

 

Der Unterseebootskrieg

Ymuiden, 26. Februar.
Heute ist hier der Stockholmer Dampfer "Svarton", auf der Fahrt von Rotterdam nach Upsala, eingetroffen, der gestern nachmittag, wie man glaubt, durch Torpedo oder Mine ein großes Leck erhielt und zwei Boote verlor. Die Besatzung ist mit heiler Haut davongekommen.

 

Generalfeldmarschall Radko Dimitrijew

Radko Dimitrijew
Radko Dimitrijew

Wien, 26. Februar.
Die "Reichspost" meldet aus Sofia:
Wie die "Dnewnik" aus Petersburg berichtet, ist der ehemalige bulgarische General Radko Dimitrijew, Oberkommandierender der dritten russischen Armee, zum Generalfeldmarschall ernannt worden.

 

Die Unruhen in Singapur

London, 26. Februar.
Über die Unruhen in Singapur melden die russische Zeitungen:
800 Inder in Singapur haben das Haus zerstört, in dem die deutsche Kriegsgefangenen festgehalten worden waren. Gegen weitere Zerstörungen haben die Engländer ein Freiwilligenkorps organisiert, in dem sich auch Japaner befinden. Die Anwesenheit des japanischen Kriegsschiffes "Jodo" wird in Singapur erwartet. In Schanghai sind mit Rücksicht auf die Unruhen in Singapur bereits zwei japanische Kreuzer angekommen.

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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