Der Weltkrieg am 27. Februar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Angriffe in der Champagne abgewiesen

Großes Hauptquartier, 27. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In der Champagne haben die Franzosen gestern und heute nacht erneut mit starken Kräften angegriffen. Der Kampf ist an einzelnen Stellen noch im Gange, im übrigen ist der Angriff abgewiesen worden.
Nördlich Verdun haben wir einen Teil der französischen Stellungen angegriffen; das Gefecht dauert noch an.
Von den übrigen Fronten ist nichts Wesentliches zu melden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Nordwestlich Grodno, westlich Lomcza und südlich Prasznysz sind neue russische Kräfte aufgetreten, die zum Angriff vorgingen.
An der Skroda südlich Kolno machten wir 1100 Gefangene.
Von links der Weichsel ist nichts Besonderes zu berichten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Hindenburg Chef des 2. Masurischen Infanterieregiments Nr. 147

Generalfeldmarschall Hindenburg

Generalfeldmarschall Hindenburg

Berlin, 27. Februar.
Amtlich wird gemeldet:
Von Beneckendorff und von Hindenburg, Generalfeldmarschall, Oberbefehlshaber der gesamten deutschen Streitkräfte im Osten, unter Belassung in dieser Stellung und in dem Verhältnis a la suite des 3. Garderegiments zu Fuß, zum Chef des 2. Masurischen Infanterieregiments Nr. 147 ernannt.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere russische Verluste in den Karpathen

Wien, 27. Februar, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
An der polnisch-galizischen Front stellenweise lebhafter Geschützkampf.
In den Karpathen ist die allgemeine Situation unverändert. Im Abschnitt Tucholka-Wyszkow wurde heftig gekämpft. Hier wurde ein neuerlicher Angriff auf die eigenen Stellungen im Oportale nach erbittertem Nahkampf unter schweren Verlusten des Gegners zurückgeschlagen. Das angreifende 9. finnische Schützenregiment ließ 300 Tote, mindestens ebensoviel Verwundete an unseren Stellungen zurück. 730 Mann des Regiments wurden unverwundet gefangen.
Die mit großer Hartnäckigkeit geführten Kämpfe in Südostgalizien dauern an.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Das Bombardement der Dardanellen
Mißglückter französischer Landungsversuch in Akaba

Konstantinopel, 27. Februar.
Das türkische Hauptquartier teilt mit:
Durch eine siebenstündige Beschießung mit schweren Geschützen haben die feindlichen Schiffe gestern unsere äußeren Forts an den Dardanellen an einigen Punkten beschädigt, trotzdem hatten wir nur einen Verlust von 5 Toten und 14 Verwundeten. Auch heute hat die feindliche Flotte die Beschießung fortgesetzt, sich aber am Nachmittag aus dem Feuerbereich unserer Batterien bei Sed-ül-Bahr zurückgehen. Am 10. Februar hat ein französischer Kreuzer an der Küste von Akaba etwa 100 Soldaten ausgeschifft; nach einem zweistündigen Gefecht flüchtete der Feind unter Verlusten auf das Schiff zurück. Trotz der Heftigkeit seines Geschütz- und Maschinengewehrfeuers hatten wir nur 3 Tote und 3 Verwundete.

 

Salandra über das marschierende Italien


Ministerpräsident Salandra

Rom, 27. Februar.
Am Schluß der gestrigen Kammersitzung beantwortete Ministerpräsident Salandra Anfragen über die Ereignisse von Reggio nell Emilia und das vom Ministerrat erlassene Verbot von Versammlungen. Er sagte u. a.: Wenn man die unlauteren Quellen gewisser Bewegungen in Betracht zieht, so wird die Kammer zu der Überzeugung kommen, daß die Regierungsmaßregel dahin abzielt, das Land vor jedem ungesunden fremden Einfluß zu bewahren. Ich weiß nicht, ob es der Nation bestimmt sein wird, zu marschieren oder nicht: aber an dem Tage, da sie gerufen wird, wird die Nation, einmütig den Befehlen des Vaterlandes und des Königs folgend, marschieren. (Die Deputierten erheben sich von ihren Sitzen und rufen unter äußerst lebhaftem Beifall: "Es lebe Italien, es lebe der König.")
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Verurteilung der sozialistischen Dumaabgeordneten

Petersburg, 27. Februar.
Das Strafgericht verurteilte mehrere Sozialdemokraten, unter denen sich fünf Dumamitglieder befanden, zum Verluste aller bürgerlichen Rechte und zu Verbannungsstrafen. Die Dumamitglieder waren angeklagt, in ihrer Eigenschaft als Mitglieder der sozialdemokratischen Partei eine Agitation gegen den Krieg eingeleitet zu haben und für die Verbreitung des Gedankens, alle europäischen Staaten mit Einschluß Rußlands in demokratische Republiken umzugestalten, in Arbeiterkreisen eingetreten zu sein.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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