Der Weltkrieg am 17. März 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolglose französische und russische Angriffe

Großes Hauptquartier, 17. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der Kampf um die Bergnase am Südhang der Loretto-Höhe nordwestlich von Arras wurde zu unseren Gunsten entschieden.
In der Champagne westlich von Perthes und nördlich von Le Mesnil griffen die Franzosen tagsüber mehrere Male erfolglos an. Am Abend setzten sie nördlich von Le Mesnil zu neuen Angriffen mit stärkeren Kräften an. Der Kampf ist noch im Gange.
In den Argonnen sind die Gefechte noch nicht beendet. Von dem Hange südwestlich von Vauquois östlich der Argonnen wurden die Franzosen, die sich dort vorübergehend eingenistet hatten, heruntergeworfen.
Im Priesterwalde nordwestlich von Pont-à-Mousson scheiterten zwei französische Angriffe. In den Vogesen fand nur Artilleriekampf statt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Schwache russische Vorstöße auf Tauroggen und Laugszargen wurden abgewiesen.
Zwischen Skrwa und Orzyc wurden russische Durchbruchsversuche zurückgeschlagen.
Südlich der Weichsel hat sich nichts verändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergebliche russische Angriffe an der Karpathenfront

Wien, 17. März, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
In Russisch-Polen und Westgalizien wurden auch gestern vereinzelte Angriffe des Feindes abgewiesen.
An der Karpathenfront keine wesentlichen Ereignisse. In der Gegend von Wyszkow versuchten feindliche Abteilungen durch wiederholte Vorstöße während der Nacht die von unseren Truppen genommenen Stellungen zurückzugewinnen. Die Angriffe scheiterten durchweg.
Südlich des Dnjestr wird stellenweise gekämpft. Die Situation hat sich nicht verändert. Ein Vorstoß feindlicher Infanterie auf das südliche Pruth-Ufer östlich Czernowitz wurde in unserem Feuer bald zum Scheitern gebracht.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Von der "Dresden"

Amsterdam, 17. März (Priv.-Tel.)
Reuter meldet aus New York:
Der britische Dampfer "Orama" fuhr in den Hafen von Valparaiso ein mit den Überlebenden der Besatzung der "Dresden" an Bord, von denen einige verwundet sind. 19 Mann der "Dresden" werden vermißt. Die Matrosen teilen mit, daß drei Mann gefallen seien.

Mailand, 17. März. (W. B.)
Der Londoner Vertreter des "Corriere della Sera" meldet, daß die "Dresden" der englischen Handelsschiffahrt einen Schaden von 6½ Millionen Pfund Sterling zugefügt und die Versicherungsprämien zeitweise stark in die Höhe getrieben habe. Nach nordamerikanischen Meldungen hielt sich der Kreuzer sechs Wochen in einer Bucht der Insel Desclation am Westausgang der Magelhaensstraße verborgen.
2)

 

Eine Rede Lord Kitcheners

Lord Kitchener
Lord Kitchener

London, 17. März. (W. B.)
Lord Kitchener gab im Oberhaus eine Erklärung ab, in der er sagte: Die jüngsten Berichte über die Kämpfe in Frankreich gaben uns Gelegenheit, zu würdigen, wie erfolgreich unsere Truppen die Offensive aufnahmen. Die Deutschen wurden trotz ihrer sorgfältig vorbereiteten und stark befestigten Stellungen eine beträchtliche Strecke zurückgetrieben. Die Dörfer Neuve Chapelle und Lepinette wurden von unserer Armee besetzt und behauptet. An diesen Gefechten nahmen indische Truppen hervorragenden Anteil. Kitchener fuhr fort: Seitdem ich zuletzt in diesem Hause gesprochen habe, sind beträchtliche Verstärkungen nach Frankreich geschickt worden, darunter eine kanadische Division, die North Midland-Division und die zweite Londoner Division sowie verschiedene andere Einheiten. Dies sind die ersten vollzähligen Einheiten der Territorialtruppen, die nach Frankreich gingen. Die Gesundheit der Truppen ist ausgezeichnet. Die Franzosen machten, ausgenommen bei Soissons, an verschiedenen Punkten der Kampflinie Fortschritte, besonders in der Champagne. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz mißglückten die heftigen deutschen Angriffe auf Warschau. Die deutschen Verstärkungen, welche die russischen Stellungen in Ostpreußen angriffen, wurden zum Stehen gebracht oder sind im Begriffe, zurückgetrieben zu werden. Nach einer kurzen Besprechung der Kriegslage im nahen Osten kam Lord Kitchener auf die unbefriedigenden Zustände in den englischen Fabriken, die Kriegsbedarf erzeugen, zu sprechen. Er sagte: Während die Arbeiter im allgemeinen loyal arbeiten, gab es bedauerlicherweise auch Fälle, in denen das Fernbleiben von der Arbeit, unregelmäßige Arbeitsstunden und Nachlässigkeit die Produktion der Fabriken merklich verminderten. Das ist in einigen Fällen den Verlockungen des Alkohols, in anderen Fällen den beschränkenden Maßnahmen der Gewerkschaften zuzuschreiben. Ich kann nicht nachdrücklich genug darauf hinweisen, daß der Erfolg unserer Operationen in den verschiedenen Teilen der Welt ernstlich beeinträchtigt und verzögert wird, wenn nicht die ganze Nation mit uns und für uns arbeitet, nicht nur dadurch, daß sie die nötigen Menschen für den Heeresdienst liefert, sondern auch dadurch, daß sie uns mit den nötigen Waffen, der Munition und den Ausrüstungsgegenständen versorgt.

London, 17. März. (W. B.)
Meldung des Reuterschen Bureaus:
Lord Kitchener hat Lord Southwark ermächtigt, mitzuteilen, daß seit Beginn des Krieges die Produktion von Munition sich um das Dreifache vergrößert habe, trotzdem hoffe er, daß eine weitere große Produktionssteigerung ermöglicht werde.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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