Der Weltkrieg am 12. April 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

1350 Russen bei Mariampol gefangen -
Luftangriff gegen Nancy

Großes Hauptquartier, 12. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In den Argonnen scheiterten kleinere französische Teilangriffe.
Zwischen Maas und Mosel war der Sonntag verhältnismäßig ruhig. Erst in den Abendstunden setzten die Franzosen zum Angriff auf die Combres-Stellung an, nach zweistündigem Kampf war der Angriff abgeschlagen. Im Walde von Ailly und im Priesterwalde fanden tagsüber örtlich beschränkte Nahkämpfe statt, in denen wir die Oberhand behielten. Ein in der Nacht erneut einsetzender Angriff wurde abgewiesen.
In Erwiderung des am 5. April erfolgten Bombenabwurfs durch feindliche Flieger auf die offene außerhalb des Operationsgebietes liegende Stadt Müllheim, bei dem drei Frauen getötet worden sind, wurde Nancy, der Hauptort der Befestigungsgruppe gleichen Namens, von uns ausgiebig mit Spreng- und Brandbomben belegt.
Nach Aussage französischer Offiziere sind die Kathedralen Notre Dame in Paris und in Troyes, sowie hervorragende Staatsgebäude, wie Nationalbibliothek, Kunstgebäude, Invalidengebäude, Louvre usw., mit militärischen Einrichtungen, wie Scheinwerfern, drahtlosen Stationen, Maschinenlehren, versehen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei einem Vorstoß von Mariampol in östlicher Richtung nahmen wir den Russen 9 Offiziere, 1350 Mann sowie 4 Maschinengewehre ab. Nordöstlich von Lomcza warfen die Russen aus Wurfmaschinen Bomben, die nicht platzten, sondern langsam ausbrennend erstickende Gase entwickelten.
Die in der Presse amtlich gemeldete Verstümmelung eines russischen Unteroffiziers in Gegenwart deutscher Offiziere bedarf als grobe und sinnlose Lüge keiner weiteren Erörterung.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Vergeltung der rechtswidrigen Behandlung deutscher Unterseebootsbesatzungen

Berlin, 12. April.
Die von der englischen Regierung angeordnete Maßregelung der in treuester Pflichterfüllung in ihre Gewalt geratenen Besatzung von Unterseebooten durch Versagung ehrenhafter Kriegsgefangenschaft und Unterbringung in Naval Detention Baracks hat die deutsche Regierung zu der Gegenmaßnahme veranlaßt, für jeden Gefangenen der Unterseebootsbesatzung für die Dauer seiner völkerrechtswidrigen harten Behandlung einen kriegsgefangenen englischen Offizier ohne Ansehen der Person in gleicher Weise zu behandeln. Dementsprechend sind am 12. April 1915 aus Offiziergefangenenlagern 39 englische Offiziere in entsprechende Haft in Militärarrestanstalten überführt worden.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Kämpfe in den Waldkarpathen

Wien, 12. April, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Die allgemeine Lage ist unverändert.
In Russisch-Polen und Westgalizien stellenweise Geschützkampf.
An der Karpathenfront wurden im Waldgebirge, besonders in den Abschnitten östlich des Uzsoker Passes, mehrere russische Angriffe unter großen Verlusten des Feindes abgewiesen, in Summa 830 Mann gefangen.
In Südostgalizien und in der Bukowina vereinzelte heftige Geschützkämpfe.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Hilfskreuzer "Kronprinz Wilhelm" in Newport News eingelaufen

London, 12. April.
Das Reutersche Bureau meldet aus Newport News daß der deutsche Hilfskreuzer "Kronprinz Wilhelm" gestern früh in den Hafen eingelaufen sei und gemeldet hätte, er habe Mangel an Kohlen und Lebensmitteln.
1)

 

Der Passagierdampfer "Wayfarer" torpediert

London, 12. April.
Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus wurde das britische 9000 Tonnen große Passagierboot "Wayfarer" auf der Höhe der Scilly-Inseln torpediert. Das Schiff wurde nach Queenstown geschleppt.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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