Der Weltkrieg am 17. Mai 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Kampf um Przemysl

Großes Hauptquartier, 17. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich von Ypern westlich des Kanals bei Steenstraate und Het Sas gaben wir unsere vorgeschobenen Stellungen auf und zogen die dort stehenden schwachen Kräfte, um Verluste durch starkes feindliches Artilleriefeuer zu verhindern, in unsere Hauptstellungen am östlichen Kanalufer zurück.
Südlich von Neuve Chapelle halten die Engländer noch die Teile unseres vorderen Grabens, die seit den vorgestrigen Kämpfen in ihrer Hand sind, das Gefecht dauert dort noch an. Nördlich von Arras, bei Ablain und Neuville, wiesen wir französische Angriffe sehr verlustreich für den Gegner ab.
Bei Ailly und im Priesterwald haben sich geringfügigere Infanteriekämpfe entwickelt.
Unsere Luftschiffe machten erfolgreiche Angriffe auf die Kriegshäfen Dover und Calais.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der Dubissa in Gegend Eiragola und Czekiszki sowie südlich des Njemen bei Mariampol und Ludwinow wurden feindliche Angriffe abgewiesen. Unter den bei Szawle gemachten russischen Gefangenen wurden Rekruten des Jahrgangs 1916 festgestellt, die eine nur vierwöchige Ausbildung hinter sich hatten.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unser Vormarsch zwischen Pilica und oberer Weichsel ebenso wie auf der Front Sambor - Stryj - Stanislau wird fortgesetzt. Bei Jaroslau und nördlich ist es an mehreren Stellen gelungen, den San zu überschreiten. Um Przemysl wird gekämpft.

    Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Einnahme von Drohobycz

Wien, 17. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Im Verhältnis zu den hartnäckigen Kämpfen der vergangenen zwei Wochen verlief der gestrige Tag an der ganzen Front im allgemeinen ohne wesentliche Ereignisse.
Die Armeen haben weiter nach vorwärts Raum gewonnen. Die gegen den oberen Dnjestr vorgerückten Kolonnen haben mit Teilen nun auch Drohobyrz genommen, weitere 5100 Gefangene gemacht und acht Maschinengewehre erbeutet. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Vergebliche feindliche Landungsversuche in Kleinasien

Konstantinopel, 17. Mai, 7 Uhr abends.
Das türkische Hauptquartier teilt mit:
Ein französischer Kreuzer landete gestern bei Sarskale, westlich von Mekri an der Südküste von Smyrna 60 Soldaten, die wieder die Flucht ergriffen, als unsere Küstenposten ihr Feuer erwiderten. Ein anderer Kreuzer landete etwa 100 Soldaten bei Sefat, westlich von Fenike. Unsere Truppen vertrieben den Feind, der 10 Tote respektive Verwundete hatte. In der Nacht vom 15. zum 16. Mai zogen sich zwei vor den Forts von Smyrna fahrende Kreuzer zurück, nachdem einer von ihnen durch das Feuer unserer Batterien beschädigt worden war.
Von den anderen Kriegsschauplätzen ist nichts Wichtiges zu melden.
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Die amerikanische Note über die Torpedierung der "Lusitania"

Berlin, 17. Mai.
Das W.T.B. veröffentlicht den Wortlaut einer dem Auswärtigen Amt zugegangenen Note der amerikanischen Regierung über die Torpedierung der "Lusitania", bei der über hundert amerikanische Staatsangehörige das Leben verloren hätten. Darin wird erneut erklärt, daß Amerika die Berechtigung der durch die englische Seekriegsführung ergriffenen Repressivmaßnahmen, die Proklamierung eines Seekriegs und die Warnung an Neutrale nicht anerkenne und Deutschland für jede Verletzung amerikanischer Rechte streng verantwortlich machen müsse. Es sei klar, daß Unterseeboote ohne unvermeidliche Rechtsverletzungen nicht gegen Handelsschiffe verwendet werden können. Die in der amerikanischen Presse ergangene Warnung könne nicht als Entschuldigung einer ungesetzlichen Handlung dienen. Amerika erwarte, daß Deutschland das Verfahren der Unterseebootskommandanten mißbillige, für unermeßliche Schäden so weit möglich Genugtuung gebe und die Wiederholung solcher Vorfälle verhindere.
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Deutsche Luftschiffe über der englischen Küste

London, 17. Mai. 
Das Reutersche Bureau meldet:
Ein Lotse, der heute an Land kam, hat mitgeteilt, daß er vier Meilen von Northforeland 5 deutsche Luftschiffe sah, die in nordwestlicher Richtung landeinwärts flogen. Er sah Feuerblitze, als Bomben abgeworfen wurden. Die Luftschiffe müssen sich später zerstreut haben, denn eins flog 2 Uhr morgens über Deal. Auf die Stadt wurden keine Bomben abgeworfen, aber mehr als 20 fielen in die benachbarten Felder. 
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Der 1. Weltkrieg im Mai 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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