Der Weltkrieg am 7. Juni 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Dnjestr überschritten

Großes Hauptquartier, 7. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Am Osthang der Lorettohöhe erneuerten die Franzosen in den Nachmittag- und Abendstunden ihre Angriffe, die in unserem Feuer völlig zusammenbrachen. Weitere Angriffsversuche in der Nacht wurden im Keime erstickt.
Südöstlich Hebuterne (östlich Doullens) griff der Feind heute morgen erfolglos an. Der Kampf ist dort noch nicht abgeschlossen.
Ein breiter französischer Angriff nordwestlich Moulin-sous-Touvent (nordwestlich von Soissons) wurde größtenteils sofort abgewiesen, nur an einer Stelle erreichte er unsere vordersten Gräben, um die noch gekämpft wird. Unsere Stellung bei Vauquois südöstlich von Varennes wurde gestern abend angegriffen. Trotz Anwendung von Brandbomben, die unsere Gräben mit einer leicht brennenden Flüssigkeit überzogen, gelang es den Franzosen nicht, in unsere Stellung einzudringen. Mit schweren Verlusten flutete der Feind in seine Gräben zurück.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich Kurschany erzwang unsere Kavallerie den Übergang über die Windau und stieß in südöstlicher Richtung vor. Südöstlich Kurtowiany und in der Gegend östlich Sawdyniki machte unsere Offensive gute Fortschritte. Weitere 3340 Gefangene und10 Maschinengewehre fielen dabei in unsere Hand.
Südlich des Njemen wurde das Flußufer bis zur Linie Tolausie-Sapiezyszi vom Feinde gesäubert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei den Kämpfen um Przemysl wurden 33805 Gefangene gemacht.
Östlich Przemysl setzten die verbündeten Truppen ihre erfolgreichen Kämpfe fort und warfen den Feind nordwestlich Mosciska auf die Wisznia zurück.
Teile der Armee des Generals v. Linsingen haben bei Zurawno den Dnjestr überschritten und die Höhen auf dem nordöstlichen Ufer erstürmt. Weiter südlich hat die Verfolgung die Linie Lowica-Kalusz-Tomaszowce erreicht. Die Beute ist hier auf über 13000 Gefangene gestiegen.

    Oberste Heeresleitung. 1)

 

Neuer Luftangriff auf die Humbermündung

Berlin, 7. Juni.
In der Nacht vom 6. zum 7. Juni führten unsere Marineluftschiffe erfolgreiche Angriffe gegen die Docks von Kingston und Grimsby am Humber aus. Sie kehrten trotz starker Beschießung unbeschädigt zurück. 

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez. Behncke. 

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Einnahme von Kalusz

Wien, 7.Juni. 
Amtlich wird verlautbart.
Russischer Kriegsschauplatz: 
Nach der schweren Niederlage bei Przemysl richtete die russische Heeresleitung in den letzten Tagen heftige Anstrengungen gegen unsere Stellungen an der Pruthlinie, um hier einen gewaltsamen Durchbruch zu erzwingen, namentlich gegen den Raum Kolomea-Delatyn warf der Feind immer neue Massen in die Schlacht.
Während alle diese Vorstöße an der zähen Tapferkeit der Armee des Generals der Infanterie Freiherrn v. Pflanzer-Baltin unter ungeheuren Verlusten der Russen scheiterten,
rückten von Westen her die unter Befehl des Generals v. Linsingen stehenden verbündeten Streitkräfte heran. Gestern nahmen sie Kalusz, die Gegend nördlich dieser Stadt und die Höhen am linken Dnjestrufer nördlich Zurawno in Besitz. Zwischen der Nadwornaer Bystryca und der Lomnica schlossen sich unsere Truppen dem Angriffe an.
Die Kämpfe östlich Przemysl und Jaroslau dauern fort. Nördlich Mosciska mußte der Feind aus Czerniawa weichen. Vereinzelte kraftlose Gegenstöße der Russen brachen zusammen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Tiroler Grenzgebiet wirkte unsere Artillerie mit sichtlichem Erfolge.
An der kärntnerischen Grenze östlich des Plöckenpasses eroberten unsere Truppen gestern den Freikofel zurück, den der Feind vorübergehend gewonnen hatte.
Im Krn-Gebiete wird weiter gekämpft. Die Italiener mußten die Ortschaft Krn räumen. An den Isonzo schiebt sich der Gegner stellenweise näher heran.
Balkankriegsschauplatz:
Auf dem Balkankriegsschauplatz herrscht, von einzelnen Plänkeleien an der Grenze abgesehen, Ruhe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Italienische Flottenaktion vor Dalmatien

Wien, 7. Juni.
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
Am 5. Juni erschienen einige italienische Kreuzer und Zerstörer in den dalmatinischen Gewässern. Das Ziel der feindlichen Unternehmung war die Beschießung der Eisenbahn bei Minonice, Lissa, Lagosta und Cazza. Die beschossenen Objekte erlitten nur leichte Beschädigungen. 
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Der türkische Heeresbericht:

Die Kämpfe auf der Halbinsel Gallipoli

Konstantinopel, 7. Juni.
Das türkische Große Hauptquartier teilt mit: 
An der Dardanellenfront zerstörte unsere Artillerie bei Ari Burun eine feindliche Stellung, von welcher aus Bomben geworfen wurden, und die anstoßenden Schützengraben. Bei Sed-ül-Bahr zeigte der nach dem letzten vergeblichen Angriffsversuch erschöpfte Feind keinerlei Tätigkeit, unsere Batterien auf dem asiatischen Ufer beschossen gestern die ermatteten feindlichen Truppen in der Umgegend von Sed-ül-Bahr, ihre Artilleriestellungen und Munitionstransporte wirksam und brachten eine Batterie zum Schweigen.
Gestern haben zwei feindliche Kreuzer die Ortschaft Ajanos (Kleinasien) südlich von Dikeli gegenüber von Mytilene vergeblich beschossen und sodann ein Dampfbeiboot mit Soldaten in den Hafen geschickt, welches die dort befindlichen Boote wegzuschleppen versuchen sollte. Vom Ufer wurde jedoch auf das Boot gefeuert, welches infolgedessen strandete; es wurde durch das Feuer der Kriegsschiffe versenkt, welche sich zurückzogen, nachdem sie die Besatzung des Dampfbeibootes an Bord genommen hatten.
Auf den anderen Fronten nichts von Bedeutung. 
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Ein französischer Minenleger auf eine Mine gestoßen

Paris, 7. Juni.
Die Agence Havas meldet amtlich:
In der Nacht vom 3. zum 4. Juni ist der französische Minenleger "Casablanca" am Eingang einer Bucht des Ägäischen Meeres auf eine Mine gestoßen. Der Kommandant, 1 Offizier und 64 Matrosen der Besatzung wurden von einem englischen Torpedobootszerstörer gerettet. Es ist möglich, daß andere Überlebende schwimmend die Küste erreichen konnten und sich in türkischer Gefangenschaft befinden. 
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Der 1. Weltkrieg im Juni 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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