Der Weltkrieg am 1. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erstürmung der russischen Stellungen östlich der Gnila-Lipa - Im Juni 167000 Russen von deutschen Truppen gefangen

v. Linsingen
v. Linsingen

v. Mackensen
v. Mackensen

v. Woyrsch
v. Woyrsch

Großes Hauptquartier, 1. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich von Arras nahmen die Kämpfe um die Gräben unter andauernden Artilleriegefechten einen für uns günstigen Fortgang.
In der Champagne südöstlich von Reims griffen die Franzosen erfolglos an. Auf den Maashöhen und in den Vogesen fanden nur lebhafte Artilleriekämpfe statt.
Feindliche Flieger warfen Bomben auf Zeebrügge und Brügge, ohne militärischen Schaden anzurichten. 
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert. Die Junibeute beträgt: 2 Fahnen, 25695 Gefangene, darunter 121 Offiziere, 7 Geschütze, 6 Minenwerfer, 52 Maschinengewehre, 1 Flugzeug, außerdem zahlreiches Material.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
In erbittertem Kampfe haben die Truppen des Generals v. Linsingen gestern die russische Stellung östlich der Gnila-Lipa zwischen Kunicze und Luczynce und nördlich von Rohatyn gestürmt. 3 Offiziere, 2328 Mann wurden gefangengenommen und 5 Maschinengewehre erbeutet.
Auch östlich von Lemberg sind österreichisch-ungarische Truppen in die feindliche Stellung eingedrungen. 
Die Armeen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen sind in weiterem Vordringen zwischen dem Bug und der Weichsel. Auch westlich der Weichsel weichen die Russen, teilweise nach hartnäckigen Kämpfen. Die verbündeten Truppen drängen beiderseits der Kamienna nach.
Die Gesamtbeute vom Juni der unter Befehl des Generals v. Linsingen, Feldmarschalls v. Mackensen und Generals v. Woyrsch kämpfenden verbündeten Truppen beträgt 409 Offiziere, 140650 Mann, 80 Geschütze, 268 Maschinengewehre. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eroberung der Tanewhöhen in Russisch-Polen - 194000 Russen von den Verbündeten in Galizien und Polen im Juni gefangen

Wien, 1. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
In Ostgalizien dauern die Kämpfe an der Gnila-Lipa und im Raume östlich Lemberg fort. Unsere Truppen sind an mehreren Stellen auf die Höhen östlich der Gnila-Lipa vorgedrungen und in die feindlichen Stellungen eingebrochen. Ebenso gelang es den verbündeten Truppen abwärts Rohatyn nach erbittertem Kampfe das Ostufer zu gewinnen.
Am Dnjestr herrscht volle Ruhe. Im Quellgebiet des Wieprz wurde Zamosz besetzt. Die Höhen nördlich der Tanewniederung wurden in ihrer ganzen Ausdehnung in Besitz genommen.
Westlich der Weichsel folgten unsere Truppen dem weichenden Gegner bis vor Tarlow.
Die Gesamtbeute der unter österreichisch-ungarischem Oberkommando im Nordwesten kämpfenden verbündeten Truppen für Juni beträgt: 521 Offiziere, 194000 Mann, 93 Geschütze, 364 Maschinengewehre, 78 Munitionswagen, 100 Feldbahnwagen usw.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der gestern nachmittag von mehreren feindlichen Infanteriedivisionen erneuerte allgemeine Angriff gegen unsere Stellungen am Rande des Plateaus von Doberdo wurde überall unter schweren Verlusten der Italiener abgeschlagen. Der Hauptstoß des Feindes richtete sich gegen die Front Sagrado - Monte Cosich (nordöstlich Monfalcone). Bei Selz und Vermegliano drangen die Italiener in unsere vordersten Gräben ein. Ein Gegenangriff unserer tapferen Infanterie warf jedoch den Feind wieder in das Tal zurück. Die Hänge des Monte Corsich sind mit italienischen Leichen bedeckt. Ein abends angesetzter Vorstoß gegen die Höhen östlich Monfalcone, ein Angriff nordöstlich Sagrado und mehrere kleinere Vorstöße gegen den Görzer Brückenkopf brachen gleichfalls zusammen. Nach dieser Niederlage des Feindes trat Ruhe ein. Gehobener Stimmung sind unsere unerschütterlichen Truppen im festen Besitz aller ihrer Stellungen zu neuem Kampf bereit.
Im nördlichen Isonzoabschnitt und an der Kärntner Grenze hält das Geschützfeuer an

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 1. Juli.
Das Hauptquartier teilte gestern mit:
An der Dardanellenfront hat der Feind bei Ari Burun, wo er am 28. Juni trotz wiederholter Angriffe gegen unseren linken Flügel keinen Erfolg erzielte und von neuem in seine alten Stellungen zurückgeworfen wurde, auf dem von uns übersehbaren Geländedistrikt 750 Tote zurückgelassen und außerdem eine erhebliche Anzahl von Gefangenen, darunter einen Offizier, verloren. Bei Sed ul Bahr erneuert der Feind von Zeit zu Zeit seine vergeblichen Angriffe gegen unseren rechten Flügel, wobei er große Verluste erleidet.

 

Die Kämpfe in Südwestafrika

London, 1. Juli
Das Reutersche Bureau meldet:
Die Armee Bothas hat Okaputo, 40 Meilen südlich Otavi, erreicht.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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