Ein
Zarenerlaß über die Fortsetzung des Krieges
Zar
Nikolaus II.
Petersburg,
30. Juni.
Ein kaiserliches Reskript an den Ministerpräsidenten Goremykin lautet:
Aus allen Teilen des Vaterlandes gelangen Stimmen zu mir, welche Zeugnis
ablegen für den starken Willen des russischen Volkes, seine Kräfte dem
Werke der Heeresausrüstung zu widmen. Ich schöpfe aus dieser nationalen
Einmütigkeit die unerschütterliche Sicherheit einer strahlenden Zukunft.
Der langandauernde Krieg verlangt immer neue Kraftanstrengungen; aber
indem wir die wachsenden Schwierigkeiten überwinden und den unvermeidlichen
Wechselfällen des Kriegsglücks die Stirn bieten, wollen wir in unseren
Herzen den Entschluß befestigen und stählen, den Kampf mit Hilfe Gottes
bis zum vollständigen Triumph des russischen Heeres zu führen. Der Feind
wird niedergeschlagen werden rnüssen, sonst ist der Friede unmöglich.
Mit festem Vertrauen in die unerschöpflichen Kräfte Rußlands erwarte ich,
daß die Regierungs- und öffentlichen Einrichtungen, die Industrie Rußlands
und alle treuen Söhne des Vaterlandes ohne Unterschied der Meinungen und
Klassen solidarisch und einmütig arbeiten werden, um die Bedürfnisse unserer
tapferen Armeen zu befriedigen. Dieses einzige und nunmehr nationale Problem
soll alle Gedanken des einigen und in seiner Einigkeit unbesiegbaren Rußlands
auf sich ziehen. Nachdem ich zur Erörterung der Approvisionierungsfragen
einen besonderen Ausschuß unter Beteiligung von Mitgliedern der gesetzgebenden
Kammern und von Vertretern der Industrie errichtet habe, erkenne ich es
als notwendig, demzufolge den Zeitpunkt der Wiedereröffnung der gesetzgebenden
Körperschaften zu beschleunigen, um die Stimme der russischen Erde zu
hören. Und da ich die Wiederaufnahme der Tagungen der Duma und des Reichsrats
spätestens für den Monat August beschlossen habe, betraue ich den Ministerrat
damit, die durch die Kriegszeit notwendig gewordenen Gesetzentwürfe meinen
Angaben gemäß auszuarbeiten
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