Der Weltkrieg am 15. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Prasznysz zurückerobert - Französische Gegenangriffe in den Argonnen abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 15. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In Südflandern sprengten wir gestern westlich von Wytschaete mit gutem Erfolge Minen. 
In der Gegend von Souchez griffen die Franzosen, zum Teil mit stärkeren Kräften, an verschiedenen Stellen an. Sie wurden überall zurückgeschlagen.
Nordwestlich vom Gehöft Beau Séjour in der Champagne kam ein feindlicher Handgranatenangriff infolge unseres Minenfeuers nicht zur Durchführung. 
Die Franzosen machten gestern bis in die Nacht hinein wiederholte Versuche, die von uns eroberten Stellungen im Argonnenwalde zurückzuerobern. Trotz Einsatzes großer Munitionsmengen und starker auch neu herangeführter Kräfte brachen sich ihre Angriffe an der unerschütterlichen deutschen Front. An vielen Stellen kam es zu erbitterten Handgranaten- und Nahkämpfen. Mit ungewöhnlich hohen Verlusten bezahlte der Gegner seine ergebnislosen Anstrengungen. Die Zahl der französischen Gefangenen hat sich auf 68 Offiziere, 3688 Mann erhöht. Der Erfolg unserer Truppen ist um so bemerkenswerter, als nach übereinstimmenden Gefangenenaussagen die Franzosen für den 14. Juli, den Tag ihres Nationalfestes, einen großen Angriff gegen unsere Argonnenfront vorbereitet hatten. 
Auch östlich der Argonnen herrschte gestern erhöhte Gefechtstätigkeit; im Walde von Malancourt wurden Angriffsversuche des Feindes durch unser Feuer verhindert.
Im Priesterwalde brach ein französischer Vorstoß verlustreich vor unseren Stellungen zusammen. 
Ein französisches Flugzeug wurde beim Überfliegen unserer Stellung bei Souchez getroffen und ging brennend in der feindlichen Linie nieder. Ein zweites wurde bei Hénin-Liétard heruntergeschossen. Führer und Beobachter fielen verwundet in unsere Hände.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In kleineren Gefechten an der Windau abwärts Kurschany wurden 2 Offiziere, 425 Russen zu Gefangenen gemacht.
Südlich des Njemen in der Gegend von Kalwarja eroberten unsere Truppen bei Franciszkowo und Osowa mehrere russische Vorstellungen und behaupteten sie gegen heftige Gegenangriffe. Nordöstlich Suwalki wurden die Höhen von Olszanka von uns erstürmt, 300 Russen gefangen genommen und 2 Maschinengewehre erbeutet. Südwestlich Kolno nahmen wir das Dorf Krusca, sowie feindliche Stellungen südlich und östlich dieses Dorfes und südlich der Linie Tarlak - Lipniki. 2400 Gefangene und 8 Maschinengewehre fielen in unsere Hand.
Die Kämpfe in der Gegend von Prasznysz wurden erfolgreich fortgeführt. Mehrere feindliche Linien wurden von uns genommen und die in den letzten Februartagen heiß umstrittene und von den Russen stark ausgebaute Stadt Prasznysz selbst von uns besetzt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist im allgemeinen unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreiche Kämpfe am Dnjestr

Wien, 15. Juli, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die allgemeine Lage hat sich nicht geändert.
Am Dnjestr abwärts Nizniow kam es am nördlichen Flußufer an mehreren Stellen zu erfolgreichen Kämpfen unserer Truppen, wobei 11 Offiziere und 550 Mann des Feindes gefangen wurden.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gegen einzelne Stellen des Plateaus von Doberdo unterhalten die Italiener wieder ein lebhafteres Geschützfeuer. Sie versuchten auch mehrere Infanterieangriffe, namentlich zwischen Sdraussina und Polazzo, wurden aber, wie immer, unter großen Verlusten zurückgeschlagen.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Kämpfe im Irak

Konstantinopel, 15. Juli.
Der Generalstab teilt mit:
An der Dardanellenfront fand am 14. Juli keine Operation bei Art Burun und Sed ul Bahr statt, außer einem schwachen Feuerduell. Unsere Artillerie zwang ein feindliches Torpedoboot und einen feindlichen Truppentransport, der sich Ari Burun zu nähern versuchte, zur Flucht, versenkte eine feindliche Schaluppe und setzte eine zweite in Brand.
An der Front im Irak erfüllten in der Nacht des 13. Juli unsere Abteilungen, die vom linken Flügel der Gruppe bei Muntefik aus vorgerückt waren, ausgezeichnet ihre Aufgabe. In dem Kampfe, der von Mitternacht bis zum Nachmittage des nächsten Tages dauerte, warfen sie den Feind trotz seines heftigen Artilleriefeuers zurück und brachten ihm schwere Verluste bei. Wir zählten im Gebiete von Dattiers 500 feindliche Gefallene, darunter mehrere englische Offiziere. Außerdem brachte der Feind auf zwei Booten, die ganz angefüllt waren, Tote und Verwundete fort. Unsere Verluste sind: 1 Leutnant, 5 Soldaten gefallen, 21 verwundet. Die schweren Geschütze des Feindes schleuderten während des Gefechtes 300 Geschosse gegen unsere Stellung, verwundeten aber nur einen Soldaten.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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