Der Weltkrieg am 10. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Lomza erobert

Großes Hauptquartier, 10. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Östlich von Ypern gelang es starken englischen Kräften, sich in Besitz des Westteils von Hooge zu setzen.
Französische Minensprengungen in der Gegend des Gehöftes Beau Séjour in der Champagne waren erfolglos.
Nach der Zerstörung des Viaduktes westlich von Dammerkirch durch unsere Artillerie am 30. Mai haben die Franzosen im Zuge einer Umgehungsbahn die Larg südlich von Mansbach überbrückt. Die kürzlich fertiggestellte Brücke wurde gestern durch einige Volltreffer unserer Artillerie zerstört.
Am Südrand des Hessenwaldes westlich von Verdun wurde ein französischer Fesselballon heruntergeschossen.
Am 9. August um 11 Uhr abends warf ein feindlicher Flieger auf Cadzand (auf holländischem Gebiet in der Nähe der belgischen Grenze) Bomben.
Zwischen Bellingen und Rheinweiler (südlich von Müllheim in Baden) mußte ein französisches Flugzeug im Feuer unserer Abwehrgeschütze landen; Führer und Beobachter sind gefangen genommen. Bei Pfirt wich ein feindlicher Flieger, durch unser Feuer gezwungen, auf Schweizer Gebiet aus.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Auf der Westfront von Kowno wurde der Angriff unter ständigen Gefechten näher an die Fortlinie herangetragen; hierbei machten wir wieder einige hundert Russen zu Gefangenen; 4 Geschütze wurden erbeutet. 
Truppen der Armee des Generals v. Scholtz durchbrachen gestern nachmittag, die Fortlinie von Lomza, erstürmten Fort 4 und nahmen heute bei Tagesanbruch die Festung.
Südlich von Lomza wurde die Straße nach Ostrow kämpfend überschritten; Ostrow wird noch vom Gegner gehalten. Von Bojany westlich von Brok bis zur Bugmündung haben unsere Truppen diesen Fluß erreicht.
Seit dem 7. August wurden hier 23 Offiziere, 10100 Mann zu Gefangenen gemacht.
Östlich von Warschau ist die Armee des Prinzen Leopold von Bayern bis nahe an die Straße Stanislawow - Nowo-Minsk gelangt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Armee des Generalobersten v. Woyrsch erreichte in der Verfolgung die Gegend nördlich und östlich von Zelechow; sie nahm Anschluß an den von Süden vordringenden linken Flügel der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen. Auf der Front von Ostrow bis zum Bug wurden die feindlichen Nachhuten auf ihre Hauptkräfte geworfen. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Luftangriff auf die Londoner Docks

Berlin, 10. August.
In der Nacht vom 9. zum 10. August führten unsere Marineluftschiffe Angriffe gegen befestigte Küsten- und Hafenplätze der englischen Ostküste aus. Trotz starker Gegenwirkung wurden britische Kriegsschiffe auf der Themse, die Docks von London, ferner der Torpedobootsstützpunkt Harwich und wichtige Anlagen am Humber mit Bomben beworfen. Es konnten gute Wirkungen beobachtet werden. Die Luftschiffe sind von ihrer erfolgreichen Unternehmung zurückgekehrt.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez.
Behncke. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eine Brückenkopfstellung am Dnjestr erstürmt

Wien, 10. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Verfolgung des aus dem Weichsellande weichenden Gegners dauert an. Die Truppen des Generals v. Köveß haben den Raum südöstlich Zelechow gewonnen. Ihnen schlossen sich die über den unteren Wieprz vorgerückten Teile der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand an. Auch das Wieprzknie bei Kock ist an mehreren Stellen überschritten. Weiter östlich in der Front bis zum Bug nahmen unsere Verbündeten eine Reihe von feindlichen Nachhutstellungen. Am Bug und an der Zlota-Lipa ist die Lage unverändert. Bei Czernelica auf dem Südufer des Dnjestr bemächtigten sich innerösterreichische und küstenländische Heeres- und Landwehrregimenter einer brückenkopfartigen Stellung, welche die Russen bisher hartnäckig zu behaupten wußten. Der Feind flüchtete über den Fluß und ließ 22 Offiziere und 2800 Mann als Gefangene und 6 Maschinengewehre, viel Fuhrwerk und zahlreiches Kriegsmaterial in unserer Hand.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die täglichen Geschützkämpfe an der Südwestfront hielten auch gestern an. Im Görzischen und bei Plawa steigerten sie sich zuweilen zu bedeutender Heftigkeit. Drei italienische Angriffe gegen den nach Westen vorspringenden Teil des Plateaus von Doberdo und ein Vorstoß des Feindes bei Zagora (südöstlich Plawa) werden abgewiesen. Sonst hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 10. August. 
An der Dardanellenfront wiesen wir am 9. August nördlich von Ari Burun von neuem einen feindlichen Angriff ab und fügten dem Feinde schwere Verluste zu. Weiter nördlich vertrieben wir den Feind durch einen kräftigen Angriff am Ufer. Wir nahmen 4 Offiziere und 50 Mann gefangen und erbeuteten 2 Maschinengewehre, ferner heliostatische und Telephonanlagen sowie eine Menge von Waffen. Bei Ari Burun eroberten wir auf dem linken Flügel durch Bajonettangriff einen Teil des von den Feinden in den letzten Tagen besetzten Grabens zurück. Bei Sed ul Bahr besetzten wir auf den.. linken Flügel den großen Teil eines Grabens, der sich abgesondert zwischen uns und dem Feinde befand.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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