Der Weltkrieg am 11. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Bahnlinie Warschau-Bialystok erreicht - Das Fort Benjaminow von Nowo-Georgiewsk genommen

Großes Hauptquartier, 11. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich von Souchez wurde ein französischer Handgranatenangriff abgeschlagen.
Bei Courcy, nördlich von Reims, versuchten die Franzosen einen von ihnen vor unserer Front gesprengten Trichter zu besetzen. Sie wurden daran gehindert, der Trichter wurde von uns in Besitz genommen.
Unsere Infanterie wies am späten Abend einen Angriff am Lingekopf ab.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Schwächliche Vorstöße, die die Russen in den letzten Tagen längs der Straße Riga-Mitau machten, wurden leicht abgewiesen. Sonst nördlich des Njemen keine Veränderungen.
Ein Angriff starker russischer Kräfte aus Kowno heraus scheiterte. Die Zahl der dort seit dem 8. August gefangenen Russen erhöhte sich auf 2116, die der Maschinengewehre auf 16.
Östlich von Lomza dringen unsere Truppen gegen die Bobr-Narewlinie vor. Der Gegner hält noch den Brückenkopf bei Wizna.
Südlich von Lomza wich die ganze russische Front. Die stark ausgebaute Czerwony-Borstellung konnte vom Feinde nicht gehalten werden. Unsere verfolgenden Armeen überschritten den Czerwony-Bor und dringen östlich desselben vor. Der Bahnknotenpunkt südöstlich von Ostrow wurde genommen.
Östlich von Nowo-Georgiewsk wurde das vom Feinde geräumte Fort Benjaminow besetzt. Die Festungen Nowo-Georgiewsk und Brest-Litowsk wurden von unseren Luftschiffen mit Bomben belegt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die verbündeten Truppen erreichten in scharfer Verfolgung mit linkem Flügel die Gegend von Kalnczyn; auf dem rechten Flügel stürmte die Armee des Generalobersten v. Woyrsch heute früh die feindlichen Nachhutstellungen beiderseits Jedlanka (westlich von Lukow), es wurden über 1000 Gefangene gemacht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die verbündeten Truppen sind im Angriff gegen feindliche Stellungen hinter den Abschnitten der Bystrzyca (südwestlich von Radzyn), Tysmienica (westlich von Parczew) sowie in der Linie Ostrow-Uchrusk. Am oberen Bug und an der Zlota-Lipa ist die Lage unverändert.
Während die Russen auf ihrem langen Rückzuge aus Galizien und dem eigentlichen Polen die Wohnstätten und die Erntefrüchte überall in sinnlosester Weise zu vernichten suchten - was ihnen allerdings bei der Eile, mit der sie sich bewegen mußten, häufig nur lückenhaft gelang -, haben sie diese Tätigkeit jetzt, wo sie in nicht mehr von rein polnischer oder ruthenischer Bevölkerung bewohnte Gegenden gelangten, eingestellt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Erfolgreicher Vorstoß der deutschen Ostseeflotte

Berlin, 11. August.
Am 10. August griffen unsere Ostseestreitkräfte die an der Einfahrt zu dem Alands-Archipel liegende befestigte Schäreninsel Utö an. Sie zwangen durch ihr Feuer die in der Einfahrt stehenden russischen Streitkräfte, unter ihnen einen Panzerkreuzer der Makaroffklasse, zum Rückzug und brachten die feindliche Küstenbatterie durch eine Anzahl guter Treffer zum Schweigen. Am gleichen Tage trieben andere deutsche Kreuzer russische Torpedoboote, die sich bei Zerel, am Eingang zum Rigaischen Meerbusen, gezeigt hatten, in diesen zurück. Auf einem feindlichen Torpedobootszerstörer wurde ein Brand beobachtet. Unsere Schiffe wurden wiederholt von feindlichen Unterseebooten angegriffen. Sämtliche auf sie abgeschossenen Torpedos gingen fehl. Unsere Schiffe erlitten weder Beschädigungen noch Verluste.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez.
Behncke. 1)

 

Kühne Seetaten des deutschen Hilfsschiffes "Meteor"

Berlin, 11. August.
Nach kühnem Durchbruch durch die feindlichen Bewachungsstreitkräfte hat S. M. Hilfsschiff "Meteor" an verschiedenen Stellen der britischen Küste Minen geworfen und sodann Handelskrieg geführt. In der Nacht vom 7. zum 8. August stieß er südöstlich der Orkneyinseln auf den britischen Hilfskreuzer "The Ramsey", griff ihn an und vernichtete ihn, wobei er 40 Mann der Besatzung, darunter 4 Offiziere, retten konnte. Am folgenden Tage wurde er von vier britischen Kreuzern gestellt. Da ein Kampf aussichtslos und ein Entkommen unmöglich war, versenkte der Kommandant sein Schiff, nachdem die Besatzung, die englischen Gefangenen und die Mannschaft eines als Prise versenkten Seglers geborgen worden waren. Die gesamte Besatzung des "Meteor" hat wohlbehalten einen deutschen Hafen erreicht.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez.
Behncke. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Verfolgung der Russen östlich des Wieprz

Wien, 11. August, mittags. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Die über den Wieprz vorgedrungenen österreichisch-ungarischen Truppen vertrieben gestern den Feind aus der Gegend nordwestlich Kozk und setzten die Verfolgung in nordöstlicher Richtung fort.
Zwischen der oberen Tysmienica und dem Bug, wo die Russen in der Linie Ostrow-Uchrusk neuerlich festen Fuß gefaßt haben, ist der Angriff der Verbündeten im Gange. Sonst im Nordosten nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Artillerie- und Angriffstätigkeit der Italiener an der küstenländischen Front nahm gestern wieder an Umfang zu. Am Rande des Plateaus von Doberdo griffen stärkere feindliche Kräfte unsere Stellungen östlich von Falcone an. Diese verblieben nach erbitterten Kämpfen ausnahmslos in unserem Besitz. Der abgeschlagene Gegner erlitt namentlich durch flankierendes Geschützfeuer schwere Verluste. Zwei Angriffe gegen den nach Westen vorspringenden Plateauteil wurden schon durch unsere Artillerie erstickt. Gegen den Görzer Brückenkopf versuchten sich die Italiener bei Pevna an die Hindernisse heranzuarbeiten. Hier wurden sie mit Handgranaten vertrieben. Ein in der Dunkelheit bei Zagora (südöstlich Plawa) angesetzter feindlicher Angriff mißlang ebenso wie der vorgestrige. Im Kärntner und Tirols Grenzgebiet ist die Lage unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 11. August.
An der Dardanellenfront warfen wir am 10. August nördlich von Ari Burun nach einem energischen Angriff den Feind auf einer Front von 500 Metern zurück und fügten ihm beträchtliche Verluste zu. Wir erbeuteten dabei 1 Maschinengewehr und 200 Gewehre. Bei Ari Burun eroberten wir auf dem linken Flügel in der Nacht zum 10. August von neuem einen Teil der feindlichen Schützengräben. Bei Sed ul Bahr machten wir auf dem linken Flügel einige Franzosen, darunter einen Offizier, zu Gefangenen und erbeuteten eine Menge Waffen. Unsere verborgenen Batterien trafen mehrmals im Golf von Saros einen feindlichen Kreuzer, der indirekt die Umgebung von Bulair beschoß. Der Kreuzer entfernte sich sofort. Ein feindlicher Flieger warf am 9. August drei Bomben auf das Lazarett in Galatakoj, das horizontal die Zeichen des Roten Halbmondes trug. Ein Soldat wurde getötet, drei wurden verletzt.

 

Ein englischer Torpedobootszerstörer gesunken

London, 11. August. 
Die britische Admiralität meldet:
Der britische Torpedobootszerstörer "Lynx" ist in der Nordsee auf eine Mine gelaufen und gesunken. 4 Offiziere und 22 Mann konnten gerettet werden.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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