Der Weltkrieg am 1. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

270000 Russen im August gefangen

Die Höhen des östlichen Strypa-Ufers erstürmt - Der Oberlauf des Narew überschritten

Großes Hauptquartier, 1. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert. Nordwestlich von Bapaume wurde ein englisches Flugzeug von einem unserer Flieger heruntergeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Östlich des Njemen nehmen die Kämpfe ihren Fortgang.
Auf der Westfront von Grodno stehen unsere Truppen vor der äußeren Fortlinie.
Zwischen Odelsk (östlich von Sokolka) und dem Bialowieskaforst wurde weiter verfolgt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Der Oberlauf des Narew ist überschritten; nördlich von Pruzana ist der Feind über das Sumpfgebiet zurückgedrängt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Verfolgung blieb im Gange; wo der Feind sich stellte, wurde er geworfen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Truppen des Generals Grafen Bothmer stürmten gegen hartnäckigen feindlichen Widerstand die Höhen des östlichen Strypa-Ufers bei und nördlich von Zborow. Der vorübergehende Aufenthalt durch russische Gegenstöße ist nach Abwehr derselben überwunden. Die Höhe der im Monat August von deutschen Truppen auf dem östlichen und südöstlichen Kriegsschauplatze gemachten Gefangenen und des erbeuteten Kriegsmaterials beläuft sich auf über 2000 Offiziere, 269839 Mann an Gefangenen, über 2200 Geschütze, weit über 560 Maschinengewehre.
Hiervon entfallen auf Kowno: rund 20000 Gefangene, 827 Geschütze; auf Nowo-Georgiewsk: rund 90000 Gefangene (darunter 15 Generale und über 1000 andere Offiziere), 1200 Geschütze, 150 Maschinengewehre.
Die Zählung der Geschütze und Maschinengewehre in Nowo-Georgiewsk ist jedoch noch nicht abgeschlossen, die der Maschinengewehre in Kowno hat noch nicht begonnen. Die als Gesamtsumme angegebenen Zahlen werden sich daher noch wesentlich erhöhen. 
Die Vorräte an Munition, Lebensmitteln und Hafer in beiden Festungen sind vorläufig nicht zu übersehen. 
Die Zahl der Gefangenen, die von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen seit dem 2. Mai, dem Beginn des Frühjahrsfeldzuges in Galizien, gemacht wurden, ist nunmehr auf weit über eine Million gestiegen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eroberung der Festung Luck - Zborow genommen

Wien, 1. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Festung Luck ist seit gestern in unserer Hand. Das altbewährte, salzburgisch- oberösterreichische Infanterieregiment Erzherzog Rainer Nr. 59 warf die Russen mit dem Bajonett aus dem Bahnhof und den verschanzten Barackenlagern nördlich des Platzes und drang zugleich mit dem flüchtenden Feind in die Stadt ein, die bis in die Abendstunden gesäubert war. Der geschlagene Gegner wich gegen Süden und Südosten zurück. Bei Bialy-Kamien in Nordostgalizien durchbrach die Armee des Generals v. Boehm-Ermolli in einer Ausdehnung von 20 Kilometern die feindliche Linie. Die solcherart erlittene doppelte Niederlage zwang alle noch westlich des Styr kämpfenden russischen Kräfte zum Rückzug hinter diesen Fluß. Die rückgängige Bewegung des Feindes dehnte sich im Laufe des heutigen Morgens auch auf die Front bei Zborow aus, das gestern von der Armee des Generals Grafen Bothmer genommen wurde. An der Strypa wird noch gekämpft. Einer der russischen Gegenangriffe hatte gestern in der Gegend von Kozowa eine deutsche und österreichisch-ungarische Brigade auf einige Kilometer zurückgedrängt. Der von unseren Truppen zur Vertreibung des Feindes angesetzte Flankenstoß veranlagte die Russen, noch ehe er zur Wirkung kam, zu schleunigstem Rückzug auf das Ostufer der Strypa. Auch nördlich Buczacz wurden mehrere feindliche Angriffe abgewiesen, wobei der Gegner schwere Verluste erlitt.
Die Zahl der in den letzten Tagen in Ostgalizien und östlich von Wladimir-Wolynskij eingebrachten Gefangenen stieg auf 36 Offiziere und 15230 Mann. Insgesamt wurden im Monat August von den unter österreichisch-ungarischem Oberbefehl kämpfenden verbündeten Truppen 190 Offiziere und 53290 Mann gefangengenommen, 34 Geschütze und 23 Maschinengewehre erbeutet.
Die Gesamtzahl der von diesen Streitkräften seit Anfang Mai eingebrachten Gefangenen beläuft sich auf 2100 Offiziere und 642500 Mann. Die Zahl der bei diesen Operationen erbeuteten Geschütze stellt sich auf 394, die der Maschinengewehre auf 1175.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com