Der Weltkrieg am 14. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Weiteres Vordringen nordwestlich von Wilna

Großes Hauptquartier, 14. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Unter teilweise sehr lebhafter Tätigkeit der Alliierten verlief der Tag sonst ohne wesentliche Ereignisse.
Ein schwacher französischer Vorstoß gegen das Schleusenhaus von Sapigneul (nordwestlich Reims) wurde zurückgeschlagen.
Auf Trier, Mörchingen, Château-Salins und Donaueschingen wurden von feindlichen Fliegern Bomben abgeworfen, bei Donaueschingen ein Personenzug mit Maschinengewehrfeuer beschossen. Es sind einige Personen getötet oder verletzt.
Aus dem über Trier erschienenen Geschwader wurde ein Flugzeug bei Lommeringen (südwestlich von Fentsch) heruntergeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Auf der Front zwischen der Düna und der Wilija (nordwestlich von Wilna) sind wir unter Kämpfen im weiteren Vorgehen. Es wurden 5200 Gefangene gemacht, 1 Geschütz, 17 Munitionswagen, 13 Maschinengewehre und viele Bagagen erbeutet.
Auch östlich von Olita macht unser Angriff Fortschritte. Im Njemenbogen nordöstlich von Grodno gelangte die Verfolgung bis halbwegs Lida. Weiter südlich nähern wir uns dem Szczaraabschnitt.
Der Bahnhof Lida wurde nachts mit Bomben beworfen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Verfolgung gegen die Szczara blieb im Fluß; feindliche Nachhuten wurden geworfen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Auch hier konnte der Feind die Verfolgung nicht aufhalten; einige hundert Gefangene wurden eingebracht.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage bei den deutschen Truppen ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Erfolgreicher Angriff deutscher Wasserflugzeuge auf russische Seestreitkräfte

Berlin, 14. September.
Am 12. September haben deutsche Wasserflugzeuge einen Angriff auf russische Seestreitkräfte im Rigaischen Meerbusen und auf Riga-Dünamünde gemacht. Eins der Flugzeuge sichtete vor der Bucht ein feindliches Flugzeug-Mutterschiff und belegte es mit Erfolg mit Bomben; Brandwirkung wurde beobachtet. Ein anderes Flugzeug griff einen Zerstörer mit Bomben an und erzielte einen Treffer. Ein drittes entdeckte in der Arensburger Bucht ein Flugzeug-Mutterschiff und brachte ihm zwei Treffer bei. Dem vierten Flugzeug, das bei Zerel einen Kampf mit zwei russischen Flugzeugen zu bestehen hatte, gelang es, an einen Zerstörer heranzukommen und auf ihn einen Treffer zu erzielen. Das fünfte traf zwei feindliche getauchte U-Boote vor Windau und bewarf sie mit zwei Bomben; der Erfolg konnte nicht festgestellt werden. Das letzte Flugzeug erzielte auf der zum Torpedobootsbau für die russische Marine bestimmten Mühlgrabenwerft in Dünamünde sechs Treffer in den Werkstätten und auf den Hellingen. Die Werft geriet in Brand. Einem der Flugzeuge begegnete im Rigaischen Meerbusen ein russisches Segelschiff, welches versenkt wurde, nachdem die Mannschaft gerettet war.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Angriffe in Wolhynien

Wien, 14. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Lage in Ostgalizien ist unverändert. Der Feind griff heute früh unsere Strypafront an, wurde aber abgewiesen. Auch in Wolhynien sind die Russen unter Heranführung neuer Truppen an zahlreichen Stellen zum Angriff übergegangen. Während bei Nowo-Aleksiniec die Kämpfe noch andauern, wurde der Feind bei Dubno und am Stubielabschnitt überall unter großen Verlusten zurückgeworfen. Unsere in Litauen kämpfenden Streitkräfte überschritten in der Verfolgung des Gegners südlich von Slonim die Griudaniederung.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Nach den erfolglosen italienischen Angriffen der letzten Tage trat gestern in den größeren Kämpfen bei Flitsch und Tolmein eine Pause ein. Bei Plawa vertrieb ein Feuerüberfall unserer Artillerie den Feind aus einem mehrere Kilometer breiten Frontstück. Die flüchtenden Italiener erlitten große Verluste. An der Tiroler Front wurden Angriffsversuche schwächerer Abteilungen gegen unsere Stellungen bei der Grenzbrücke im Popenatale (südlich Schluderbach) und im Tonalegebiet abgewiesen. Im großen und ganzen herrscht an der Südwestfront Ruhe.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 14. September.
An der Dardanellenfront in den Abschnitten von Anaforta und Ari Burun überfielen in der Nacht zum 13. September unsere Aufklärungskolonnen erfolgreich verschiedene Stellen der feindlichen Gräben. Am 13. September beschoß unsere Artillerie mit Erfolg feindliche Truppenansammlungen und Verproviantierungskolonnen und zerstreute sie, indem sie ihnen Verluste beibrachte. In der Gegend von Ari Burun zerstörten wir bei Yukceksirt eine feindliche Artilleriestellung sowie zwei gut verschanzte Beobachtungsstellen des Feindes. Bei Sed ül Bahr beschoß die feindliche Artillerie während einer halben Stunde Teile unserer Gräben im Zentrum, ohne eine Wirkung zu erzielen.

 

Die neue bulgarisch-türkische Grenze

Obwohl der Vertrag zwischen Bulgarien und der Türkei amtlich noch nicht veröffentlicht ist, kann sein Abschluß als sicher angesehen werden. Auch sein Inhalt ist so vollständig bekannt geworden, daß man die neue Grenze bereits ziehen kann; die Besetzung des an Bulgarien abgetretenen türkischen Gebiets wird in den nächsten Tagen schon erfolgen. Die neue Grenze folgt von Karagatsch, der Vorstadt von Adrianopel, die an Bulgarien fällt, dem linken Ufer der Maritza und bringt auch die kleine Bucht von Enos an Bulgarien. Der Hauptvorteil aber, der für Bulgarien aus dem Vertrag erwächst, ist der, daß die Eisenbahn von Sofia nach Dedeagatsch am Aegäischen Meere, die früher durch türkisches Gebiete führte, nunmehr rein bulgarisch wird.

Der 1. Weltkrieg im September 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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