Der Weltkrieg am 17. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Übergang über die Szczara erzwungen - Widsy südlich Dünaburg genommen

Großes Hauptquartier, 17. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In der Champagne wurde den Franzosen nordwestlich von Perthes durch einen Handgranatenangriff ein Grabenstück der vorderen Stellung entrissen, ein Gegenangriff wurde abgeschlagen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südlich von Dünaburg wurde die Straße Widsy-Goduzischki-Komai erreicht. Widsy wurde heute früh nach heftigem Häuserkampf genommen. Nordwestlich, nördlich und nordöstlich von Wilna wird unser Angriff fortgesetzt. Die Lage östlich und nordöstlich von Olita - Grodno ist im wesentlichen unverändert. Die Szczara wurde bei dem gleichnamigen Orte überschritten.
Auch bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern erzwangen unsere Truppen an mehreren Stellen den Szczaraübergang.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Sumpfgebiete nördlich von Pinsk werden vom Feinde gesäubert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Von den deutschen Truppen nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der deutsche Angriff in Serbien

Deutsche Südostarmee, 17. Oktbr. (Priv.-Tel.) 
Der deutsche Angriff auf Serbien gewinnt langsam aber systematisch Raum. Die bis heute erreichte Linie läuft von Semendria über Podunarotzi und Passarowitz bis zu beiden Seiten des Pebflußtales südlich der alten serbischen Feste Gradiste und hat im serbischen Vorgebirge eine durchschnittliche Höhe von 360 Meter erreicht. Täglich werden die größten Terrain- und Witterungsschwierigkeiten von unsern kampferprobten Truppen überwunden.
Der Donauübergang stellt sich immer mehr als eine Glanzleistung der deutschen Pioniere heraus. Der stark befestigte Straßenknotenpunkt Passarowitz ist durch geschickt angesetzte Seitenkolonnen ohne größere Verluste genommen. Der gestern von den märkischen Regimentern gestürmte Vranowoberg ist eine den Spicherer Höhen ähnliche steile Anhöhe im Bergland von Podunawlje. Bei allen diesen Kämpfen zeigten sich die Serben als zähe, tüchtige Gegner, besonders in Nahkämpfen, die sich auf den Maisfeldern und in den Straßen der Stadt Petka abgespielt haben. Doch scheint die ungewohnte Heftigkeit unserer schweren Artillerie sie zu erschüttern, so daß der Gegner in den letzten Tagen den Ansturm verschiedentlich nicht mehr abgewartet hat. Immerhin ist mit einem weiteren tapferen Widerstand des Gegners sicher zu rechnen. 

Dr. Adolf Koester,
 Kriegsberichterstatter.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue Kämpfe im wolhynischen Festungsdreieck

Wien, 17. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Russen versuchten, die Wirkung unseres gestern gemeldeten Flankenstoßes nordöstlich von Buczacz durch einen Gegenangriff zu vereiteln. Sie wurden geworfen. Unser Artilleriefeuer vernichtete hierbei ein feindliches Panzerauto. Von den drei Offizieren der Besatzung wurden zwei getötet, einer unverwundet gefangengenommen. Von der Mannschaft blieb alles, mit Ausnahme eines gleichfalls in Gefangenschaft geratenen Chauffeurs, tot am Platze. Im übrigen ließ in Ostgalizien und an der Ikwalinie die Gefechtstätigkeit wesentlich nach. Die Lage blieb völlig unverändert. Angesichts der Unmöglichkeit, in diesen Räumen einen Erfolg zu erringen, führte der Feind neuestens um so heftigere Angriffe gegen unsere im wolhynischen Festungsgebiet stehenden Streitkräfte. Die hier gestern entbrannten Kämpfe dauern noch an. An der Szczara nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler Front fanden gestern wieder vielfache Artilleriekämpfe statt. Nachmittags wurde das feindliche Feuer gegen die Hochfläche von Lafraun und Vielgereuth heftiger. Heute nach Mitternacht griff stärkere italienische Infanterie den Monte Coston und unsere Stellungen nördlich dieses Grenzberges an. Diese Vorstöße wurden unter beträchtlichen Verlusten des Angreifers abgewiesen. Im Kärntner Grenzgebiet entfaltet die gegnerische Artillerie namentlich gegen den Raum von Tarvis eine lebhafte Tätigkeit; dieser Ort, und zwar insbesondere das dortige Spital, wurde aus den Stellungen nächst des Grenzbaches von Somdogna von weittragenden Geschützen beschossen. An der küstenländischen Front setzte der feindliche Angriff gegen den Raum von Flitsch wieder ein. Mehrere Vorstöße der Italiener wurden zurückgeschlagen; die Kämpfe sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Weiter Isonzo abwärts bis einschließlich des Görzer Brückenkopfes herrschte verhältnismäßig Ruhe. Einige Ortschaften südlich Görz und der Nordwestrand der Hochfläche von Doberdo standen unter lebhaftem Geschützfeuer. Westlich San Martino wurden Annäherungsversuche der Italiener wie immer vereitelt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Aufklärungsgefecht am Suezkanal

Konstantinopel, 17. September.
An der Dardanellenfront hat sich nichts verändert. Bei Anaforta hinderten wir durch unser Feuer die feindlichen Befestigungsarbeiten vor unserem rechten Flügel. Unsere Artillerie zwang ein feindliches Torpedoboot, das sich Sczelikburun zu nähern versuchte, zur Flucht. Unsere Küstenbatterien beschossen wirksam feindliche Minenleger und die wichtigen feindlichen Stellungen in der Gegend von Sed ül Bahr.
In der Nacht vom 5. September nahm eine unserer Aufklärungspatrouillen am Suezkanal 5 Kilometer südlich von El Kantara ein englisches Transportschiff unter Feuer, das Munition auf dem Kanal beförderte. Sie tötete die Leute auf dem Schiffe und beunruhigte durch ihren Überfall eine feindliche Kompagnie, welche in der dortigen Gegend lagerte. In der Nacht vom 9. zum 10. September sprengte eine andere türkische Patrouille mit Dynamit die Funkenstation östlich von Adjigeaul am Kanal in die Luft. An den anderen Fronten hat sich nichts verändert. - Ein Teil unserer Flotte hat einen Leuchtturm und eine Fabrik an der Süd-küste der Krim mit Erfolg beschossen, das Geschütz- und Gewehrfeuer des Feindes hat ihr keinen Schaden getan. In derselben Gegend hat sie vier große russische vollbeladene Segelschiffe versenkt.
An der Irakfront haben unsere Freiwilligen in der Gegend von Kalat-ül-Nedjim in der Nacht zum 12. September ein Lager des Feindes überrumpelt, ihm große Verluste beigebracht und viel Beute abgenommen. Am folgenden Tage wurde ein neuer Angriff auf das Lager gemacht; der Feind verlor mehr als hundert Tote und wurde aus dieser Stellung verjagt. Am 16. September haben wir nördlich von Korna ein englisches Flugzeug heruntergeschossen und die Flieger, einen Feldwebel und einen Mechaniker, gefangengenommen; nach geringfügiger Instandsetzung benutzen wir das Flugzeug gegen den Feind.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com