Der Weltkrieg am 25. September 1915

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Der 1. Weltkrieg: Gefallene Franzosen in der Champagne nach dem Angriff vom 25. September 1915
Gefallene Franzosen in der Champagne nach dem Angriff vom 25. September 1915

 Der deutsche Heeresbericht:

Englisch-französische Offensive auf der ganzen Front

Großes Hauptquartier, 25. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auf der ganzen Front vom Meere bis an die Vogesen nahm das feindliche Feuer an Stärke zu und steigerte sich östlich von Ypern, zwischen dem Kanal von La Bassée und Arras sowie in der Champagne von Prosnes bis zu den Argonnen zu äußerster Heftigkeit. Die nach der zum Teil fünfzigstündigen stärksten Feuervorbereitung erwarteten Angriffe haben begonnen. Zwischen den Bahnen von Ypern und Roulers und nach Comines stießen die Engländer heute früh vor. Ihr Angriff ist auf dem Nordflügel erst nach Nahkampf vor und in unserer Stellung bereits abgeschlagen. Ferner greifen sie nordöstlich und südöstlich von Armentières und nördlich des Kanals von La Bassée an; sie versuchen dabei die Benutzung von Gasen und Stinkbomben.
Am 23. September abends drangen, wie nachträglich bekannt geworden ist, die Franzosen in unsere zerschossenen Gräben bei Souchez ein. Sie wurden sofort wieder hinausgeworfen. Gestern wurden sie abermals bei Souchez und beiderseits von Neuville zurückgeschlagen.
In der Champagne, von Prosnes bis zu den Argonnen, erfolgten französische Angriffe, die an den meisten Stellen abgewiesen wurden. Zum Teil wurden sie bereits durch unsere starke Artillerie zum Scheitern gebracht, zum Teil brachen sie erst wenige Schritte vor unseren Hindernissen im Feuer unserer Infanterie und Maschinengewehre zusammen. Die zurückflutenden feindlichen Massen erlitten im heftigsten Artillerie- und Maschinengewehrfeuer sehr erhebliche Verluste. An einzelnen Punkten der Front ist der Nahkampf noch im Gange. Ein schwacher französischer Vorstoß auf Bezange-la-Grande (nördlich von Luneville) hatte keinen Erfolg.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Russische Angriffe südwestlich von Lennewaden sowie bei Wilejka und Rabun wurden abgeschlagen. Unsere Angriffe in der Front südlich von Soly werden fortgesetzt. Die Russen setzen unserem Vordringen in der allgemeinen Linie Smorgon-Wischnew- westlich von Saberesina-Djeljatitschi (an der Einmündung der Beresina in den Njemen) noch Widerstand entgegen. Bei Friedrichstadt schoß ein deutscher Flieger ein russisches Flugzeug herunter.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Nördlich von Korelitschi wehren sich die Russen hartnäckig; unsere Truppen stürmten die Stadt Negniewitschi (nördlich von Nowo-Grodek) und schlugen mehrere starke Gegenangriffe ab.
Östlich und südöstlich von Baranowitschi ist unser Angriff auf dem Westufer der Szczara im Vorschreiten. Es wurden einige hundert Gefangene gemacht. Westlich Medwjeditschi und südlich bis Lipsk ist die Szczara erreicht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz ist die Lage unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Angriffe an der wolhynischen Front abgeschlagen

Wien, 25. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Lage im Nordosten ist unverändert. In Ostgalizien fiel nichts von Bedeutung vor. Gegen unsere wolhynische Front unternahm der Feind wieder eine Reihe mitunter sehr heftige Angriffe, die an einzelnen Punkten bis in unsere Gräben führten, aber überall blutig abgewiesen wurden. Die Russen erlitten große Verluste. Die Zahl der an der Ikwalinie gestern und vorgestern eingebrachten Gefangenen beträgt 20 Offiziere und etwa 4000 Mann. Die im Wald- und Sumpfgebiet am unteren Styr vorgehende österreichisch-ungarische Reiterei entriß dem Feind abermals einige zäh verteidigte Ortschaften. In Litauen drangen unsere Truppen bis in die Gegend von Kraszyn vor.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler Westfront eröffnete unsere Artillerie nun auch im Ortlergebiete das Feuer. Eine feindliche Abteilung, die im Cedehtale vorgegangen war, flüchtete bis Santa Caterina; eine andere wurde aus ihrer Stellung westlich der Königsspitze verjagt. Östlich des oberen Daonetals säuberten unsere Truppen die Cima Latola von. Gegner. An der Dolomitenfront scheiterte ein Angriff auf unsere Stellung am Col dei Bois, wobei die Alpini, die sich zu dieser Unternehmung freiwillig gemeldet hatten, große Verluste erlitten. Im Kärntner und im küstenländischen Grenz-gebiete hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Westlich von Ronchi fand ein italienischer Fesselballon durch Explosion sein Ende.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Artillerie beschoß erfolgreich serbische Trains im Raume von Belgrad und feindliche Infanterie auf der Höhe von Topschider. Im übrigen blieb auch im Südosten die Lage unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 25. September.
Die allgemeine Lage ist unverändert. An der Dardanellenfront bei Anaforta zerstörte unsere Artillerie wiederum einen Teil der feindlichen Schützengräben. Bei Ari Burun machte unser Feuer eine feindliche Kanone bei Yuksseksirt kampfunfähig. Bei Sed ül Bahr zerstörte die Explosion einer unserer Minen vor unserem rechten Flügel einen Teil der feindlichen Schützengräben und Drahtverhaue und eine feindliche Gegenmine, wobei die feindlichen Pioniere den Tod fanden.
An der Irakfront wurden am 22. September zwei Schwadronen feindlicher Kavallerie, die zusammen mit fünf feindlichen Schiffen auf dem linken Ufer des Tigris gegen unsere Stellungen vorrücken wollten, zurückgeschlagen, dank dem Gegenangriff unserer starken Erkundungskolonnen. Wir fügen täglich durch unsere wirksamen überraschenden Angriffe den feindlichen Streitkräften, die ohne den Schutz ihrer Kanonenboote auf dem Tigris und Euphrat sich im Gelände bewegen, schwere Verluste zu, und wir haben ihnen große Beute entrissen.
An der Dardanellenfront erbeuteten unsere Aufklärungsabteilungen auf dem linken Flügel bei Anaforta in feindlichen Schützengräben etwa 30 Gewehre und Material. Wir nahmen einen Teil der vom Feinde bei seiner Landung auf diesem Flügel besetzten Stellungen wieder. Bei Ari Burun schwaches Feuergefecht. Bei Sed ül Bahr griff eine unserer Abteilungen des linken Flügels mit Handgranaten die Bombenwerferstellungen des Feindes an und verhinderte ihn, Bomben zu werfen.
Auf der Kaukasusfront östlich von Wan in der Gegend von Hochab brachten unsere Vorposten den. Feinde eine Niederlage bei und zwangen ihn, in östlicher Richtung zu fliehen. Der Feind ließ eine Menge Gewehre und Material in unseren Händen.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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