Der Weltkrieg am 26. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Deutsche Gefangene aus der Herbstschlacht in der Champagne werden verpflegt
Deutsche Gefangene aus der Herbstschlacht in der Champagne werden verpflegt 
Aufnahme vom 26. September 1915

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortsetzung der französisch-englischen Offensive - Ein englisches Kriegsschiff bei Zeebrügge versenkt

Großes Hauptquartier, 26. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe im Verfolg der seit Monaten vorbereiteten französisch-englischen Offensive nahmen auf dem größeren Teil der Front ihren Fortgang, ohne die Angreifer ihrem Ziele in nennenswerter Weise näher zu bringen.
An der Küste versuchten auch englische Schiffe durch Feuer besonders auf Zeebrügge einzugreifen. Nachdem ein Schiff gesunken und zwei andere beschädigt waren, zogen sie sich zurück.
Im Ypernabschnitt erlitt der Feind große Verluste. Vorteile errang er nicht. In unseren Händen ließen die Engländer 2 Offiziere, 100 Mann und 6 Maschinengewehre.
Südwestlich von Lille gelang es dem Gegner, eine unserer Divisionen bei Loos aus der vordersten in die zweite Verteidigungslinie zurückzudrücken. Hierbei haben wir naturgemäß erhebliche Einbuße auch an dem zwischen den Stellungen eingebauten Material allerart erlitten. Der im Gange befindliche Gegenangriff schreitet erfolgreich fort. Die Trümmer des einstigen Dorfes Souchez räumten wir freiwillig. Zahlreiche andere Angriffe auf dieser Front wurden glatt abgeschlagen, an vielen Stellen mit schwersten Verlusten für den Gegner. Hierbei zeichnete sich das 39. Landwehrregiment besonders aus, das bei dem Durchbruchsversuch im Mai nördlich Neuville den Hauptstoß hatte aushalten müssen.
Wir haben hier über 1200 Gefangene, darunter einen englischen Brigadekommandeur und mehrere Offiziere, gemacht und 10 Maschinengewehre erbeutet.
Auch bei dem Ringen zwischen Reims und Argonnen mußte nördlich von Perthes eine deutsche Division ihre durch nahezu siebzigstündige, ununterbrochene Beschießung zerstörte vorderste Stellung räumen und die zweite 2 bis 3 Kilometer dahinter gelegene einnehmen. Im übrigen aber scheiterten auch hier alle feindlichen Durchbruchsversuche. Besonders hartnäckig wurde nördlich Mourmelon-le-Grand und dicht westlich der Argonnen gekämpft. Hier wurde denn auch durch unsere braven Truppen der Angreifer am stärksten geschädigt. Norddeutsche und hessische Landwehr schlug sich hervorragend. Mehr als 3750 Franzosen, darunter 39 Offiziere, wurden gefangengenommen.
Im Luftkampf hatten unsere Flieger gute Erfolge. Ein Kampfflieger schoß ein englisches Flugzeug westlich Cambrai ab; südlich Metz brachte der zu seinem Probeflug aufgestiegene Leutnant Bölke ein Voisin-Flugzeug zum Absturz.
Der zur Vertreibung eines zum Angriff auf Freiburg angesetzten, aus drei Flugzeugen bestehenden französischen Geschwaders aufgestiegene Unteroffizier Böhm brachte zwei Flugzeuge zum Absturz, nur das dritte entkam ihm.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Östlich von Wilejka sind erneute russische Angriffe abgewiesen. Westlich von Wilejka wird heftig gekämpft. Auf der Front zwischen Smorgon und Wischnew drangen wir an mehreren Stellen in die feindlichen Stellungen ein; der Kampf dauert noch an.
Nordwestlich von Saberesina warf unser Angriff die Russen über die Beresina zurück. Weiter südlich bei Djeljatitschi und Ljubtscha ist der Njemen erreicht.
Es wurden 900 Gefangene gemacht und 2 Maschinengewehre erbeutet.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Der Gegner ist weiter zurückgedrängt. 550 Gefangene sind eingebracht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Lage ist unverändert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei den deutschen Truppen hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Österreich-Ungarns Antwort an Amerika

Wien, 26. September.
Der Minister des Auswärtigen Baron Burian hat am 24. September dem amerikanischen Botschafter eine Antwortnote auf die Note vom 16. August überreichen lassen. Darin wird u. a. erklärt: Die k. u. k. Regierung habe nicht den normalen Handel mit Kriegsmaterial beanstandet. Nur dagegen habe sie sich gewandt, daß das Wirtschaftsleben der Vereinigten Staaten durch Schaffung neuer und Erweiterung bestehender Betriebe dem Zweck der Erzeugung und der Ausfuhr von Kriegsbedarf in weitestem Umfange dienstbar gemacht und auf solche Art sozusagen militarisiert wurde.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Niederlage der Russen bei Nowo-Aleksiniec

Wien, 26. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der Feind hat auch gestern seinen Versuch, bei Nowo-Aleksiniec unsere Front zu sprengen, unter großem Kräfteaufwand fortgesetzt. Die seit mehreren Tagen wachsende Offensive endete für die Russen mit einer vollen Niederlage. Wo immer es dem Gegner vorübergehend gelungen war, in einen unserer Schützengräben einzudringen, überall wurde er unter großen Verlusten von den herbeieilenden Reserven zurückgeworfen. Noch gestern nachmittag und abend brachen südlich von Nowo-Aleksiniec zehnmal wiederholte Angriffe zusammen, und östlich von Zalozce wurden feindliche Abteilungen. die sich durch unsere zerschossenen Hindernisse den Weg in unsere Stellungen gebahnt hatten, als Gefangene abgeführt. An der Styrfront erlahmte die Tätigkeit des Feindes. In Ostgalizien herrscht Ruhe. Die in Litauen kämpfenden k. und k. Streitkräfte warfen den Gegner bei Kraszyn auf das Ostufer der oberen Szczara zurück.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern beschränkte sich die Tätigkeit der Italiener auf eine heftige Beschießung des durch die Genfer Flagge weithin gekennzeichneten Spitals des Roten Kreuzes in Görz. Die feindliche Artillerie erzielte in dieser Sanitätsanstalt fünf Volltreffer, von denen eine Granate in den Operationssaal drang. Weitere 53 Geschosse fielen in unmittelbarer Nähe des Gebäudes ein. Einen militärischen Zweck hatte diese völkerrechtswidrige Handlung nicht, da sich weit und breit keine Truppen befanden.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 26. September.
An der Dardanellenfront bei Anaforta erbeuteten unsere am rechten Flügel ausgesandten Erkundungskolonnen 43 Gewehre und Munition. Am 25. September beschoß unsere Artillerie feindliche Lager hinter Meßtentepe und verursachte schwere Verluste. Bei Ari Burun zerstörte eine Mine, die wir vor unserem rechten Flügel zur Explosion brachten, eine feindliche Gegenmine. Auf dem linken Flügel beschoß unsere Artillerie die Stellungen der feindlichen Bombenwerfer, brachte die feindliche Artillerie, die erwiderte, zum Schweigen und zwang drei Transportschiffe, die in weiter Entfernung von Ari Burun ausluden, zur Flucht. Bei Sed ül Bahr explodierte keine der am 24. vom Feinde geschleuderten Bomben in unseren Schützengräben, dagegen explodierten mehrere in seinen eigenen Gräben.

 

Keine Mobilisierung Rumäniens

Bukarest, 26. September.
Gestern fand ein Ministerrat statt. Übereinstimmenden Mitteilungen zufolge ergab die Prüfung der Lage, wie sie durch die Mobilmachung Bulgariens und Griechenlands geschaffen wurde, daß für Rumänien keine Notwendigkeit vorliege, mit der gleichen Maßregel zu antworten.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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