Der Weltkrieg am 1. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erneute französische Angriffe abgeschlagen -
Die Septemberbeute im Osten: 95885 Gefangene

Großes Hauptquartier, 1. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Feindliche Monitore beschossen wirkungslos die Umgegend von Lombartzyde und Middelkerke.
Einen neuen Gegenangriff versuchten die Engländer gestern nicht wieder. Unsere Gegenangriffe nördlich von Loos machten bei heftiger feindlicher Gegenwehr weiter Fortschritte. Einige Gefangene, zwei Maschinengewehre und ein Minenwerfer fielen in unsere Hand.
Versuche der Franzosen, östlich von Souchez und nördlich von Neuville Raum zu gewinnen, mißglückten.
In der Champagne scheiterte ein mit starken Kräften unternommener feindlicher Angriff östlich Aubérive. Ebenso erfolglos waren sämtliche französischen Angriffe in Gegend nordwestlich Massiges, an denen Truppenteile von sieben verschiedenen Divisionen beteiligt waren.
Die Zahl der bei den Angriffen in der Champagne bisher gemachten Gefangenen ist auf 104 Offiziere, 7019 Mann gestiegen.
Erfolgreiche Minensprengungen beschädigten die französische Stellung bei Vauquois.
Französische Flieger bewarfen Hénin-Liétard mit Bomben, durch die acht französische Bürger getötet wurden. Wir hatten keine Verluste.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Westlich von Dünaburg, bei Grendsen, wurde eine weitere Stellung des Feindes gestürmt; in Kämpfen östlich von Madziol, sowie auf der Front zwischen Smorgon und Wischnew sind russische Angriffe unter schweren Verlusten zusammengebrochen. Die Heeresgruppe machte 1360 Gefangene.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Der Feind wiederholte seine vergeblichen Teilangriffe; alle Vorstöße wurden abgewiesen; 6 Offiziere, 494 Mann und 6 Maschinengewehre blieben in unserer Hand.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Unser Angriff schreitet fort.
Die Zahl der im Monat September von deutschen Truppen im Osten gemachten Gefangenen und die Höhe der übrigen Beute beträgt: 421 Offiziere, 95 464 Mann, 37 Geschütze, 298 Maschinengewehre, 1 Flugzeug.

Oberste Heeresleitung. 1)

Karte zum 1. Weltkrieg: Westfront

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergebliche russische Vorstöße in Wolhynien

Wien, 1.Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien fiel nichts Besonderes vor. Bei Nowo-Aleksiniec scheiterte ein russischer Angriffsversuch unter unserem Artilleriefeuer schon in der Vorbereitung. An der Ikwa und im wolhynischen Festungsgebiet keine Änderung der Lage. Am Korminbach gewannen die Verbündeten erneuert Raum. Russische Gegenangriffe wurden abgewiesen. Fünf österreichisch-ungarische Eskadronen nahmen bei einem solchen Vorstoß des Feindes 2 Offiziere und 400 Mann gefangen und erbeuteten 1 Maschinengewehr. An den letzten zwei Gefechtstagen fielen in diesem Raum 10 Offiziere und 2400 Mann des Feindes in Gefangenschaft.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler und Kärntner Front fanden gestern nur Geschützkämpfe statt. Die bereits gemeldeten Vorstöße gegen unsere befestigten Linien westlich des Bomaschgrabens wurden von den braven Salzburger Schützen abgeschlagen.
Gestern früh griffen die Italiener den Mrzli-Vrh und die Südwesthänge dieses Berges mit starken Kräften dreimal vergebens an; dabei erlitten sie sehr schwere Verluste. Angriffsversuche gegen einzelne Punkte des Tolmeiner Brückenkopfes wurden ebenfalls, wie immer, abgewiesen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Niederlage der Engländer am Tigris

Konstantinopel, 1. Oktober.
An der Front von Irak überraschten unsere vorgeschobenen fliegenden Abteilungen in der Nacht zum 26. September feindliche Streitkräfte, die unter dem Schutz von Kanonenbooten nördlich von Korna an den Ufern des Tigris gelandet worden waren. Sie brachten ihnen schwere Verluste bei. Am nächsten Tage machte unsere Artillerie abends einen Überfall. Der Feind antwortete. Die Größe der feindlichen Verluste ist unbekannt. Nichtsdestoweniger beobachteten wir, wie die Engländer eine beträchtliche Menge toter Soldaten und Pferde in den Fluß warfen. Am 27. September ging der Feind am Morgen mit frischen, von hinten auf Kanonenbooten herbeigeführten Truppen zur Offensive über, die die erste Abteilung verstärken sollten. Der Kampf war heftig und dauerte bis zum Abend an. Aber diese feindliche Offensive scheiterte vollkommen dank der Ausdauer unserer vorgeschobenen Abteilungen, die dreimal bis viermal so starken Streitkräften gegenüber erbitterten Widerstand leisteten. Ein feindliches Flugzeug wurde durch unser Feuer beschädigt und heruntergeschossen. Außerdem setzten wir 25 feindliche Segelschiffe, die mit Munition und Proviant beladen waren, in Brand und nahmen eine Telegraphenabteilung gefangen, die sich auf einem Schiffe befand. Die Engländer benutzten auch auf dieser Front Dumdumgeschosse und betäubende Gase.
An der kaukasischen Front wurde bei einem Zusammenstoß auf dem rechten Flügel zwischen unseren aufklärenden Kolonnen und einer feindlichen Reiterabteilung diese gezwungen, zu fliehen. Sie ließ einen Unteroffizier und mehrere Soldaten als Gefangene in unseren Händen zurück.
An der Dardanellenfront beschoß der Feind bei Anaforta am 29. September vormittags vergeblich unsere Stellungen mit Artillerie vom Lande und vom Meere aus. Unsere Artillerie antwortete, brachte einen feindlichen Mörser zum Schweigen und zerstörte eine Maschinengewehrstellung. Bei Ari Burun Artilleriegefecht mit Unterbrechungen. Bei Sed ül Bahr brachte der Feind auf unserem rechten Flügel eine Mine zur Entzündung, ohne Wirkung zu erzielen.
An der Dardanellenfront vertrieben unsere Aufklärungsabteilungen in der Nacht vom 29. zum 30. September bei Anaforta feindliche Aufklärungsabteilungen, verfolgten sie bis zu ihren Schützengräben und erbeuteten 20 Gewehre, Bajonette und Kriegs-material. Bei Ari Burun zerstörte unsere Artillerie auf dem linken Flügel feindliche Schützengräben und Deckungen in der Umgehend von Kanlisirt. Am 29. September zerstörte bei Sed ül Bahr eine Mine, die wir auf dem rechten Flügel zur Explosion brachten, einen Teil der feindlichen Schützengräben. In der Nacht vom 29. zum 30. September vernichtete unsere Aufklärungskolonne auf dem linken Flügel die Sandsäcke und Drahtverhaue, die sich vor den feindlichen Schützengräben befanden.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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