Der Weltkrieg am 2. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Mißglückte französische und englische Angriffe - Gescheiterter russischer Durchbruchsversuch bei Tarnopol

Großes Hauptquartier, 2. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Engländer suchten heute nacht das ihnen in den Kämpfen der letzten Tage wieder abgenommene Gelände nördlich von Loos im Gegenangriff zurückzuerobern. Der Versuch scheiterte unter schweren, blutigen Verlusten für den Feind.
Französische Angriffe südwestlich Angrès, östlich Souchez, sowie nördlich Neuville wurden abgeschlagen. Die Anzahl der Gefangenen, die unsere Truppen in diesem englisch-französischen Angriffsabschnitt bisher machten, ist auf 106 Offiziere, 3642 Mann gestiegen. Die Beute an Maschinengewehren beträgt 26.
In der Champagne griffen die Franzosen mittags östlich Aubérive in breiter Front an. Der Angriff mißglückte. Nur an einer Stelle drang der Feind in unsere Stellung ein; badische Leibgrenadiere gingen zum Gegenangriff vor und nahmen 1 Offizier, 70 Mann gefangen; der Rest des eingedrungenen Feindes fiel.
Französische Angriffe nördlich Le Mesnil und nordwestlich Ville-sur-Tourbe wurden abgewiesen.
Bei der Abwehr der Angriffe während der letzten Tage zeichnete sich nordöstlich von Le Mesnil besonders das Reserveregiment Nr. 29 aus.
Die Gesamtzahl der Gefangenen und die Beute aus den Kämpfen nördlich von Arras und in der Champagne erreichte gestern die Höhe von 211 Offizieren, 10721 Mann, 35 Maschinengewehren.
Der Bombenabwurf eines von Paris zum Angriff auf Laon abgestiegenen Fluggeschwaders hatte den Tod einer Frau und eines Kindes und die schwere Verletzung eines Bürgers der Stadt als Erfolg. Unsere Abwehrkanonen schossen ein Flugzeug südlich Laon ab, dessen Insassen gefangengenommen wurden; ein anderes feindliches Flugzeug stürzte brennend über Soissons ab.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Nördlich von Postawy sind Kavalleriegefechte im Gange. Südlich des Naroczsees bei Spiagla und östlich von Wischnew wurden russische Vorstöße abgewiesen. Von stärkeren Angriffen nahm der Feind nach den verlustreichen Fehlschlägen des 30. September Abstand.
Unsere Truppen haben gestern bei Smorgon 3 Offiziere, 1100 Mann zu Gefangenen gemacht und 3 Maschinengewehre erbeutet.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Vor der Front der Heeresgruppe herrschte im allgemeinen Ruhe. Auch hier verzichtete der Gegner auf die Fortführung seiner Angriffe. Vor unseren Linien liege viele Gefallene des Feindes.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Die feindliche Stellung bei Czernycz (am Kormin) wurde von unseren Truppen erstürmt. Der Feind wnrde nach Norden geworfen, er ließ 1300 Gefangene in unseren Händen.
An den anderen Stellen der Front wurden weitere 1100 Gefangene gemacht.
Bei der Armee des Generals Grafen Bothmer hatten die Russen in der Nacht vom 29. zum 30. September einen Durchbruchsversuch westlich Tarnopol unternommen. Der Versuch scheiterte völlig unter sehr erheblichen Verlusten für den Gegner. Von nur einer unserer Divisionen sind bisher 1168 Russen bestattet, 400-500 liegen noch vor der Front. Zahlreiche Gewehre wurden erbeutet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Beschießung der serbischen Savestellungen

Wien, 2. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe am Korminbach nahmen ihren Fortgang. Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen warfen den Feind aus dem in den letzten Tagen heißumstrittenen Dorfe Czernycz. Die Zahl der gestern mitgeteilten Gefangenen erhöhte sich auf 5400. Unsere Reiterei hatte, in gewohnter Weise zu Fuß fechtend, an den hier errungenen Erfolgen ruhmreichen Anteil.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler Front fanden gestern im allgemeinen nur Geschützkämpfe statt. In der Gegend östlich der Sopra Cornella (nördlich Roncegno) war in der Nacht auf den 1. Oktober lebhaftes Gewehrfeuer hörbar; von unserer Seite nahmen keine Truppen an diesem Gefechte teil. Im Christallogebiete wurde abends ein Angriff einer Alpiniabteilung auf den Sattel zwischen Rauchkofel und Schönleitenwand kurz abgewiesen. Ein gleiches Schicksal fanden an der Kärntner Front wiederholte Angriffe gegen unsere Stellungen auf den Malurch und westlich des Bombaschgrabens (nördlich Pontafel).
In Küstenland hat die Kampftätigkeit im Raume nördlich Tolmein nachgelassen. Ein gestern abend angesetzter Angriff der Italiener gegen den Tolmeiner Brückenkopf brach in unserem Feuer zusammen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der Savefront nächst der Kolubaramündung beschossen unsere Batterien, feindliches Artilleriefeuer erwidernd, mit Erfolg die serbischen Uferstellungen Bei Gorazda jagten wir eine etwa 300 Mann starke montenegrinische Abteilung in die Flucht.
Östlich von Trebinje unternahmen unsere Truppen, vom Feuer der Grenzsperren unterstützt, eine Streifung auf montenegrinisches Gebiet. Sie überfielen die feindlichen und vernichteten einige Magazine.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 2. Oktober.
Die Lage an der Dardanellenfront ist unverändert. Unsere aufklärenden Kolonnen fahren fort, bei ihren Angriffen Gewehre und Kriegsmaterial zu erbeuten. Unsere Artillerie beantwortete das Feuer eines feindlichen Kreuzers, der wirkungslos unsere Stellungen auf der Höhe von Jonk im Abschnitt von Ari Burun beschoß, und erzielte einen Volltreffer an Bord. Der Kreuzer entfernte sich darauf. Bei Sed ül Bahr ging der Artilleriekampf eine Weile weiter. Einige feindliche Batterien wurden zum Schweigen gebracht. Auf dem linken Flügel wurde ein Teil der feindlichen Schützengräben zerstört. Auf dem rechten Flügel vernichtete eine von uns entzündete Gegenmine eine feindliche Mine und tötete die Sappeure.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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