Der Weltkrieg am 22. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Blick auf Veles
Blick auf Veles

 Der deutsche Heeresbericht:

Kumanovo und Veles von den Bulgaren genommen

Großes Hauptquartier, 22. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Starke russische Angriffe gegen unsere Stellungen in den Seenengen bei Sadewe (südlich von Kosjany) wurden abgewiesen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Auf breiter Front griffen die Russen nordöstlich, östlich und südöstlich von Baranowitschi an. Sie sind zurückgeschlagen; östlich von Baranowitschi wurden in erfolgreichem Gegenangriff 8 Offiziere, 1140 Mann gefangengenommen.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Unser umfassend angesetzter Gegenstoß westlich von Czartorysk hatte Erfolg; die Russen sind wieder zurückgeworfen. Die Verfolgung ist angesetzt. In den Kämpfen der letzten Tage fielen dort 19 russische Offiziere, über 3600 Mann in unsere Hand, 1 Geschütz, 8 Maschinengewehre wurden erbeutet.
Der gestern gemeldete Verlust einiger unserer Geschütze wurde dadurch veranlaßt, daß russische Abteilungen Nachbartruppen durchbrachen und im Rücken unserer Artillerielinie erschienen. Es sind 6 Geschütze verloren gegangen.
Balkankriegsschauplatz:
Von der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen hat die Armee des Generals v. Koeveß die allgemeine Linie Arnajewo bis Slatina-Berg erreicht. Die Armee des Generals v. Gallwitz drang bis Selevac, Savanovac und Trnovca sowie bis nördlich Ranovac vor.
Die Armee des Generals Bojadjieff ist nördlich Knjazevac im weiteren Vorgehen. Von den übrigen Teilen der Armee sind Meldungen noch nicht eingetroffen.
Von anderen bulgarischen Heeresteilen ist Kumanovo besetzt, Veles ist genommen. Südlich von Strumica ist der Feind über den Vardar geworfen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Massenstürme abgeschlagen

Der dritte allgemeine Ansturm gegen die Isonzofront

Wien, 22. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien herrschte Ruhe. Bei Nowo-Aleksiniec setzten die Russen ihre Angriffe fort. Unsere Front wurde vor dem Druck überlegener Kräfte in einer Breite von 5 Kilometern auf 1000 Schritt zurückgenommen. Alle Vorstöße, die der Feind gegen diese neue Stellung führte, brachen ebenso wie Angriffe auf unsere Front östlich von Zalosce unter dem Kreuzfeuer unserer Batterien zusammen.
Die Kämpfe am Styr nahmen an Heftigkeit zu. Die Russen hatten, starke Kräfte aufbietend, in den letzten Tagen westlich von Czartorysk einen Keil in die Front der deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen getrieben. Gestern gingen wir nach Heranführung von Reserven zum Gegenangriff über. Der Feind wurde bei Okonsk von drei Seiten gefaßt und geworfen. Seine Versuche, diesen bedrängten Abteilungen durch Angriffe nordwestlich von Czartorysk und gegen Kolki Luft zu schaffen, scheiterten am Widerstand der deutschen Truppen. Die südlich von Kolki kämpfenden Kräfte des Generals Grafen Herberstein brachen zuletzt selbst überraschend aus ihren Gräben vor und trieben den Gegner, 2 Offiziere und 600 Mann gefangennehmend, in die Flucht.
Insgesamt wurden bei den noch nicht abgeschlossenen Kämpfen am Kormin und am Styr seit dem 18. Oktober 15 russische Offiziere und 3600 Mann als Gefangene, 1 Geschütz und 8 Maschinengewehre als Beute eingebracht.
Auch gegen unsere Streitkräfte in Litauen unternahm der Feind mehrere Angriffe, die zum Teil bis in unsere Stellungen führten, aber alle restlos abgewiesen wurden.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Wie erwartet, hat gestern vormittag nach mehr als fünfzigstündiger Artillerievorbereitung der allgemeine Ansturm der Hauptkräfte des italienischen Heeres gegen unsere Stellungen im Küstenlande begonnen: der dritte in fünfmonatiger Kriegsdauer. Auf dem Krn, an den Stellungen des Tolmeiner Brückenkopfes und namentlich am Plateaurande von Doberdo wird erbittert gekämpft. Der gegen den Krn-Stützpunkt angesetzte Angriff des Mobil-Milizregiments Nr. 119 brach unter außerordentlich schweren Verlusten zusammen. Ein zweiter Angriff in diesem Raum scheiterte im Feuer unseres tapferen Verteidigers nach kurzer Zeit. Das Vorfeld der Stellungen ist mit italienischen Leichen bedeckt.
Im Tolmeiner Brückenkopf richteten sich die feindlichen Angriffe hauptsächlich gegen den Mrzli Vrh und den Südteil unserer Verteidigungsfront. Alle Angriffe wurden blutig abgewiesen. An einzelnen Stellen, wo der Gegner beim ersten Sturm in unsere vordersten Linien einbrach, warf ihn ein Gegenangriff wieder zurück. Auch hier sind die Verluste der Italiener sehr groß.
Am Monte San Michele drangen starke feindliche Kräfte am Nachmittag in unsere Schützendeckungen ein. Durch den folgenden Gegenangriff wurden sie überall zurückgeworfen. Die früheren Stellungen sind wieder in unserem Besitz.
Nach mehrfachen Angriffen gelang es den Italienern, auch im südlichen Nachbarabschnitte in unsere Schützengraben einzudringen, keiner von ihnen kam zurück.
Die Südwestfront der Hochfläche war gleichfalls der Schauplatz blutigen Ringens. Die Kämpfe führten vielfach zum Handgemenge; die Verluste des Feindes sind hier besonders schwere. Während der eben verflossenen Nacht dauerten die Kämpfe auf der Hochfläche von Doberdo mit unveränderter Heftigkeit fort.
In Kärnten wurden schwächere Angriffe am Hochweißenstein (Monte Peralba), in der Plöckengegend und im Seebachtale abgewiesen.
An der Tiroler Front nach wie vor heftige Geschützkämpfe. In den Dolomiten brachen sich neue italienische Angriffe an unseren festen Stellungen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Offensive der Verbündeten in Serbien machte auch gestern überall Fortschritte. Österreichisch-ungarische Truppen der von General v. Koeveß befehligten Armee erstürmten, gegen die Kosmajstellung vordringend, die südlich der Ralja aufragende Höhe Slatina. Die beiderseits der unteren Morawa vordringenden deutschen Streitkräfte gewannen die Räume nördlich von Palanka und von Petrovac.
Vranje-Kumanovo und Veles im Vardartale sind in der Hand der Bulgaren.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 22. Oktober.
An der Dardanellenfront hat unsere Artillerie bei Anaforta eine vom Feinde am Asmakdere erbaute Barrikade beschossen und sie nebst drei dort aufgestellten Maschinengewehren vernichtet. Bei Ari Burun brachte die kräftige Erwiderung unserer Geschütze die feindlichen Batterien am Lande und auf See, welche unsere Stellungen eine Zeitlang wirkungslos beschossen, zum Schweigen. Bei Sed ül Bahr warf der Feind ungefähr tausend Granaten auf unseren linken Flügel, ohne Schaden anzurichten.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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