Der
österreichisch-ungarische Heeresbericht:
Italienische
Massenstürme abgeschlagen
Der dritte allgemeine Ansturm gegen die Isonzofront
Wien,
22. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien herrschte Ruhe. Bei Nowo-Aleksiniec setzten die Russen
ihre Angriffe fort. Unsere Front wurde vor dem Druck überlegener
Kräfte in einer Breite von 5 Kilometern auf 1000 Schritt zurückgenommen.
Alle Vorstöße, die der Feind gegen diese neue Stellung führte,
brachen ebenso wie Angriffe auf unsere Front östlich von Zalosce
unter dem Kreuzfeuer unserer Batterien zusammen.
Die Kämpfe am Styr nahmen an Heftigkeit zu. Die Russen hatten, starke
Kräfte aufbietend, in den letzten Tagen westlich von Czartorysk einen
Keil in die Front der deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen
getrieben. Gestern gingen wir nach Heranführung von Reserven zum
Gegenangriff über. Der Feind wurde bei Okonsk von drei Seiten gefaßt
und geworfen. Seine Versuche, diesen bedrängten Abteilungen durch
Angriffe nordwestlich von Czartorysk und gegen Kolki Luft zu schaffen,
scheiterten am Widerstand der deutschen Truppen. Die südlich von
Kolki kämpfenden Kräfte des Generals Grafen Herberstein brachen
zuletzt selbst überraschend aus ihren Gräben vor und trieben
den Gegner, 2 Offiziere und 600 Mann gefangennehmend, in die Flucht.
Insgesamt wurden bei den noch nicht abgeschlossenen Kämpfen am Kormin
und am Styr seit dem 18. Oktober 15 russische Offiziere und 3600 Mann
als Gefangene, 1 Geschütz und 8 Maschinengewehre als Beute eingebracht.
Auch gegen unsere Streitkräfte in Litauen unternahm der Feind mehrere
Angriffe, die zum Teil bis in unsere Stellungen führten, aber alle
restlos abgewiesen wurden.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Wie erwartet, hat gestern vormittag nach mehr als fünfzigstündiger
Artillerievorbereitung der allgemeine Ansturm der Hauptkräfte des
italienischen Heeres gegen unsere Stellungen im Küstenlande begonnen:
der dritte in fünfmonatiger Kriegsdauer. Auf dem Krn, an den Stellungen
des Tolmeiner Brückenkopfes und namentlich am Plateaurande von Doberdo
wird erbittert gekämpft. Der gegen den Krn-Stützpunkt angesetzte
Angriff des Mobil-Milizregiments Nr. 119 brach unter außerordentlich
schweren Verlusten zusammen. Ein zweiter Angriff in diesem Raum scheiterte
im Feuer unseres tapferen Verteidigers nach kurzer Zeit. Das Vorfeld der
Stellungen ist mit italienischen Leichen bedeckt.
Im Tolmeiner Brückenkopf richteten sich die feindlichen Angriffe
hauptsächlich gegen den Mrzli Vrh und den Südteil unserer Verteidigungsfront.
Alle Angriffe wurden blutig abgewiesen. An einzelnen Stellen, wo der Gegner
beim ersten Sturm in unsere vordersten Linien einbrach, warf ihn ein Gegenangriff
wieder zurück. Auch hier sind die Verluste der Italiener sehr groß.
Am Monte San Michele drangen starke feindliche Kräfte am Nachmittag
in unsere Schützendeckungen ein. Durch den folgenden Gegenangriff
wurden sie überall zurückgeworfen. Die früheren Stellungen
sind wieder in unserem Besitz.
Nach mehrfachen Angriffen gelang es den Italienern, auch im südlichen
Nachbarabschnitte in unsere Schützengraben einzudringen, keiner von
ihnen kam zurück.
Die Südwestfront der Hochfläche war gleichfalls der Schauplatz
blutigen Ringens. Die Kämpfe führten vielfach zum Handgemenge;
die Verluste des Feindes sind hier besonders schwere. Während der
eben verflossenen Nacht dauerten die Kämpfe auf der Hochfläche
von Doberdo mit unveränderter Heftigkeit fort.
In Kärnten wurden schwächere Angriffe am Hochweißenstein
(Monte Peralba), in der Plöckengegend und im Seebachtale abgewiesen.
An der Tiroler Front nach wie vor heftige Geschützkämpfe. In
den Dolomiten brachen sich neue italienische Angriffe an unseren festen
Stellungen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Offensive der Verbündeten in Serbien machte auch gestern
überall Fortschritte. Österreichisch-ungarische Truppen der
von General v. Koeveß befehligten Armee erstürmten, gegen
die Kosmajstellung vordringend, die südlich der Ralja aufragende
Höhe Slatina. Die beiderseits der unteren Morawa vordringenden deutschen
Streitkräfte gewannen die Räume nördlich von Palanka und
von Petrovac.
Vranje-Kumanovo und Veles im Vardartale sind in der Hand der Bulgaren.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v.
Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)
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