Der Weltkrieg am 27. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Verbindung mit der bulgarischen Armee hergestellt

Großes Hauptquartier, 27. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An der Straße Lille - Arras entwickelte sich gestern abend nach einer französischen Sprengung ein unbedeutendes Gefecht, das für uns günstig verlief.
Nordöstlich von Massiges drangen die Franzosen im Handgranatenkampf an einer schmalen Stelle in unseren vordersten Graben ein; sie wurden nachts wieder vertrieben.
Im Luftkampf schoß Leutnant Immelmann das fünfte feindliche Flugzeug ab, einen Doppeldecker mit zwei englischen Offizieren, die gefangengenommen sind. Zwei weitere feindliche Flugzeuge wurden hinter der feindlichen Linie zum Absturz gebracht; eins davon wurde von unserer Artillerie völlig zerstört, das andere liegt nördlich von Souchez.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südlich der Eisenbahn Abeli-Dünaburg drangen unsere Truppen in der Gegend von Tymschany in etwa 2 Kilometer Breite in die russische Stellung ein, machten 6 Offiziere, 450 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 1 Maschinengewehr und 2 Minenwerfer. Die gewonnene Stellung wurde gegen mehrere russische Angriffe behauptet. Nur der Kirchhof von Szaszali (1 Kilometer nordöstlich von Garbunowka) wurde nachts wieder geräumt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Westlich von Czartorysk ist unser Angriff bis an die Linie Komarow-Kamienuchahöhen südöstlich Miedwieze vorgetragen.
Balkankriegsschauplatz:
Östlich von Visegrad wurde Dobrunj genommen.
Die Armeen der Generale v. Koeveß und v. Gallwitz haben den Gegner überall, wo er sich stellte, geworfen. Mit den Hauptkräften wurde die allgemeine Linie Valjevo-Morawci (am Ljig)-Tapola erreicht. Östlich davon die Jasenica, Raca und beiderseits Svilajnac die Resava überschritten.
Im Pektal ist Neresnica genommen.
Die südlich von Orsova vorgehenden Kräfte erbeuteten in Kladovo 12 schwere Geschütze. In Ljubicevac (an der Donau östlich von Brza Palanka) wurde die unmittelbare Verbindung mit der Armee des Generals Bojadjieff durch Offizierspatrouillen hergestellt.
Der rechte Flügel dieser Armee folgt dem Gegner von Negotin in nordwestlicher und südwestlicher Richtung. Um den Besitz von Knjazevac wird weiter gekämpft.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Nachlassen der italienischen Angriffe an der Isonzofront

Wien, 27. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Vertreibung der Russen westlich von Czartorysk schreitet trotz der heftigen Gegenwehr des Feindes fort.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der italienische Angriff auf unsere küstenländische Front wurde gestern nicht mehr mit so großem Aufwand an Menschen und Munition wie in den früheren Schlachttagen fortgeführt. Der Feind zögerte mit dem Einsatze seiner zurückgehaltenen Kräfte. Mehrere Angriffsversuche gegen die Krnstellung kamen über ihre Anfänge nicht hinaus. Wiederholte Angriffe auf den Tolmeiner Brückenkopf wurden wie immer abgewiesen. Der Abschnitt von Plava stand zeitweise unter Trommelfeuer. Ein Angriff bei Globna wurde zurückgeschlagen; bei Plava vermochte die italienische Infanterie nicht mehr vorzugehen. Im Südabschnitte des noch immer unter schwerem Feuer stehenden Brückenkopfes von Görz drang der nachmittags hier angreifende Feind in ein kleines Grabenstück ein, das er jedoch nachts wieder verlor. Das Geschützfeuer gegen die Hochfläche von Doberdo hat bedeutend nachgelassen. Die Angriffstätigkeit der Italiener an der Dolomitenfront hält an. Vorstöße starker gegnerischer Kräfte gegen den Col di Lana und den Siefsattel scheiterten. Unser Spital in Rovereto wurde mit Brisanzgranaten beschossen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Östlich von Visegrad entrissen unsere Truppen dem Feind die Höhen beiderseits des Grenzdorfes Dobrunj. Die Armee des Generals der Infanterie v. Koeveß drängte den Gegner ins Gebirge nördlich von Grn. Milanovac zurück. Österreichisch-ungarische Kräfte warfen ihn mit dem Bajonett aus seinen Höhenstellungen bei Tapola. Die beiderseits der Morawa operierende deutsche Armee gewann die Höhen südlich der Raca und dringt die Mlawa aufwärts vor. Die Orsowagruppe ist in Brza Palanka eingerückt. In Kladovo wurden 12 serbische Geschütze und große Vorräte an Munition, Verpflegung und Bekleidung erbeutet. Abteilungen der westlich von Negotin kämpfenden bulgarischen Kräfte stellten die Verbindung mit den österreichischen, ungarischen und deutschen Truppen her. Die gegen Knjazevac entsandten bulgarischen Kräfte kämpften gestern im Ostteile dieser Stadt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 27. Oktober.
An der Dardanellenfront machten bei Anaforta unsere Patrouillen, indem sie sich den feindlichen Gräben näherten, mit Handbomben einen Teil der feindlichen Soldaten nieder, die bei Verschanzungsarbeiten beschäftigt waren. Sie verhinderten deren Wiederherstellung und brachten die Drahtverhaue einiger feindlicher Gräben als Beute mit. Bei Anaforta und bei Ari Burun fand ein Artilleriekampf zwischen unserer Artillerie und den Land- und Schiffsgeschützen des Feindes statt. Feindliche Verproviantierungskolonnen, die bei dem Ausschiffungspunkt von Ari Burun gesichtet wurden, wurden durch unsere Artillerie zersprengt. Bei Sed ül Bahr warf der Feind gegen unsere Schützengräben am linken Flügel ungefähr 700 Granaten und Bomben, ohne ein Ergebnis zu erzielen.
An der Front am Kaukasus wurde am rechten Flügel nach einem Gefecht zwischen unseren Patrouillen und feindlichen Kompagnien der Feind gezwungen, sich zurückzuziehen.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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