Der Weltkrieg am 28. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Einnahme von Zajecar und Knjazevac durch die Bulgaren

Großes Hauptquartier, 28. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Nordöstlich des Ortes Garbunowka sind neue Fortschritte gegen russische Angriffe behauptet. Der Kirchhof von Szaszali ist wieder in unserem Besitz. 2 Offiziere, 150 Mann wurden gefangengenommen. Unser Artilleriefeuer ließ einen feindlichen Angriff südlich von Garbunowka nicht zur Entwicklung kommen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Bei Schtscherssy (am Njemen nordöstlich von Nowo-Grodek) scheiterte ein starker russischer Angriff.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Westlich von Czartorysk wurde Rudka genommen.
Balkankriegsschauplatz:
Die Armeen der Generale v. Koeveß und v. Gallwitz sind im weiteren Vordringen. Die Armee v. Gallwitz hat seit dem 23. Oktober 2033 Gefangene gemacht und mehrere Maschinengewehre erbeutet.
Die Armee des Generals Bojadjieff hat Zajecar genommen. Nördlich von Knjazevac wurde der Timok in breiter Front überschritten. Knjazevac ist in bulgarischer Hand. Mehrere Geschütze wurden erbeutet. Die Höhe der Drenova Glava (25 Kilometer nordwestlich von Pirot) ist besetzt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Einschränkung des Fleisch- und Fettverbrauches

Berlin, 28. Oktbr. (W. B.)
Nunmehr hat der Bundesrat über die Verordnung zur Einschränkung des Fleisch- und Fettverbrauches Beschluß gesaßt. Danach dürfen ab 1. November Dienstags und Freitags Fleisch, Fleischwaren und Fleischspeisen nicht gewerbsmäßig an Verbraucher verabfolgt werden. Montags und Donnerstag dürfen in Wirtschaften aller Art Fleisch, Wild und Geflügel, Fische und sonstige Speisen, die mit Fett oder Speck gebraten, gebacken oder geschmort sind, sowie zerlassenes Fett nicht verabfolgt werden. Samstags darf kein Schweinefleisch verabreicht werden. Ein Verbot des Genusses von Fleisch und die Verwendung von Fett an den bezeichneten Tagen in den Einzelhaushaltungen ist zunächst nicht ausgesprochen, da von der Einsicht der besserbemittelten Bevölkerungskreise erwartet werden muß, daß sie sich willig entsprechende Beschränkung gen in der Verwendung von Fleisch und Fett selbst auferlegen werden. Der Zweck dieser Verordnung ist im wesentlichen der einer sozialen Verteilung der an sich ausreichenden Fleischvorräte Sie wird unter Umständen nur vorübergehend erforderlich sein, wenn es gelingt, zu einer Verbrauchsregelung des Fleisches zu kommen, zumal da die neueste Viehzählung vom 1. Oktober eine erfreuliche Zunahme der Schweinebestände ergeben hat Um zu verhüten, daß die Beschränkung der Fleischverwendung zu einer Steigerung der Wild- und Fischpreise infolge erhöhter Nachfrage führt und um der schon vorhandenen übertriebenen Erhöhung der Preise zu begegnen, ist in einer weiteren Bundesratsverordnung der Reichskanzler ermächtigt, Preise für Fische und Wild im Großhandel am Berliner Markte (Grundpreise) nach Anhörung von Sachverständigen festzusetzen. Diese Preise sind für das Reichsgebiet maßgebend, sofern nicht die Landeszentralbehörden zur Berücksichtigung besonderer Mißverhältnisse einzelner Wirtschaftsgebiete Abweichungen anordnen. Insoweit Grundpreise festgesetzt sind, sollen Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern die Kleinhandelshöchstpreise festsetzen.

 

Der Col di Lana
Der Col di Lana

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erneute erfolglose Anstrengungen der Italiener

Wien, 28. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die bei Czartorysk kämpfenden verbündeten Kräfte haben gestern das Dorf Rudka erstürmt. Sonst im Nordosten nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Das feindliche Artilleriefeuer war gestern an der Isonzofront wieder lebhafter. Die italienische dritte Armee erneuerte den Angriff auf die Hochfläche von Doberdo bisher nicht. Dagegen setzte die nördlich anschließende zweite Armee ihre vergeblichen Anstrengungen gegen unsere festen Stellungen mehrfach fort und dehnte sie auch auf das Flitscher Becken aus. Je eine weitere Armee greift die Dolomitenfront und Südtirol an. Im Abschnitte von Riva sind die Einleitungskämpfe im Gange. Auf der Hochfläche von Lafraun geht der Feind mit Sappen vor. Ein Angriffsversuch gegen unsere Stellungen nördlich des Werkes Lusern scheiterte in unserem Artilleriefeuer. Vor dem Col di Lana brachen gestern nachmittag sechs Stürme der Italiener zusammen. Ebenso mißlangen kleinere feindliche Angriffe gegen Tre Sassi, die Fanesstellung und den Nordausgang des Travenanzestales. Im Raume von Flitsch schlugen die Verteidiger am Westhange des Javorcek einen Angriff an den Hindernissen blutig ab. Gegen unsere Linien südöstlich des Mrzli Vrh und gegen Dolje gingen abermals starke Kräfte vor. Sie wurden gleichfalls abgewiesen. Nur um einzelne Grabenstücke ist der Kampf noch im Gange. Auch ein abends gegen den Raum nördlich Selo angesetzter feindlicher Angriff brach zusammen. Übergangsversuche der Italiener nördlich Canale wurden vereitelt. Der Görzer Brückenkopf stand wieder unter schweren. Feuer. Ein vereinzelter Vorstoß des Feindes gegen den Monte Sabotino mißlang vollständig. Mehrere italienische Bataillone, die gegen den Abschnitt nördlich des Monte San Michele vorstießen, mußten in unserem Artillerie- und Maschinengewehrfeuer in ihre Deckungen zurückflüchten.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die östlich von Visegrad vordringenden k. und k. Truppen haben den Feind beiderseits der Karaula Balva über die Grenze zurückgeworfen. Zwei flankierend angesetzte Gegenangriffe einer montenegrinischen Brigade wurden abgeschlagen. Der aus österreichisch-ungarischen Kräften zusammengesetzte rechte Flügel der Armee des Generals v. Koeveß hat die obere Kolubara in breiter Front überschritten. Die Deutschen erstiegen die Gebirgskette nördlich von Rudnik. Östlich davon dringen auf gleicher Höhe österreichisch- ungarische Kolonnen beiderseits der Straße Topola-Kragujevac vor. Die Armee des Generals v. Gallwitz gewann das Gelände westlich der Eisenbahnstation Lapowo und vertrieb den Gegner unter schweren Kämpfen von den Höhen südlich und südöstlich von Svilajnac. Die bulgarische erste Armee hat Zajecar und Knjazevac erobert und kämpft erfolgreich auf den Höhen des linken Timokufers. In Knjazevac wurden 4 Geschütze und 6 Munitionswagen erbeutet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Zwei russische Kriegsschiffe vor Warna versenkt

Sofia, 28. Oktober. (Meldung der Bulgarischen Depeschenagentur.)
Heute morgen erschien ein russisches Geschwader vor Warna und begann nach den Weisungen eines Wasserflugzeuges die Stadt und den Hafen zu beschießen. Unsere Küstenbatterien erwiderten das Feuer. Zwei russische Schiffe von der Klasse Triswiatitelja wurden von Granaten oder Torpedos getroffen. Die anderen Schiffe zogen sich, von Unterseeboten verfolgt, zurück. Der Beschießung fielen einige Zivilpersonen zum Opfer; außerdem wurden einige Gebäude beschädigt. Es wurde nur geringer militärischer Schaden angerichtet.

 

Pirot von den Bulgaren erobert

Sofia, 28. Oktober. (Meldung der Bulgarischen Depeschenagentur.)
Nach langen blutigen Kämpfen haben die bulgarischen Truppen Pirot eingenommen, wo sie heute ihren siegreichen Einzug hielten. Die bulgarische Armee hat mit der österreichisch-ungarischen und deutschen Armee die Verbindung hergestellt.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com