Die Isonzo-Schlacht
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
28. Oktober, an der Isonzofront.
Der amtliche Bericht über den gestrigen Schlachttag an der Isonzofront konnte der Wucht des nach drei etwas ruhigeren Tagen neu entstammten allgemeinen Angriffs nur in großen Zügen gerecht werden. Von den bisher elf Schlachttagen, die vom 18. bis 28. Oktober zu zählen sind, war der letzte wohl der schwerste und blutigste. Wieder ging an zahlreichen Angriffsstellen eine vierstündige gewaltige Artillerievorbereitung vorher. Namentlich gegen den Görzer Brückenkopf, der offenbar um jeden Preis erobert werden sollte. erreichte die Tätigkeit der italienischen Geschütze ihren Höhepunkt. Um 8 Uhr vormittags begann das Feuer aller Kaliber. Um die Mittagsstunde steigerte es sich besonders gegen den Monte Sabotino und den Rücken von Podgora zu einem "Trommelfeuer", das an Heftigkeit, Dauer und Munitionsaufwand der schwersten Geschütze das Feuer sowohl der früheren Tage der jetzigen Schlacht, als auch jenes der heißesten Julitage im Görzischen bedeutend überbot Nach sechsstündiger Vorbereitung durch ein solches Artilleriefeuer schritt der Feind zum Angriff gegen den Monte Sabotino und den Podgorarücken. Den Sabotino griffen fünf bis sechs Bataillone an, denen starke Reserven folgten. Aber nur am südlichen Flügel dieses Abschnittes erreichte der Angreifer unsere schon völlig zerschossenen Gräben. Sogleich wurde er wieder hinausgeworfen. Die Hauptkräfte wurden durch ein vernichtendes Artillerie-, Infanterie- und Maschinengewehrfeuer zu verlustreicher Flucht in ihre Ausgangsstellungen gezwungen. Auch der Einsatz neuer feindlicher Reserven vermochte den Angriff nicht nochmals vorzutragen.
Auf dem Podgora drang sehr starke feindliche Infanterie ebenfalls in einige zerstörte Grabenstücke ein und erstieg an einzelnen Punkten sogar die Kammlinie, von der aus Görz zum Greifen nahe ist. Da brachte ein glänzender, mit Sturmsignal geführter Gegenstoß des dalmatinischen Landwehrinfanterieregiments Nr. 23 alle Stellungen wieder in unseren Besitz. Das feindliche Vorfeld des Monte Sabotino und die Podgorahöhe ist mit Feindesleichen übersät. Ein gegen den Raum von Pavma angesetzter italienischer Angriff scheiterte schon im Kreuzfeuer unserer Batterien. Gegen die Hochfläche von Doberdo setzte nach 3 Uhr nachmittags, als sich auch hier das Artilleriefeuer zu größter Heftigkeit gestaltet hatte, der
Gegner starke Infanterieangriffe an. Ein erster Angriff auf den Monte San Michele brach bald zusammen, einen zweiten wies das ungarische Banater Infanterieregiment 43 unter besonders Schweren Verlusten des Feindes ab. Ebenso wurden wiederholte Vorstöße bei San Martino, im anschließenden Abschnitt von Monte dei sei Busi blutig zurückgeschlagen, wobei sich das Grazer Landwehrinfanterieregiment durch einen schneidigen Gegenangriff auf den stellenweise eingedrungenen Feind hervortat. Weiler südlich verbuchten schwächere italienische Kräfte vorzugehen. Nur östlich Vermegliano gelangte ein Bataillon bis an die Hindernisse. Es wurde durch Feuer in die Flucht gesagt. Angriffsversuche bei Selz und östlich Mandria erstickten schon im Geschützfeuer.
Vor dem Tolmeiner Brückenkopf und im Abschnitte nördlich davon
bis zum Krn setzte die Angriffstätigkeit der Italiener bekanntermaßen
während der ganzen Schlacht nie aus; die Verteidiger vom Mrzli Vrh
hatten gestern wieder zwei feindliche Vorstöße abzuweisen.
Sehr heftig tobt der Kampf seit einigen Tagen um unsere Stellungen auf
den Hängen südöstlich dieses Berges; sie blieben gleichfalls
fest in unserem Besitz. ebenso mißlangen die unaufhörlich erneuten
Angriffe auf den Brückenkopf gelbst. Im Abschnitte von Plava kam
es zu keiner umfangreichen Tätigkeit der feindlichen Infanterie;
sie wurde durch unser Geschützfeuer niedergehalten. Nur bei Zagora
entspann sich ein erbitterter Kampf um ein vorspringendes Grabenstück,
das von unseren Truppen zurückerobert werden mußte. Natürlich
lassen sich die Einzelheiten des gestrigen Tages noch nicht annähernd
überblicken Die gegebene kurze Darstellung wird jedoch den Umfang
und die Heftigkeit der von unseren Truppen mit beispielloser Tapferkeit
und Fähigkeit durchgehaltenen Schlacht erkennen lassen. Welche Bedeutung
der Feind auch seiner amtl.ch angekündigt ten "Offensive"
beimißt, gehr am besten aus dem Tagesbefehle der am äußerten
Südflügel kämpfenden italienischen Armeekorps hervor. Bei
einem gefallenen italienischen Offiziere wurde nämlich ein Tagesbefehl
des italienischen 7. Armeekorps gefunden, der beweist, welch große
Bedeutung die italienische Heeresleitung den Kämpfen der letzten
Tage beimaß, und welch herbe Enttäuschung das Mißlingen
dieser großen "Offensive" für sie sein muß.
Der Befehl lautet wörtlich: "Offiziere und Truppen des 7. Korps
! Es steht eine allgemeine große Offensive bevor, an der das 7.
Korps hervorragenden Anteil nehmen wird. Unser erlauchter Armeekommandant
hat seinen Angriffsbefehl mit dem Wort "Sieg" geschlossen, was
für uns gleichzeitig ein Ansporn und ein Glückwunsch sein soll.
Ich rechne auf jeden einzelnen von Euch sicher, daß jeder tapfer
seine Pflicht tun wird mit Aufwand aller Energie und all Eurer körperlichen
und geistigen Kraft. Bedenket, daß die Augen ganz Italiens und aller
anderen Heere auf Euch gerichtet sind, bedenket, daß es Euch durch
einen einzigen körperlichen Angriff gelingen kann, den größten
Vorteil für Euer Vaterland zu erringen und ewigen Ruhm für die
Armee und für Euch selbst zu ernten! Der Gegner ist schon zermürbt
und wankt und wird Euren Schlägen nicht widerstehen können,
wenn Ihr ihn beim Angriff die ganze Gewalt Eures unwiderstehlichen Willens
zum Sieg fühlen lassen werdet. Mut. Kameraden! Macht, daß man
eines Tages von Euch sagen kann: Er kämpfte und siegte am Karst,
und immer vorwärts bis zum Schluß für Italien und für
den König. Der Kommandant des 7. Korps, Generalleutnant Pecci Giraldi."
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