Der Weltkrieg am 7. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die deutschen Truppen vor Krusevac

Großes Hauptquartier, 7. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südwestlich und südlich von Riga wurden mehrfache russische Teilangriffe abgeschlagen. Vor Dünaburg scheiterten feindliche Angriffe bei Illuxt und zwischen Swenten- und Ilsensee.
In der Nacht vom 5. zum 6. November waren die Russen nordwestlich des Swentensees durch nächtlichen Überfall in unsere Stellung eingedrungen; sie sind gestern wieder hinausgeworfen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Nordwestlich von Czartorysk wurden bei einem abgeschlagenen feindlichen Angriff 80 Gefangene gemacht und ein Maschinengewehr erbeutet.
Balkankriegsschauplatz:
Österreichisch-ungarische Truppen haben den Feind von der Gracinahöhe (12 Kilometer nordwestlich von Iwanjica) zurückgedrängt und sind im Tal der westlichen Morawa über Slatina hinaus vorgedrungen.
Beiderseits von Kraljevo ist der Flußübergang erzwungen. In Kraljevo, das nach heftigem Straßenkampf von brandenburgischen Truppen genommen wurde, sind 130 Geschütze erbeutet.
Östlich davon gingen österreichisch-ungarische Truppen vor und machten 481 Gefangene.
Unsere Truppen stehen dicht vor Krusevac. Die Armee des Generals v. Gallwitz nahm gestern über 3000 Serben gefangen, erbeutete ein neues englisches Feldgeschütz, viele beladene Munitionswagen, zwei Verpflegungszüge und zahlreiches Kriegsmaterial.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Starke russische Angriffe in Wolhynien abgeschlagen

Wien, 7. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Südöstlich von Wisniowczyk an der Strypa und nordwestlich von Dubno schlugen unsere Truppen starke russische Angriffe ab. Bei Wisniowczyk war es der siebente Angriffsversuch, den die Russen in den letzten vier Tagen gegen dieses Frontstück gerichtet haben.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Alle Versuche des Feindes, unsere Stellungen im Abschnitte von San Martino zu durchbrechen, sind gescheitert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Montenegriner versuchten, die ihnen in den letzten Tagen entrissenen Stellungen zurückzugewinnen. Ihre Angriffe scheiterten.
Die im Moravicatale vordringende österreichisch-ungarische Kolonne befindet sich im Angriff gegen die Höhen nördlich von Iwanjica. Südöstlich von Cacak warfen wir den Feind über den Glogovacki zurück. Bei der Einnahme von Kraljevo durch die Deutschen wurden 130 serbische Geschütze eingebracht.
Die südöstlich der Gruzamündung kämpfenden k. u. k. Truppen haben gestern 500 Serben gefangengenommen.
Die Armee des Generals v. Gallwitz erreichte unter Kämpfen nördlich von Krusevac das Tal der westlichen Morawa.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Der bulgarische Bericht über die Einnahme von Nisch

Sofia, 7. November. (Amtlicher Bericht vom 5. November.)
Auf der ganzen Ausdehnung der Front verfolgen wir die geschlagene Armee des Feindes, der sich auf überstürztem Rückzuge befindet. Unsere nördlich der Nisava operierenden Truppen haben sich dem Moravatal genähert und sind bei Paracin in direkte Verbindung mit den deutschen Truppen getreten, die von Norden vorrücken. Um 3 Uhr nachmittags haben wir die Festung Nisch genommen. Wir verfolgen schnell den auf dem Rückzuge befindlichen Feind. Unsere Offensive in der Ebene von Kossovo wird auf der ganzen Front fortgesetzt. Bei Prilep, Krivolac und Strumica haben wir die Offensive der Engländer und Franzosen angehalten und den Feind unter beträchtlichen Verlusten für ihn zurückgeworfen. Viele Gefangene und noch unübersehbares Kriegsmaterial aller Art sind in unsere Hände gefallen.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 7. November.
An der Dardanellenfront beschoß unsere Artillerie bei Anaforta ein Torpedoboot und ein Transportschiff mit Feinden, die bei Kemikliliman lagen. Es wurden mehrere Treffer erzielt; das Transportschiff entfernte sich, in Rauch gehüllt. Am 6. November beschädigte unser Feuer ein feindliches Flugzeug, das in der Gegend von Kutschukkemikli ins Wasser fiel, wo unsere Artillerie es weiter beschädigte. Seine Trümmer wurden vom Feinde in der Nähe von Lazarettzelten ans Ufer gezogen. In diesem Abschnitt nahmen drei feindliche Panzer und ein Torpedo boot, wie gewöhnlich erfolglos, an dem Feuergefecht teil. Bei Ari Burun Feuergefecht und auf dem linken Flügel lebhafteres Bombenwerfen. Bei Sed ül Bahr versuchte der Feind im Zentrum nach einem Feuerfall gegen unsere Stellungen vorzustoßen, indem die Soldaten Bomben warfen. Der Versuch scheiterte unter unserem Feuer, und der Feind wurde vollständig vertrieben. In diesen. Abschnitt fand wie gewöhnlich anhaltendes Feuergefecht statt. Der Feind schleuderte innerhalb 24 Stunden gegen unseren linken Flügel etwa 1300 Granaten, ohne irgendeinen Erfolg zu erzielen.

 

Ein Kabinett Skuludis in Griechenland

Griechenland im 1. Weltkrieg: Ministerpräsident Skuludis
Skuludis

Athen, 7. November. (Meldung der Agence Havas.)
Das neue Kabinett wurde unter dem Vorsitz von Skuludis gebildet, der das Ministerium des Äußeren übernimmt. Die übrigen Mitglieder des Kabinetts Zaimis werden beibehalten. Das Kabinett wird morgen den Eid leisten.

 

Kitchener reist nach dem Orient

Lord Kitchener
Lord Kitchener

London, 7. November.
Das Preßbureau teilt mit:
Lord Kitchener ist auf Ersuchen seiner Amtsgenossen aus England abgereist, um dem Kriegsschauplatz im Osten einen kurzen Besuch abzustatten.

 

Die Ermordung einer U-Bootmannschaft

Berlin, 7. November. (W. B.)
Es liegt nunmehr der Wortlaut der eidlichen Zeugenaussagen der amerikanischen Bürger Curran, Clark, Hightower und Crosby vor, durch die die bereits gemeldete Ermordung einer deutschen Unterseeboots-Satzung bestätigt wird. Die Mörder sind, wie schon bekannt, englische Marinemannschaften an Bord des englischen Hilfskreuzers "Baralong" unter Führung seines Kommandanten, des englischen Kapitäns Mc Bride. Die amerikanische Zeitschrift "The Fatherland" vom 20. Oktober bringt darüber einen ausführlichen Bericht der "New York World" aus New Orleans vom 6. Oktober. Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt dazu: "Wir haben nach amerikanischen Blättern den Wortlaut der Vernehmung amerikanischer Bürger über die Tötung deutscher Mannschaften eines Unterseebootes durch die Besatzung eines englischen Kriegsschiffes veröffentlicht.
Der von dem kaiserlichen Botschafter in Washington eingeforderte Bericht steht, wie mir hören, noch aus. Sobald dieser Bericht und das ihm zugrunde liegende Material eingegangen sein wird, werden, wie wir bereits früher mitgeteilt, die danach erforderlichen Schritte unternommen werden."
2)

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung"

 

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