Der Weltkrieg am 22. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Ausgang in das Labtal erzwungen

Großes Hauptquartier, 22. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die feindliche Artillerie zeigte lebhafte Tätigkeit in der Champagne, zwischen Maas und Mosel und östlich von Lunéville.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Ein schwacher russischer Vorstoß gegen den Kirchhof von Illuxt (nordwestlich von Dünaburg) wurde abgewiesen.
Balkankriegsschauplatz:
Bei Socanica (im Ibartal) wurden serbische Nachhuten zurückgeworfen. Der Austritt in das Labtal ist beiderseits von Podujevo erzwungen. Gestern wurden über 2600 Gefangene gemacht, 6 Geschütze, 4 Maschinengewehre und zahlreiches Kriegsgerät erbeutet.
Im Arsenal von Novibazar fielen 50 große Mörser und 8 Geschütze älterer Fertigung in unsere Hand.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Mitrovica bedroht

Wien, 22. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Italiener setzten den Angriff auf den ganzen Görzer Brückenkopf ebenso hartnäckig wie erfolglos fort. Besonders erbittert war der Kampf im Abschnitte von Osiavija, wo die bewährte dalmatinische Landwehr, unterstützt durch das tapfere Krainer Infanterieregiment Nr. 17, den vorgestern noch in Feindeshand gebliebenen Teil unserer Stellung vollständig zurückeroberte. Der Südteil der Podgora wurde fünfmal angegriffen, die verzweifelten Vorstöße der Italiener brachen jedoch teils im Feuer, teils in Handgranatenkämpfen zusammen. Im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo waren die Anstrengungen des Feindes hauptsächlich gegen den Raum von San Martino gerichtet. Nach starker Artillerievorbereitung vermochten die Italiener hier in unsere Kampffront einzudringen. Ein nächtlicher Gegenangriff brachte aber das Verlorene bis auf ein kleines vorspringendes Grabenstück wieder in unseren Besitz. Nördlich des Brückenkopfes von Görz überschritten schwächere feindliche Kräfte südlich Zagora den Isonzo, abends war aber das linke Flußufer von diesen Italienern wieder gesäubert. An der Tiroler Front hatte es der Gegner in der letzten Zeit auf den Col di Lana besonders abgesehen, wohl, um seinen zahlreichen Veröffentlichungen über Erfolge in diesem Gebiete gerecht zu werden. Das italienische schwere Geschützfeuer war hier gestern heftiger denn je; drei Angriffe auf die Bergspitze wurden abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die im Gebiete von Cajnice kämpfenden k. u. k. Truppen warfen die Montenegriner aus ihren Stellungen am Nordhange des Golesberges. Auch östlich von Gorazde sind Gefechte im Gange. Eine österreichisch-ungarische Gruppe aus Nova Varos nähert sich Prjepolje. In Novibazar erbeutete die Armee des Generals v. Koeveß 50 Mörser, 8 Feldgeschütze, 4000000 Gewehrpatronen und viel Kriegsgerät.
Der noch östlich der Stadt verbliebene Feind wurde von deutschen Truppen vertrieben, in deren Hand er 300 Gefangene zurücklief. Die im Ibartale vordringende österreichisch-ungarische Kolonne erstürmte gestern tagsüber 20 Kilometer nördlich von Mitrovica drei hintereinanderliegende serbische Stellungen. In der Dunkelheit bemächtigte sie sich durch Überfall noch einer vierten, wobei 200 Gefangene eingebracht und 6 Geschütze, 4 Maschinengewehre, eine Munitionskolonne und zahlreiche Pferde erbeutet wurden. Die Armee des Generals v. Gallwitz nahm in erfolgreichen Kämpfen südlich des Prepolacsattels 1800 Serben gefangen Örtlich und südöstlich von Pristina gewinnt der Angriff der ersten bulgarischen Armee trotz zähesten serbischen Widerstandes stetig an Raum.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 22. November.
An der Dardanellenfront aussetzendes Artilleriefeuer und Bombenkämpfe. Bei Anaforta zerstörte
eine unserer Patrouillen am rechten Flügel Schützengräben, die der Feind neuerdings anzulegen versuchte, und erbeutete 500 Sandsäcke und Draht. Unser Geschützfeuer vertrieb feindliche Transportschiffe, die sich der Küste von Ari Burun zu nähern versuchten. Am 21. November morgens verjagte unsere Artillerie ein feindliches Torpedoboot, das in die Meerengen einfahren wollte.
An der Kaukasusfront nichts von Bedeutung außer Scharmützeln zwischen den Patrouillen.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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