Der Weltkrieg am 27. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Höhen am linken Sitnicaufer besetzt

Großes Hauptquartier, 27. November.
Auf dem westlichen und östlichen Kriegsschauplatz keine wesentlichen Ereignisse.
Balkankriegsschauplatz:
Österreichisch-ungarische Truppen haben das Gelände südwestlich von Mitrovica bis zum Klinaabschnitt vom Feinde gesäubert. Die Zahl der bei und in Mitrovica gemachten Gefangenen erhöht sich um 1700. Westlich von Pristina sind die Höhen auf dem linken Sitnicaufer von deutschen Truppen besetzt. Weitere 800 Gefangene fielen in unsere Hand. Südlich der Drenica haben bulgarische Truppen die allgemeine Linie Goles - Stimlja - Jezerce - Ljubotin überschritten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fortdauer des Kampfes um Görz

Wien, 27. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Artillerie- und Angriffstätigkeit der Italiener erstreckte sich gestern auf die ganze küstenländische Front. Vorstöße gegen unsere Stellungen auf dem Mrzli Vrh und südlich dieses Berges wurden teils im Handgemenge, teils vor den Hindernissen unter schweren Verlusten des Feindes abgewiesen. Vor dem Tolmeiner Brückenkopf hielt unsere Artillerie jeden Angriffsversuch nieder. Auch bei Plawa griffen die Italiener vergebens an. Am heftigsten waren die Kämpfe am Görzer Brückenkopf. Bei Oslavija schlugen Abteilungen des dalmatinischen Infanterieregiments Nr. 22 sechs feindliche Stürme blutig ab. Das gleiche Schicksal hatten starke Angriffe gegen Pevma und die Podgorahöhe. Die Stadt Görz steht unter andauerndem Feuer schwerer Kaliber. Einer unserer Flieger brachte im Luftkampf einen feindlichen Doppeldecker zum Absturz nach San Lorenzo di Mossa, wo das italienische Flugzeug durch unsere Artillerie zusammengeschossen wurde. Im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo endete das Gefecht am Nordhang des Monte San Michele mit der vollen Behauptung unserer Kampffront. Am Südhang des Berges gerieten die feindlichen Angriffsbewegungen schon in unserem Geschützfeuer ins Stocken. An der Tiroler Front wurden vereinzelte Angriffsversuche in den Dolomiten vereitelt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Im Raume von Cajnica und im Sandschak Novibazar ist die Lage unverändert. Auf der Suha Planina, westlich von Mitrovica, warfen unsere Truppen die Serben gegen die montenegrinische Grenze zurück. Die Zahl der Gefangenen erhöht sich stündlich. In Mitrovica wurden seit Einnahme der Stadt 11000 serbische Soldaten und 3500 wehrpflichtige Zivilisten eingebracht. Bei Pristina wurden neuerlich 800 Mann gefangengenommen. Auch weit hinter den Armeefronten werden viele Versprengte aufgegriffen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 27. November.
An der Irakfront wurden die starken feindlichen Kräfte, die, wie im gestrigen Bericht gemeldet, mit ungeheuren Verlusten unsere vorgeschobenen Stellungen westlich von Kut el Ammara besetzt hatten, durch unseren kräftigen Gegenangriff besiegt und mußten sich in Unordnung gegen Süden zurückziehen. Unsere Truppen verfolgen den Feind.
An der Kaukasusfront warfen wir in der Gegend von Van einen von einem Teil der feindlichen Kräfte unternommenen Angriff zurück und brachten dem Feinde Verluste bei. Weiter nördlich nichts Wichtiges außer Scharmützeln zwischen den Patrouillen.
An der Dardanellenfront die gewöhnlichen örtlichen Feuergefechte. Insbesondere bei Sed ül Bahr dauert der äußerst heftige Kampf mit Artillerie und Bomben fort. Bei Anaforta beschossen einige feindliche Linienschiffe und Monitoren eine Zeitlang wirkungslos unsere Stellungen. Unsere Artillerie erwiderte und traf einen Monitor, der sich vom Ufer entfernte. Bei Ari Burun besetzten wir am 25. November morgens durch einen Überfall einen großen Teil der feindlichen Schützengräben. Unsere Artillerie traf ein feindliches Transportschiff, das sich der Landungsstelle bei Ari Burun zu nähern suchte, und zwang es, sich vom Ufer zurückzuziehen. Wir zersprengten auch feindliche Truppen in der Umgebung der Landungsstelle. Bei Sed ül Bahr ließ der Feind vor unserem linken und vor unserem rechten Flügel drei Minen springen, ohne eine Wirkung zu erzielen. Zwei davon trafen im Rückschlag den Feind selbst.
An der Dardanellenfront am 25. und 26. November Artillerie- und Bombenkämpfe mit Unterbrechung. Bei Anaforta zwang unsere Artillerie die feindliche Artillerie in der Umgebung von Karakoldagh zum Schweigen, zerstreute durch wirksames Feuer feindliche Truppen und Transportkolonnen, die ohne Deckung im südlichen Teil von Kemikliliman bemerkt wurden. und fügte ihnen Verluste zu. Bei Ari Burun zerstörten wir eine feindliche Bombenwerfer- und Maschinengewehrstellung. Unsere Artillerie zwang Transportschiffe, die sich der Landungsstelle zu nähern versuchten, zum Rückzug. Bei Sed ül Bahr zerstörte unsere Artillerie auf dem linken Flügel einige feindliche Schützengräben und Bombenwerferstellungen. Über die Ereignisse auf den anderen Kriegsschauplätzen haben wir noch keine ins einzelne gehenden wichtigen Nachrichten erhalten.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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