Der Weltkrieg am 17. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolglose französische Angriffe auf den
"Toten Mann"

Großes Hauptquartier, 17. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Sechs englische Sprengungen südlich von Loos blieben erfolglos.
In verschiedenen Abschnitten der Champagne sowie zwischen Maas und Mosel heftige Artilleriekämpfe.
Im Maasgebiet trieb der Gegner eine frische Division, die als die siebenundzwanzigste seit Beginn der Kämpfe auf diesem verhältnismäßig engen Raum in der Front erschienene gezählt wurde, wiederholt gegen unsere Stellungen auf der Höhe "Toter Mann" vor. Bei dem ersten überfallartig ohne Artillerievorbereitung versuchten Angriff gelangten einzelne Kompagnien bis an unsere Linien, wo die wenigen von ihnen unverwundet übriggebliebenen Leute gefangen wurden. Der zweite Stoß erstarb schon in unserm Sperrfeuer.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Die Lage ist im allgemeinen unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Anträge im Reichstage zum U-Boot-Kriege

Berlin, 17. März. (Amtlich.)
Zu der Frage des U-Boot-Krieges sind im Reichstage die nachstehenden Anträge eingebracht worden.
Von nationalliberalen Abgeordneten wird beantragt, der Reichstag wolle beschließen: In Erwägung, daß England nicht nur gegen die bewaffnete Macht des Deutschen Reiches Krieg führt, sondern gleichzeitig unter brutaler Verletzung des Völkerrechts und Vergewaltigung der Neutralen die rücksichtslosesten Maßnahmen getroffen hat, um die Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln und Rohstoffen zu verhindern und das deutsche Volk durch Hunger niederzuzwingen, in fernerer Erwägung, daß umgekehrt Deutschland in der Lage ist, durch eine uneingeschränkte und rücksichtslose Führung des U-Boot-Krieges die englische Frachtraumnot so zu vergrößern, daß die ausreichende Versorgung des englischen Volkes mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen außerordentlich erschwert, vielleicht sogar unmöglich gemacht und dadurch ein schnelleres, für Deutschland siegreiches Ende des Krieges herbeigeführt werden kann, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: keine Abmachungen mit anderen Mächten einzugehen, die uns in dem uneingeschränkten Gebrauch der U-Boot-Waffe zu behindern geeignet sein könnten, sondern dahin zu wirken, daß deutscherseits von der Unterseebootwaffe in der Kriegszone auch im Handelskriege, abgesehen von den lediglich der Personenbeförderung dienenden Passagierdampfern, derjenige Gebrauch gemacht wird, der sich aus der technischen Eigentümlichkeit der Waffe ergibt.
Ein konservativer Antrag lautet: Der Reichstag wolle beschließen, folgende Erklärung dem Herrn Reichskanzler zu übermitteln: Angesichts des Versuches Englands, unser Volk durch Absperrung und Aushungerung niederzuringen, und der dadurch erfolgten Ausdehnung des Krieges über die bewaffnete Macht hinaus auf die gesamte Bevölkerung, ist die rücksichtslose Anwendung aller unserer militärischen Machtmittel gegen England geboten, um es auch unsererseits in seiner Ernährung und seiner Volkskraft zu bekämpfen. In dem neuerdings bekanntgegebenen Entschlusse der Reichsleitung über die Führung des Unterseebootkrieges ist eine für diese Zwecke geeignete Maßregel nur zu erblicken, wenn deren praktisch wirksame Durchführung der Eigenart der Waffe entsprechend gesichert ist.
Durch die Fassung dieser Anträge kann der schädliche Eindruck erweckt werden, als solle eine Einwirkung auf die Entscheidungen in der Kriegsführung ausgeübt werden. Zur siegreichen Durchführung des Krieges brauchen wir wie bisher geschlossene und vertrauensvolle Einheit, und sie zu erhalten, ist der einmütige Wille des ganzen Volkes.
Die Fraktion des Zentrums hat im Reichstag folgenden Antrag eingebracht:
Der Reichstag wolle beschließen, folgende Erklärung dem Herrn Reichskanzler zu übermitteln:
Nachdem das Unterseeboot sich als eine wirksame Waffe gegen Englands Kriegsführung erwiesen hat, spricht der Reichstag die Erwartung aus, daß, da die Frage der Verwendung der Unterseebootwaffe im Völkerrechte noch nicht geregelt ist, bei den Verhandlungen mit den auswärtigen Staaten die Freiheit im Gebrauch dieser Waffe gewahrt wird.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die italienischen Angriffe am Isonzo eingestellt

Wien, 17. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
An mehreren Stellen der Strypafront erfolgreiche Vorpostenkampfe; westlich von Tarnopol drangen hierbei unsere Truppen in die russische Vorstellung ein, machten 1 Fähnrich und 67 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 1 Maschinengewehr und 4 Minenwerfer.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Italiener haben ihre fruchtlosen Angriffe an der Isonzofront eingestellt. Auch diesmal blieben alle unsere Stellungen fest in unserem Besitz.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Neue Kämpfe bei Felahie

Konstantinopel, 17. März.
An der Irakfront versuchte der Feind im Abschnitt von Felahie nach seiner Niederlage am rechten Ufer des Tigris am 8. Februar, während er mit seiner Hauptmacht am 9. Februar Vorbereitungen zum Rückzug traf, mit einer Infanterie- und einer Kavalleriebrigade einen überraschenden Angriff hinter unserem rechten Flügel, aber unter dem Druck des Zentrums mußte er auf seine umfassende Bewegung verzichten und den allgemeinen Rückzug antreten. Am 10. und 11. Februar verfolgten unsere Truppen den Feind kräftig und überschritten einige Linien, die vom Feinde vorher befestigt worden waren. Am 10. Februar erreichten unsere Vorhuten in der Nacht die Zenzirhöhe, die sie befestigten. Der Feind, der unsere Vorposten für schwach hielt, griff sie an. Es eilten aber von hinten Verstärkungen heran, machten einen Gegenangriff auf den Feind und schlugen ihn auch diesmal, wobei sie ihm 180 Gefangene, darunter 5 Offiziere, 1 Maschinengewehr und eine große Menge Waffen, Munition und Kriegsmaterial abnahmen.

 

General Roques französischer Kriegsminister


Roques

Galliéni

Paris, 17. März. (Havasmeldung.)
Divisionsgeneral Roques ist zum Kriegsminister an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurückgetretenen Generals Galliéni ernannt worden.
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Der Untergang der "Tubantia"

Amsterdam, 17. März. (Meldung der Niederländischen Telegraphen-Agentur.)
Nach einem beim Marinestab im Haag eingelaufenen Bericht wurden 377 Schiffbrüchige von der "Tubantia" gelandet, während nach den Angaben des Holländischen Lloyd sich 381 Personen an Bord befanden. Man glaubt, daß die Differenz auf ein Versehen zurückzuführen ist, und nimmt an, daß alle Personen gerettet wurden.
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Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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