Der Weltkrieg am 29. Mai 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Französische Vorstöße bei Cumières abgewiesen

Großes Hauptquartier, 29. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Feindliche Monitoren, die sich der Küste näherten, wurden durch Artilleriefeuer vertrieben. Den Flugplatz bei Furnes bewarfen deutsche Flieger erfolgreich mit Bomben. 
Auf beiden Ufern der Maas dauert der Artilleriekampf mit unverminderter Heftigkeit an. Zwei schwächliche französische Angriffe gegen das Dorf Cumières wurden mühelos abgewiesen.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue Erfolge bei Asiago und im Posinatal

Wien, 29. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Stärkere russische Kräfte versuchten in den letzten Tagen sich durch Laufgräben und Sappen an unsere beßarabische Front heranzuarbeiten Das Feuer unserer Geschütze und Minenwerfer vereitelte die Arbeiten des Feindes. 
Sonst nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im befestigten Raum von Asiago überschritten unsere Truppen bei Roana das Assatal, warfen den Feind bei Canova zurück und breiteten sich auf den südlichen und östlichen Talhängen aus. Andere Kräfte nahmen nach Überwindung der Befestigungen auf dem Monte Interrotto die Höhen nördlich von Asiago in Besitz. Weiter im Norden sind der Monte Zebio, Monte Zingarella und Corno di Campo Bianco in unseren Händen. 
Im oberen Posinatal wurden die Italiener nach hartnäckigem Kampfe aus ihren Stellungen westlich und südlich Battale vertrieben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Ruhe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Enver Pascha in Bagdad

Enver Pascha
Enver Pascha

Konstantinopel, 29. Mai.
Kriegsminister Enver Pascha, der sich seit einiger Zeit mit zahlreichem Gefolge auf einer Reise durch Anatolien befindet, ist am 25. Mai in Bagdad angekommen, wo er mit großen Ehren empfangen wurde. Die Stadt hatte reichen Flaggenschmuck angelegt. Der Minister besuchte die Grabstätten der mohammedanischen Heiligen und verteilte den Koran. Im Mausoleum Abdul Kadir Keylani wurde eine religiöse Feier abgehalten. Nach einem Bankett im Regierungsgebäude fand ein glänzender Empfang statt. Vor seiner Abreise ließ der Minister eine bedeutende Summe zur Verteilung unter die Armen zurück.
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Feindlicher Unterseebootangriff gegen deutsche Handelsdampfer

Kopenhagen, 29. Mai.
"Berlingske Tidende" meldet aus Stockholm: Bei Oxeloesund wurde vorgestern abend vom Meere her heftiges Geschützfeuer gehört, das eine Viertelstunde andauerte. Es rührte von dem Angriff eines feindlichen Unterseebootes auf vier deutsche Erzdampfer her, die von drei deutschen bewaffneten Vorpostenschiffen begleitet waren. Der Angriff mißglückte, das Unterseeboot stellte plötzlich sein Feuer ein. Die sieben deutschen Schiffe passierten gestern vormittag Öland. Es ist unbekannt, aus welchem Grunde das Unterseeboot das Gefecht unvermittelt abbrach.
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Die englische Hilfe für Frankreich

London, 29. Mai. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
General Haig sagt in einer Depesche, in der er die Operationen schildert, seit er am 19. Dezember 1915 das Oberkommando über die britischen Streitkräfte übernahm: Die einzige größere Offensive des Feindes während dieser Periode war gegen unsere französischen Verbündeten bei Verdun gerichtet. Während dieses ganzen Kampfes waren meine Truppen bereit mitzuwirken, wenn sie gebraucht würden, aber die einzige Unterstützung, die von unseren Verbündeten verlangt wurde, war mittelbarer Natur, nämlich die Ablösung der französischen Truppen auf einem Teil ihrer Verteidigungsfront. Die Durchführung der Ablösung auf einer ausgedehnten Front, überall in unmittelbarer Nähe des Feindes, war ein etwas heikles Unternehmen, wurde aber mit vollkommenem Erfolge durchgeführt. An der britischen Front kam es während der letzten fünf Monate zu keinem größeren Kampf. Die britischen Streitkräfte sind durch die Ankunft neuer Formationen von Hause und durch die Verlegung anderer Truppen, die im nahen Osten abgelöst wurden, beträchtlich vermehrt worden. Diese Vermehrung ermöglichte die Ablösung einer französischen Armee während der Schlacht von Verdun. Unter den neu angekommenen Truppen befindet sich ein australisches Korps und mit ihm die Kanadier sowie ein Teil der Südafrikaner. Seit dem letzten Berichte haben die Indier dieses Land zum Dienste im Osten verlassen.
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Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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