Der Weltkrieg am 7. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Die Besatzung von Fort Vaux bei Verdun
Die französische Besatzung des Fort Vaux wird nach der Kapitulation von den Deutschen verpflegt

Der deutsche Heeresbericht:

Die Feste Vaux genommen - Dorf Hooge und die anschließenden englischen Gräben erobert

Leutnant Rackow
Leutnant Rackow

Leutnant d. R. Ruberg
Leutnant d. R. Ruberg

Großes Hauptquartier, 7. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Zur Erweiterung des am 2. Juni auf den Höhen südöstlich von Ypern errungenen Erfolges griffen gestern oberschlesische und württembergische Truppen die englischen Stellungen bei Hooge an. Der vom Feinde bislang noch gehaltene Rest des Dorfes sowie die westlich und südlich anschließenden Gräben sind genommen. Das gesamte Höhengelände südöstlich und östlich von Ypern in einer Ausdehnung von über 3 Kilometer ist damit in unserem Besitz. Die englischen blutigen Verluste sind schwer. Wiederum konnte nur eine geringe Zahl Gefangener gemacht werden.
Auf dem westlichen Maasufer gingen abends starke französische Kräfte nach heftiger Artillerievorbereitung zu dreimal wiederholten Angriffen gegen unsere Linien auf der Cauretteshöhe vor; der Gegner ist abgeschlagen, die Stellung lückenlos in unserer Hand.
Auf dem Ostufer haben die am 2. Juni begonnenen harten Kämpfe zwischen dem Caillettewalde und Damloup weitere Erfolge gebracht. Die Panzerfeste Vaux ist seit heute nacht in allen ihren Teilen in unseren Händen. Tatsächlich wurde sie schon am 2. Juni durch die erste Kompagnie des Paderborner Infanterieregiments unter Führung des Leutnants Rackow gestürmt, der dabei durch Pioniere der 1. Kompagnie Reserve-Pionierbataillons 20 unter Leutnant der Reserve Ruberg wirkungsvoll unterstützt wurde. Den Erstürmern folgten bald andere Teile der ausgezeichneten Truppe. Die Veröffentlichung ist bisher unterblieben, weil sich in uns unzugänglichen unterirdischen Räumen noch Reste der französischen Besatzung hielten. Sie haben sich nunmehr ergeben, wodurch einschließlich der bei den gestrigen vergeblichen Entsatzversuchen Eingebrachten über 700 unverwundete Gefangene gemacht, eine große Anzahl Geschütze, Maschinengewehre und Minenwerfer erbeutet wurden. Auch die Kämpfe um die Hänge beiderseits des Werkes und um den Höhenrücken südwestlich des Dorfes Damloup sind siegreich durchgeführt. Der Feind hatte in den letzten Tagen verzweifelte Anstrengungen gemacht, den Fall der Feste und der anschließenden Stellungen abzuwenden. Alle seine Gegenangriffe sind unter schwersten Verlusten fehlgeschlagen.
Neben den Paderbornern haben sich andere Westfalen, Lipper und Ostpreußen bei diesen Kämpfen besonders hervortun können.
Seine Majestät der Kaiser hat dem Leutnant Rackow den Orden Pour le Mérite verliehen.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Die Lage bei den deutschen Truppen ist unverändert

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die englischen und die deutschen Verluste in der Seeschlacht

Der Untergang von S. M. S. "Lützow" und "Rostock"

Berlin, 7. Juni. (Amtlich.)
Von englischer Seite wird in amtlichen und nicht-amtlichen Pressetelegrammen und in Auslassungen, die von den englischen Missionen im neutralen Ausland verbreitet werden, in systematischer Weise der Versuch gemacht, die Größe der englischen Niederlage in der Seeschlacht vom 31. Mai in Abrede zu stellen und den Glauben zu erwecken, als sei die Schlacht für die englischen Waffen erfolgreich gewesen. So wird u. a. behauptet, daß die deutsche Flotte das Schlachtfeld geräumt, die englische Flotte es dagegen behauptet habe. Hierzu wird festgestellt: Das englische Gros ist während der Schlacht am Abend des 31. Mai durch die wiederholten wirkungsvollen Angriffe unserer Torpedobootsflottille zum Abdrehen gezwungen worden und seitdem unseren Streitkräften nicht wieder in Sicht gekommen. Es hat trotz seiner überlegenen Geschwindigkeit und trotz des Anmarsches eines englischen Linienschiffsgeschwaders von zwölf Schiffen aus der südlichen Nordsee weder den Versuch gemacht, die Fühlung mit unseren Streitkräften wiederzugewinnen, um die Schlacht fortzusetzen, noch eine Vereinigung mit dem vorgenannten Geschwader zu der angestrebten Vernichtung der deutschen Flotte herbeizuführen.
Mit der weiteren englischen Behauptung, daß die englische Flotte vergeblich versucht habe, die fliehende deutsche Flotte einzuholen, um sie vor Erreichung der heimischen Stützpunkte zu schlagen, steht die angeblich amtliche englische Erklärung, nach der Admiral Jellicoe mit seiner großen Flotte bereits am 1.Juni in den über 300 Meilen von dem Kampfplatz entfernten Stützpunkt Scapa Flow (Orkneyinseln) eingelaufen sei, im Widerspruch. So haben denn auch unsere nach der Schlacht zum Nachtangriff nach Norden über den Schauplatz der Tagesschlacht hinaus entsandten zahlreichen deutschen Torpedobootsflottillen von dem englischen Gros trotz eifrigen Suchens nichts mehr angetroffen, vielmehr hatten unsere Torpedoboote hierbei Gelegenheit, eine große Anzahl Engländer von verschiedenen gesunkenen Schiffen und Fahrzeugen zu retten.
Als ein weiterer Beweis für die von den Engländern bestrittene Tatsache der Beteiligung der gesamten englischen Kampfflotte an der Schlacht vom 31. Mai wird darauf hingewiesen, daß der englische Admiralitätsbericht selber die "Marlborough" als gefechtsunfähig bezeichnet hat. Des weiteren ist am 1. Juni von einem unserer U-Boote ein anderes Schiff der "Iron Duke"-Klasse in schwerbeschädigtem Zustande der englischen Küste zusteuernd gesehen worden. Beide vorgenannten Schiffe gehörten dem englischen Gros an.
Um die Größe des deutschen Erfolges herabzumindern, wird ferner von der englischen Presse der Verlust der zahlreichen englischen Schiffe zum großen Teil auf die Wirkung deutscher Minen, Unterseeboote und Luftschiffe zurückgeführt. Demgegenüber wird ausdrücklich betont, daß weder Minen, welche nebenbei bemerkt der eigenen Flotte ebenso gefährlich hätten werden müssen wie der feindlichen, noch Unterseeboote von unserer Hochseeflotte verwendet worden sind. Deutsche Luftschiffe sind lediglich am 1. Juni, und zwar ausschließlich zur Aufklärung benutzt worden.
Der deutsche Sieg ist durch geschickte Führung und durch die Wirkung unserer Artillerie und Torpedowaffe errungen worden.
Es ist bisher darauf verzichtet worden, den vielen angeblich amtlichen englischen Behauptungen über die Größe der deutschen Verluste entgegenzutreten. Die letzte, immer wiederkehrende Behauptung ist, daß die deutsche Flotte nicht weniger als zwei Schiffe der "Kaiser"-Klasse, die "Westsalen", zwei Schlachtkreuzer, vier kleine Kreuzer und eine große Anzahl von Torpedobootszerstörern verloren habe. Die Engländer bezeichnen außerdem die von uns als verloren gemeldete "Pommern" nicht als das aus dem Jahre 1905 stammende Linienschiff von 13000 Tonnen, sondern als ein modernes Großkampfschiff desselben Namens.
Demgegenüber wird festgestellt, daß der Gesamtverlust der deutschen Hochseestreitkräfte während der Kämpfe am 31. Mai und 1. Juni sowie in der darausfolgenden Zeit beträgt: 1 Schlachtkreuzer, 1 älteres Linienschiff, 4 kleine Kreuzer und 5 Torpedoboote.
Von diesen Verlusten sind in den bisherigen amtlichen Bekanntgaben als gesunken bereits gemeldet:
S. M. S. "Pommern" (von Stapel gelaufen 1905), S. M. S. "Wiesbaden", S. M. S. "Elbing", S. M. S. "Frauenlob" und fünf Torpedoboote.
Aus militärischen Gründen ist bisher von der Bekanntgabe des Verlustes S. M. S. "Lützow" und "Rostock" Abstand genommen worden. Gegenüber falschen Deutungen dieser Maßnahme und vor allem in Abwehr englischer Legendenbildungen über ungeheuerliche Verluste auf unserer Seite müssen diese Gründe nunmehr zurückgestellt werden. Beide Schiffe sind auf dem Wege zu ihren Reparaturhäfen verloren gegangen, nachdem die Versuche fehlgeschlagen waren, die schwerverletzten Schiffe schwimmend zu erhalten. Die Besatzungen beider Schiffe einschließlich sämtlicher Schwerverletzten sind geborgen worden.
Während hiermit die deutsche Verlustliste abgeschlossen ist, liegen sichere Anzeichen dafür vor, daß die tatsächlichen englischen Verluste wesentlich höher sind, als von unserer Seite auf Grund eigener Beobachtungen festgestellt und bekannt gegeben worden ist. Aus dem Munde der englischen Gefangenen stammt die Bekundung, daß außer "Warspite" auch "Prinzeß Royal" und "Birmingham" vernichtet sind.
Auch ist zuverlässigen Nachrichten zufolge das Großkampfschiff "Marlborough" vor Erreichung des Hafens gesunken.
Die Hochseeschlacht vor dem Skagerrak war und bleibt ein deutscher Sieg, wie sich allein schon aus der Tatsache ergibt, daß selbst bei Zugrundelegung nur der von amtlicher englischer Stelle bisher zugegebenen Schiffsverluste einem Gesamtverlust von 60720 deutschen Kriegsschiffstonnen ein solcher von 117750 englischen gegenübersteht.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Annahme des 12-Milliarden-Kriegskredits im Reichstag

Berlin, 7. Juni.
Der Reichstag bewilligte heute mit allen Stimmen gegen die der soz. Arbeitsgem. (d. h. der aus der soz. Fraktion ausgetretenen Radikalen) den von der Regierung geforderten neuen Kriegskredit von 12 Milliarden Mark.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fortgang der russischen Offensive in Wolhynien

Wien, 7. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Von stark überlegenen Kräften angegriffen, wurden unsere in Wolhynien an der oberen Putilowka kämpfenden Streitkräfte in den Raum von Luck zurückgenommen. Die Bewegung vollzog sich ohne wesentliche Störung durch den Gegner. 
An allen anderen Stellen der ganzen Nordostfront wurden die Russen blutig abgewiesen, so nordwestlich von Rafalowka am unteren Styr, bei Berestiany am Korminbach, bei Sapanow, an der oberen Strypa, bei Jaslowiec, am Dnjestr und an der beßarabischen Grenze.
Nordwestlich von Tarnopol schlug eine unserer Divisionen an einer Stelle zwei, an anderer sieben Angriffe zurück. Sehr schwere Verluste hat der Feind auch im Raume von Okna und Dobronoucz erlitten, wo seine Sturmkolonnen vielfach in erbittertem Handgemenge geworfen wurden.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Südwestlich von Asiago setzten unsere Truppen den Angriff bei Cesuna fort und nahmen den Busibollo.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert ruhig.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Verhängung der Blockade über Griechenland

Bern, 7. Juni.
Der Mailänder "Secolo" meldet aus Saloniki: Der Vierverband hat gestern die Blockade über die griechischen Küsten verhängt.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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