Der Weltkrieg am 19. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Günstiger Stand der Kämpfe bei Luck

Großes Hauptquartier, 19. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz :

Südlich der belgischen-französischen Grenze bis zur Somme hielt die lebhafte Gefechtstätigkeit an. 
Ein französischer Handgranatenangriff bei Chavonne (östlich von Vailly) wurde abgewiesen.
Eine deutsche Sprengung auf der Höhe "La Fille Morte" (Argonnen) hatte guten Erfolg. 
Im Maasgebiet lebten die Feuerkämpfe erst gegen Abend merklich auf. Nachts erreichten sie am "Toten Mann" und westlich davon, sowie im Frontabschnitt vom Thiaumont-Walde bis zur Feste Vaux große Heftigkeit. Wie nachträglich gemeldet wird, ist in der Nacht vom 18. Juni am Thiaumont-Walde ein feindlicher Vorstoß abgewiesen worden, weitere Angriffsversuche wurden gestern durch Feuer vereitelt. In den Kämpfen der letzten beiden Tage sind hier rund hundert Franzosen gefangen genommen. Mehrfache nächtliche Angriffsunternehmungen des Gegners im Fumin Walde wurden im Handgranatenkampf jedesmal glatt abgeschlagen.
Je ein englischer Doppeldecker ist bei Lens und nördlich von Arras nach Luftkampf abgestürzt, beide Insassen sind tot; ein französisches Flugzeug wurde westlich der Argonnen abgeschossen. Ein deutsches Fliegergeschwader hat die Bahnhof- und militärischen Fabrikanlagen von Baccarat und Raon l´Etape angegriffen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Auf dem nördlichen Teile der Front keine besonderen Ereignisse. Auf die mit Militärtransporten belegte Eisenbahnstrecke Ljachowitschi-Luniniec wurden zahlreiche Bomben abgeworfen. Bei der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen wurden am Styr westlich von Kolki und am Stochod in der Gegend der Bahn Kowel - Rowno russische Angriffe, zum Teil durch erfolgreiche Gegenstöße, zurückgeworfen. 
Nordwestlich von Luck stehen unsere Truppen in für uns günstigem Kampf. Die Gefangenenzahl und die Beute hat sich erhöht. Südwestlich von Luck greifen die Russen in Richtung aus Gorochow an. Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer ist die Lage unverändert.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Raumgewinn am oberen Stochod

Wien, 19. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:

In der nördlichen Bukowina und in Ostgalizien keine besonderen Ereignisse. Südöstlich von Lopuezno griff der Feind mit großer Überlegenheit unsere Stellungen an. Das bewährte Infanterie - Regiment Nr. 44 schlug, unterstützt von vortrefflicher Artilleriewirkung, die neun Glieder tiefen Sturmkolonnen ohne Einsatz von Reserven zurück. Der Feind erlitt schwere Verluste. Auch ein in diesem Raume versuchter Nachtangriff scheiterte. Bei Gorochow und Lokaczy wiesen wir starke russische Gegenangriffe ab. Am oberen Stochod wurde Raum gewonnen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern abend wiederholte sich das sehr heftige Feuer der Italiener gegen unsere Stellungen zwischen dem Meere und dem Monte dei sei Busi. Ein Versuch des Feindes, bei Selz vorzugehen, wurde sofort vereitelt. Im Nordabschnitt der Hochfläche von Doberdo kam es zu lebhaften Minenwerfer- und Handgranatenkämpfen. 
An der Dolomitenfront scheiterte ein feindlicher Nachtangriff bei Rufreddo. 
An der Front zwischen Brenta und Astico wiesen unsere Truppen wieder zahlreiche Vorstöße der Italiener, darunter einen starken Angriff nördlich des Monte Meletta, ab. Südlich des Busibollo wurde der nächste Höhenrücken erobert. Drei feindliche Vorstöße mißlangen. In diesen Kämpfen wurden über 700 Italiener, darunter 25 Offiziere, gefangen genommen, 7 Maschinengewehre und 1 Minenwerfer erbeutet.
Südöstlicher Kriegsschauplatz : 
An der unteren Vojusa in den letzten Tagen Geschützkämpfe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 19. Juni. (W. B.) 
Amtlicher Bericht vom 17. Juni: 

Im Wardar-Tal werden täglich wenig heftige Artilleriekämpfe und Zusammenstöße zwischen Patrouillen gemeldet. 
Auf der übrigen Südfront Ruhe. 
Seit kurzem vernichten die Engländer und Franzosen die Ernte mittels Brandbomben. Am 16. Juni warfen vier französische Flugzeuge in der Umgebung der Dörfer Zineli und Tarachmanli und an der Mesta-Mündung einige Bomben von besonderer Beschaffenheit, um die Äcker in Brand zu setzen. Sie verursachten Brände, die sofort gelöscht wurden. 
Gestern abend warf ein feindliches Flugzeug fünf Bomben auf Bitolia. Zwei Zivilpersonen wurden leicht verwundet, der Sachschaden ist unbedeutend. Andere feindliche Flieger warfen Bomben auf Walandowo, Dedeli und Doiran, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Unsere Flieger belegten die feindlichen Biwaks bei Kara, Sinantzi, Smol, Kalinowo und Michailowo, ferner das Lager und den Flugplatz bei Kukutsch mit Bomben. Alle unsere Flieger kehrten unversehrt zurück.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 19. Juni. (W. B.) 
Bericht des Hauptquartiers: 

An der Irak-Front keine Veränderung. 
Kaukasus-Front. Auf dem rechten Flügel kein Ereignis von Bedeutung. Im Zentrum an einzelnen Stellen Austausch von Infanterie- und Artilleriefeuer. Auf dem linken Flügel besetzten unsere Erkundungsabteilungen einige Vorpostenstellungen des Feindes, vertrieben ihn daraus und fügten ihm Verluste zu. Ein Torpedoboot und zwei feindliche Flugzeuge, die auf dem Meere bei der Insel Kensten bemerkt wurden, wurden durch unser Feuer vertrieben. Zwei unserer Flugzeuge überflogen die Insel Tenedos, warfen erfolgreich Bomben auf die Anlagen des Feindes und kehrten unversehrt zurück. 
Sonst nichts Neues.
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König Georg an die englische Flotte


König Georg V.

London, 19. Juni. (W. B.) Reuter meldet: 
König Georg hielt bei dem jüngsten Besuch der großen Flotte bei einer Parade von Mannschaften verschiedener Schiffe folgende Ansprache: "Ihr habt fast zwei Jahre in musterhafter Geduld auf die Gelegenheit gewartet, der feindlichen Flotte in der Schlacht zu begegnen. Ich verstehe wohl, wie angreifend die Zeit war und wie groß die Erleichterung sein mußte, als Ihr am 31. Mai hörtet, daß der Feind gesichtet worden sei. Ungünstiges Wetter und eintretende Dunkelheit verhinderten ein vollständiges Ergebnis, das Ihr alle erwartet hattet. Aber Ihr habt alles getan, was unter den Umständen möglich war. Ihr triebt den Feind in seine Häfen, brachtet ihm sehr schwere Verluste bei und fügtet den glorreichen Traditionen der britischen Flotte ein neues Blatt bei. Mehr konntet Ihr nicht tun, und ich danke Euch für Euere vorzügliche Leistung." Der König sandte zum Schluß des Besuches an den Oberkommandierenden der großen Flotte folgendes Telegramm: "Ich bin dankbar dafür, Gelegenheit zu haben, Sie und die große Flotte zu dem Ergebnis der jüngsten Schlacht in der Nordsee zu beglückwünschen. Ich versicherte den Mannschaften aller Rangklassen, daß der Name der britischen Flotte in den Augen ihrer Landsleute nie höher gestanden hat, und daß deren Stolz und Vertrauen auf ihre Leistungen unvermindert sind. Alles Glück und alles Gute. Mögen Ihre künftigen Bemühungen mit vollem Erfolge gesegnet werden."
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Von den Gefangenen

Berlin, 19. Juni. (W. B. Amtlich.) 
Vor einigen Monaten wurden die in deutscher Gefangenschaft befindlichen, aus dem Unteroffizierstande hervorgegangenen Sous-Lieutenants aus den Offizierslagern in Mannschaftslager übergeführt, wo sie als Unteroffiziere behandelt wurden. Diese Maßnahme war von der deutschen Regierung als Gegenmaßregel für die unwürdige Behandlung der kriegsgefangenen deutschen Feldwebelleutnants in Frankreich ergriffen worden. Da nunmehr die französische Regierung die Feldwebelleutnants in Offizierslagern untergebracht hat und ihnen für die Zukunft ihrem Offiziersrange entsprechende Behandlung zusicherte, so sind auch die in Mannschaftslagern untergebrachten kriegsgefangnen französischen Sous-Lieutenants ausnahmslos wieder in Offizierslager übergeführt worden.

Berlin, 19. Juni. (Priv.-Tel )
Der englische Kriegsgefangene, der Londoner Straßenbahnschaffner William Lonsdale, der vor einiger Zeit wegen tätlicher Beleidigung eines Vorgesetzten im Döberitzer Gefangenenlager vom Kriegsgericht zu 10 Jahren Gefängnis, vom Oberkriegsgericht zum Tode verurteilt worden war, ist vom Kaiser begnadigt worden.
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Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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