Der Weltkrieg am 10. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Fortdauer der schweren Kämpfe an der Somme


Otto Parschau

Leutnant Leffers

Großes Hauptquartier, 10. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Beiderseits der Somme dauert der schwere Kampf fort. Immer wieder schlagen unsere tapferen Truppen den Angreifer in seine Sturmstellungen zurück und wo sie seinen sich dichtauf folgenden Angriffswellen vorübergehend Raum geben mußten, haben sie ihn durch raschen Gegenstoß wieder geworfen; so wurde das Wäldchen von Trônes den dort eingedrungenen Engländern, das Gehöft La Maisonette und das Dorf Barleux den Franzosen im Sturm wieder entrissen und gegen den Feind in Hardecourt vorgearbeitet. Um Ovillers wird ununterbrochen Mann gegen Mann gekämpft. Im Dorfe Biaches haben die Franzosen Fuß gefaßt, zwischen Barleux und Belloy sind ihre vielfachen Angriffe unter den größten Verlusten restlos zusammengebrochen. Weiter westlich hinderte unser Sperrfeuer sie am Verlassen ihrer Gräben. 
Zwischen dem Meere und der Ancre, im Gebiete der Aisne, in der Champagne und östlich der Maas frischten die Feuerkämpfe zeitweise auf; zu Infanterietätigkeit kam es westlich von Warneton, östlich von Armentieres, in der Gegend von Tahure und am Westrande der Argonnen, wo vorstoßende französische Abteilungen abgewiesen wurden. Bei Hulluch, bei Givenchy und auf Vauquois sprengten wir mit gutem Erfolge.
Der Flugdienst war beiderseits sehr rege. Unsere Flieger haben fünf feindliche Flugzeuge (eins bei Nieuport-Bad, zwei bei Cambrai, zwei bei Bapaume) und zwei Fesselballons (je einen an der Somme und an der Maas) abgeschossen. Die Oberleutnants Walz und Gerlich haben ihren vierten, Leutnant Leffers seinen fünften, Leutnant Parschau seinen achten Gegner außer Gefecht gesetzt. Dem letzteren hat Seine Majestät der Kaiser für seine hervorragenden Leistungen den Orden Pour le mérite verliehen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Auf dem Nordteile der Front hat sich abgesehen von einem vergeblichen russischen Angriff in Gegend von Skrobowa (östlich von Gorodischtsche) nichts Wesentliches ereignet.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Der gegen die Stochodlinie vorfühlende Feind wurde überall abgewiesen, ebenso scheiterten seine Vorstöße westlich und südwestlich von Luck. Deutsche Flugzeuggeschwader griffen feindliche Unterkünfte östlich des Stochod erfolgreich an.
Armee des Generals Grafen v. Bothmer:
Patrouillentätigkeit und erfolgreiche Gefechte im Vorgelände.
Balkankriegsschauplatz:
Unsere Vorposten südlich des Doiransees schlugen feindliche Abteilungen durch Feuer ab.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der russische Vorstoß auf Baranowitschi

Gorodischtsche, 10. Juli.
Über die russischen Versuche durch einen Stoß in südwestlicher Richtung Baranowitschi zu erreichen, ist der gestrigen Meldung zuzufügen: 
Nach dem starken, vorbereitenden Artilleriefeuer des 2. Juli setzten die Infanterieangriffe im Morgengrauen des 3. Juli an der Front östlich Gorodischtsche, etwa von Kartschewo bis Wygoda ein. Es gelang den wiederholten feindlichen Stößen, die auf den Höhen nördlich des Serwetschknies stehenden österreichischen Truppen zurückzudrängen. Die deutschen Reserven stellten allerdings in unmittelbarem Gegenangriff bis zum Nachmittag die Lage wieder her. Auch vorübergehende russische Vorteile südlich des Serwetschknies wurden alsbald ausgeglichen. An dem in das Serwetschknie einmündenden Stkrobowabach gelangen russische Angriffe in den Nachmittagsstunden. Die Russen erreichten dort die zweite Stellung, es gab erbitterte im Wald hin- und herwogende Nahkämpfe, bei denen schließlich österreichisch-ungarische und deutsche Truppen die Russen wieder aus der zweiten Stellung herauswarfen und sie somit in einen Geländegewinn verwiesen, der in schmaler Front etwa 300 bis 400 Meter tief, an der tiefsten Stelle kaum 800 Meter tief ist. Der russische Anprall war damit zum Stehen gekommen. Auch wiederholte russische Angriffe am 4. Juli brachen zusammen, nur südlich Kartschewo kamen dabei die Angreifer vorübergehend in die Gräben, die Eindringlinge wurden aber, soweit sie noch den heftigen Handgranatenkampf überlebten, gefangen genommen. 
Am 5. und 6. Juli flauten dann die Gefechte ab, nur das Artilleriefeuer blieb stellenweise lebhaft. Nördlich Wygoda wurde eine von den Russen besetzte Höhe gesäubert. 
Am 7. und 8. Juli setzten dann die Russen frisch herangebrachte Kräfte nach starker Artillerievorbereitung, die sich öfters zum Trommelfeuer steigerte, in dichter Menge zu wiederholtem Sturm an. Nur an ganz wenigen Stellen drangen sie hierbei in unsere Gräben ein und wurden dort zusammengehauen oder gefangen genommen. Die meisten dieser Angriffe erstickten schon im Artilleriesperrfeuer. Es wurden in diesem Abschnitt in den Angriffstagen Gefangene von neun verschiedenen Divisionen gemacht. 
Am 9. Juli herrschte verhältnismäßige Ruhe, nur in den späten Abendstunden machten die Russen überfallartige Angriffe, die aber restlos scheiterten. Das allgemeine Ergebnis ist bisher, daß die Russen einen ganz minimalen Geländegewinn mit erschreckenden Opfern bezahlten. Vorgehende Patrouillen fanden die Mulden vor unseren Stellungen gefüllt mit Leichen. Unsere Truppen haben sich bei diesen Kämpfen zäh geschlagen. Auch nachdem Gräben und Stellungen im Trommelfeuer völlig eingeebnet waren, hielten sie in Löchern und Granattrichtern tapfer aus.

Dr. Fritz Wertheimer, Kriegsberichterstatter. 2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fünf englische Wachtschiffe in der Otrantostraße zerstört

Wien, 10. Juli.
Amtlich wird verlautet:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der gestrige Tag verlief verhältnismäßig ruhig. Vereinzelte Vorstöße des Feindes wurden abgeschlagen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Isonzofront beschränkte sich die Gefechtstätigkeit auf Artilleriefeuer und Luftkämpfe. Unsere Seeflugzeuge warfen auf die Adriawerke neuerdings Bomben. Zwischen Brenta und Etsch wurde an mehreren Stellen erbittert gekämpft. Gegen unsere Linien südöstlich der Cima Dieci führten starke Alpinikräfte mehrere Angriffe, die von Abteilungen unserer Infanterie-Regimenter Nr. 17 und 70 unter schwersten Verlusten des Feindes abgeschlagen werden. Über 800 tote Italiener liegen vor unseren Gräben. Nachts scheiterte ein feindlicher Vorstoß im Raume des Monte Interotto. Im Abschnitte östlich des Brandtales griffen Alpini den Valmorbia und den Monte Corno an, gelangtem auch in den Besitz dieses Berges, verloren ihn aber wieder dank eines Gegenangriffes unserer tapferen Tiroler Landesschützen, denen sich 455 Italiener ergaben.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Bei Tagesanbruch traf unser Kreuzer "Novara" in der Otranto-Straße auf eine Gruppe von vier oder - wie alle dabei gemachten Gefangenen übereinstimmend angeben - von fünf armierten englischen Überwachungsdampfern und zerstörte sie alle durch Geschützfeuer. Die Dampfer sanken brennend, davon drei nach Explosion der Kessel. Von ihren Bemannungen konnte die "Novara" nur 9 Engländer retten.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 10. Juli. (W. B. ) 
Das Hauptquartier teilt mit:
An der Irakfront keine Veränderung. Im Abschnitt von Felahie wurde eine berittene feindliche Erkundungsabteilung auf dem rechten Ufer des Tigris von unserer Erkundungsabteilung überfallen; sie floh und ließ ihre Pferde zurück. 
Von der persischen Front ist keine neue Nachricht eingegangen. 
An der Kaukasusfront hat sich aus dem rechten Flügel nichts von Bedeutung ereignet. Südlich des Tschorok wurden die vom Feinde vorgestern in Gruppen im ganzen Abschnitt versuchten Gegenangriffe sämtlich abgewiesen. Die feindlichen Truppen, denen es gelungen war, in einigen Abschnitten in unsere vorgeschobenen Schützengräben einzudringen, wurden nach Osten zu verjagt, nachdem wir einen Gegenangriff gemacht hatten, der zu einem blutigen Handgemenge geführt hatte. Nördlich des Tschorok fanden auf dem linken Flügel Scharmützel statt. Sonst nichts von Bedeutung.
2)

 

U-"Deutschland" in Amerika

London, 10. Juli.
Reuter meldet:
Die Blätter veröffentlichen ein Telegramm aus New York, in dem berichtet wird, daß ein deutsches Tauchboot mit einer wertvollen Fracht Farbstoffe in Baltimore landete. Zwanzig Meilen außerhalb der Küste wurde durch englische und französische Kreuzer Jagd auf das Tauchboot gemacht, wodurch sich die Ankunft um vier Tage verzögerte.
Baltimore, 10. Juli. (W. B.)
Reuter meldet:
Das hier angekommene deutsche Tauchboot namens "Deutschland" erhebt Anspruch darauf, ein unbewaffnetes Handelsschiff zu sein, das Fracht führt. Seine Ladung ist an Schumacher u. Co. in Baltimore konsigniert. Sie besteht aus Farbstoffen und Medizinen. Lake, der Kassierer der Lake-Torpedo Company in Bridgeport (Connecticut), erklärt, er beabsichtige einen Protest gegen die "Deutschland" anzustrengen, da sie die Patente der Lake-Torpedo-Company verletzt habe. Die Offiziere der "Deutschland" stellen in Abrede, daß das Tauchboot von feindlichen Kriegsschiffen verfolgt wurde, und erklären, daß sie weder britische noch französische Kriegsschiffe gesehen haben. Ein Küstenschutzkutter folgte der "Deutschland" auf ihrer Fahrt nach der Chesapeake-Bay. Der Grund hierfür wurde nicht angegeben. Aber es verlautet, daß das Tauchboot unter Aufsicht bleiben soll. Die Firma Schumacher ist Agent des Norddeutschen Lloyd.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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