Der
russische Vorstoß auf Baranowitschi
Gorodischtsche,
10. Juli.
Über die russischen Versuche durch einen Stoß in südwestlicher
Richtung Baranowitschi zu erreichen, ist der gestrigen Meldung zuzufügen:
Nach dem starken, vorbereitenden Artilleriefeuer des 2. Juli setzten
die Infanterieangriffe im Morgengrauen des 3. Juli an der Front östlich
Gorodischtsche, etwa von Kartschewo bis Wygoda ein. Es gelang den
wiederholten feindlichen Stößen, die auf den Höhen nördlich des
Serwetschknies stehenden österreichischen Truppen zurückzudrängen.
Die deutschen Reserven stellten allerdings in unmittelbarem
Gegenangriff bis zum Nachmittag die Lage wieder her. Auch vorübergehende
russische Vorteile südlich des Serwetschknies wurden alsbald
ausgeglichen. An dem in das Serwetschknie einmündenden
Stkrobowabach gelangen russische Angriffe in den Nachmittagsstunden.
Die Russen erreichten dort die zweite Stellung, es gab erbitterte im
Wald hin- und herwogende Nahkämpfe, bei denen schließlich österreichisch-ungarische
und deutsche Truppen die Russen wieder aus der zweiten Stellung
herauswarfen und sie somit in einen Geländegewinn verwiesen, der in
schmaler Front etwa 300 bis 400 Meter tief, an der tiefsten Stelle
kaum 800 Meter tief ist. Der russische Anprall war damit zum Stehen
gekommen. Auch wiederholte russische Angriffe am 4. Juli brachen
zusammen, nur südlich Kartschewo kamen dabei die Angreifer vorübergehend
in die Gräben, die Eindringlinge wurden aber, soweit sie noch den
heftigen Handgranatenkampf überlebten, gefangen genommen.
Am 5. und 6. Juli flauten dann die Gefechte ab, nur das
Artilleriefeuer blieb stellenweise lebhaft. Nördlich Wygoda wurde
eine von den Russen besetzte Höhe gesäubert.
Am 7. und 8. Juli setzten dann die Russen frisch herangebrachte Kräfte
nach starker Artillerievorbereitung, die sich öfters zum
Trommelfeuer steigerte, in dichter Menge zu wiederholtem Sturm an.
Nur an ganz wenigen Stellen drangen sie hierbei in unsere Gräben
ein und wurden dort zusammengehauen oder gefangen genommen. Die
meisten dieser Angriffe erstickten schon im Artilleriesperrfeuer. Es
wurden in diesem Abschnitt in den Angriffstagen Gefangene von neun
verschiedenen Divisionen gemacht.
Am 9. Juli herrschte verhältnismäßige Ruhe, nur in den späten
Abendstunden machten die Russen überfallartige Angriffe, die aber
restlos scheiterten. Das allgemeine Ergebnis ist bisher, daß die
Russen einen ganz minimalen Geländegewinn mit erschreckenden Opfern
bezahlten. Vorgehende Patrouillen fanden die Mulden vor unseren
Stellungen gefüllt mit Leichen. Unsere Truppen haben sich bei
diesen Kämpfen zäh geschlagen. Auch nachdem Gräben und Stellungen
im Trommelfeuer völlig eingeebnet waren, hielten sie in Löchern
und Granattrichtern tapfer aus.
Dr.
Fritz Wertheimer, Kriegsberichterstatter. 2)
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