Der Weltkrieg am 30. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT


Westfront 1. Weltkrieg: Erste Hilfe für einen bei der Monacu-Ferme verwundeten Franzosen
Erste Hilfe für einen bei der Monacu-Ferme (Sommefront) verwundeten Franzosen
Aufnahme vom 30. Juli 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Gescheiterte russische Anstürme im Stochodgebiet


Leutnant Baldamus

Großes Hauptquartier, 30. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Das feindliche Feuer ist zwischen Ancrebach und Somme zu größter Heftigkeit gesteigert. Englische Teilangriffe bei Pozières und Longueval blieben ergebnislos. Südlich der Somme und östlich der Maas lebhafte Artilleriekämpfe. 
Bei La Chalade (Westargonnen) setzte Leutnant Baldamus seinen fünften Gegner im Luftkampf außer Gefecht, außerdem wurde je ein feindliches Flugzeug am Ostrand der Argonnen und östlich von Sennheim abgeschossen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Stärkere feindliche Patrouillen wurden durch Feuer am Überschreiten der Düna gehindert. Bahnanlagen an der mit Truppentransporten belegten Strecke Wilejka-Molodeczno-Minsk, sowie vor der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern die Bahnhöfe Pogorjelzy und Horodzieja wurden erfolgreich mit Bomben belegt. 
Am Abend brach ein russischer Angriff südlich von Skrobowa in unserem Feuer restlos zusammen. 
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen: 
Die feindlichen Angriffe haben an Ausdehnung und Stärke noch zugenommen. Sie erstreckten sich mit Ausnahme einzelner Abschnitte auf die Front von Stobychwa (am Stochod nordöstlich von Kowel) bis westlich von Beresteczko. Sie sind unter ungeheuren Verlusten für den Angreifer meist im Sperrfeuer gescheitert, nur an wenigen Stellen der großen Front ist es zum Nahkampf gekommen; eingedrungener Feind wurde durch Gegenstoß wieder zurückgeworfen oder seinem Fortschreiten ein Ziel gesetzt. Nachts wurde die längst beabsichtigte Zurücknahme der Truppen aus dem nach Osten vorspringenden Stochodbogen nördlich der Bahn Kowel-Rowno auf die kurze Sehne ohne Störung durch den Gegner durchgeführt. 
Armee des Generals Grafen v. Bothmer: 
Auch gestern haben russische, zum Teil starke Angriffe nordwestlich und westlich von Buczacz keinerlei Erfolg gehabt.

Oberste Heeresleitung. 1)

Westfront 1. Weltkrieg: Französische Verstärkungen auf dem Weg in die Sommeschlacht
Französische Verstärkungen auf dem Weg in die Sommeschlacht
Aufnahme vom 30. Juli 1916

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die erfolglosen russischen Anstürme am Stochod

Wien, 30. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Die Schlachten in Ostgalizien und in Wolhynien dauern unvermindert heftig an. 
In Ostgalizien wurde namentlich bei Molodylow, nordwestlich von Kolomea und im Westen und Nordwesten von Buczacz erbittert gekämpft. Der Feind setzte seine Angriffe Tag und Nacht über fort. Alle seine Anstrengungen scheiterten unter den schwersten Verlusten. Ebenso brachten ihm die zwischen Beresteczko und Stobychwa am Stochod angesetzten Angriffe trotz des größten Menschenverbrauches keinerlei Erfolg. Meist gebot den gegnerischen Sturmkolonnen schon das Artillerie- und Infanteriefeuer der Verteidiger Halt. Wo es den Russen - wie westlich von Luck, bei der Armee des Generalobersten von Tersztyanszky - vorübergehend gelang , in unsere Gräben einzudringen , wurden sie im Gegenangriff geworfen. 
Bei Kaszowka, am Stochod, wurde die Verteidigung nach Abwehr mehrerer russischer Stöße in die Sehne des weit vorspringenden Stochodbogens verlegt. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Auf den Höhen südwestlich von Paneveggio wurde der Angriff eines italienischen Bataillons abgewiesen. 
Sonst in einzelnen Frontabschnitten lebhaftere Geschützkämpfe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. Juli. 
An der Irakfront kein Ereignis von Bedeutung. 
Im Euphratabschnitt erbeuteten wir ein feindliches Motorboot, das durch das Feuer unserer Artillerie in Brand geschossen worden war. An der persischen Front nur Scharmützel. Der Kampf, der sich zwischen unseren Abteilungen und den russischen Kräften abspielt, die nach ihrer Vertreibung aus Rewanduz gegen die Grenze gejagt wurden, entwickelt sich weiter zu unseren Gunsten. Hier wurde durch einen Gegenangriff dem Feinde eine beherrschende Höhe wieder abgenommen. Russische Kräfte, die gezwungen wurden, aus der Ortschaft Sakiz in nordöstlicher Richtung zu fliehen, werden durch die Unsrigen verfolgt.
Kaukasusfront: Im Abschnitt von Bitlis ist die Lage unverändert. Der Berg Antuck, der 20 Kilometer südwestlich der Ortschaft Nouche liegt, sich in den Händen des Feindes befand und die benachbarten Gegenden beherrscht, wurde dem Gegner durch einen von unseren Truppen ausgeführten Angriff wieder abgenommen. Heftige vom Feinde unternommene Angriffe gegen unsere Stellungen am Ognottabschnitte, 30 Kilometer südöstlich der Ortschaft Baschkeuy, wurden durch einen mit dem Bajonett ausgeführten Gegenangriff unserer Truppen vollständig zurückgewiesen. Im Laufe dieses Angriffs, der für den Feind unfruchtbar blieb, erlitt dieser schwere Verluste, die Zahl seiner Toten beträgt mehr als tausend. Unsere Truppen die sich 10 Kilometer westlich Erzindjan hielten, haben durch ihre heftigen Gegenangriffe die Versuche des Feindes, vorzurücken, vereitelt. Feindliche Truppen, die 14 Kilometer südwestlich von Gumuschane verschanzt waren, wurden durch unsere Truppen angegriffen, aus ihren Stellungen vertrieben und nach Osten zurückgeworfen. In den anderen Abschnitten der Front Scharmützel ohne Bedeutung. 
An der ägyptischen Front gewinnen unsere vorgeschobenen Abteilungen unter Zurücktreibung ihnen begegnender feindlicher Erkundungskompagnien Schritt für Schritt Gelände gegen Westen. Bei einem der letzten Zusammenstöße verlor der Feind 25 Tote und noch mehr Verwundete. Außerdem nahmen wir ihm einige Gefangene ab.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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