Der Weltkrieg am 31. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neuer englisch-französischer Angriff im Sommegebiet gescheitert

Erfolgreicher Gegenstoß der Armee Linsingen

Großes Hauptquartier, 31. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Die englischen Unternehmungen bei Pozières und Longueval erstreckten sich bis in den gestrigen Tag. Sie leiteten einen neuen, großen englisch-französischen Angriff ein, der zwischen Longueval und der Somme am Morgen unter Einsatz von mindestens 6 Divisionen einheitlich erfolgte, während er zwischen Pozières und Longueval tagsüber durch unser Sperrfeuer niedergehalten wurde und erst abends in Einzelangriffen mit ebenfalls sehr starken Kräften zur Durchführung kam. Überall ist der Feind unter schwersten blutigen Verlusten abgewiesen worden, keinen Fuß Boden hat er gewonnen. Wo es zu Nahkämpfen kam. sind sie dank dem schneidigen Draufgehen bayerischer und sächsischer Reservetruppen, sowie tapferer Schleswig-Holsteiner zu unseren Gunsten entschieden. 12 Offiziere, 769 Mann des Gegners wurden gefangengenommen, 13 Maschinengewehre erbeutet. 
Südlich der Somme Artilleriekämpfe. 
In der Gegend von Prunay (Champagne) brach ein schwächerer französischer Angriff in unserem Feuer zusammen. 
Östlich der Maas verstärkte sich das Artilleriefeuer mehrfach zu größerer Heftigkeit. Südwestlich des Werkes Thiaumont fanden kleine Handgranatenkämpfe statt. Ein feindlicher Fliegerangriff auf Conflans wurde mit Feuer auf Pont-à-Mousson beantwortet. 
Ein auf Müllheim i. B. angesetztes französisches Flugzeuggeschwader wurde bei Neuenburg a. Rh. von unseren Fokkern gestellt, in die Flucht geschlagen und verfolgt; das feindliche Führerflugzeug wurde nordwestlich von Mülhausen zum Absturz gebracht. Leutnant Höhndorf setzte nördlich von Bapaume den 11., Leutnant Wintgens östlich von Peronne den 12. Gegner außer Gefecht. Je ein französischer Doppeldecker ist westlich von Pont-à-Mousson und südlich von Thiaucourt (dieser durch Abwehrfeuer) abgeschossen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Beiderseits von Friedrichstadt wurden russische Aufklärungsabteilungen abgewiesen. Angriffe gegen unsere Kanalstellung westlich von Logischin und bei Nobel (am Strumien südwestlich von Pinsk) sind gescheitert. 
Die gegen die Heeresgruppe des Generals von Linsingen fortgesetzten starken Anstürme der russischen Truppenmassen sind auch gestern siegreich abgewehrt worden; sie haben dem Angreifer wiederum die größten Verluste eingetragen. Den Hauptdruck legte der Feind auf die Abschnitte beiderseits der Bahn Kowel-Sarny, zwischen Witomcz und der Turya, südlich der Turya und beiderseits der Lipa. Ein wohlvorbereiteter Gegenangriff warf den bei Zarecze (südlich von Stobychwa) vorgedrungenen Feind zurück. Soweit bisher festgestellt, wurden gestern 1889 Russen (darunter 9 Offiziere) gefangengenommen. 
Unsere Fliegergeschwader haben während der letzten Kampftage dem Gegner durch Angriffe auf Unterkunftsorte, marschierende und biwakierende Truppen sowie die rückwärtigen Verbindungen erheblichen Schaden zugefügt. 
Armee des Generals Grafen v. Bothmer: 
In Fortsetzung der Angriffe im Abschnitt nordwestlich und westlich von Buczacz gelang es den Russen, an einzelnen Stellen in die vorderste Verteidigungslinie einzudringen. Sie sind zurückgeworfen. Alle Angriffe sind siegreich abgewehrt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Kaiser an das deutsche Volk am Schlusse des zweiten Kriegsjahres

Kaiser Wilhelm II.

Kaiser Wilhelm II.

Berlin, 31. Juli.
Seine Majestät der Kaiser hat an den Reichskanzler folgenden Erlaß gerichtet:

Zum zweiten Male kehrt der Tag wieder, an dem mich die Feinde zwangen, Deutschlands Söhne zu den Waffen zu rufen, um die Ehre und den Bestand des Reichs zu schützen. Zwei Jahre beispiellosen Heldenmuts in Taten und Leiden hat das deutsche Volk durchmessen, Heer und Flotte haben im Verein mit den treuen und tapferen Bundesgenossen in Angriff und Abwehr den höchsten Ruhm erworben. Viele Tausende unserer Brüder haben ihre Treue gegen das Vaterland mit ihrem Blute besiegelt. In West und Ost bestehen unsere heldenmütigen Feldgrauen in unerschütterlicher Festigkeit den gewaltigen Ansturm des Gegners. Unsere junge Flotte hat am ruhmreichen Tage von Skagerrak der englischen Armada einen harten Schlag versetzt.
Leuchtend stehen mir die Taten nie ermüdenden Opfermutes und treuer Kameradschaft an der Front vor Augen. Aber auch daheim ist Heldenmut: bei Mann und Frau, bei jung und alt, bei allen, die Trauer und Sorge still und tapfer tragen, die ordnen helfen, um die Leiden des Krieges zu mildern, in der Arbeit derer, die Tag und Nacht unermüdlich schaffen, um unsere kämpfenden Brüder im Schützengraben und auf der See mit allem notwendigen Rüstzeug zu versorgen. Die Hoffnung der Feinde, uns in der Herstellung von Kriegsmitteln zu überflügeln, wird ebenso zuschanden werden wie ihr Plan, durch Hunger zu erzwingen, was ihr Schwert nicht erreichen kann. Aus Deutschlands Fluren lohnt Gottes Gnade des Landmanns Fleiß mit reicherer Frucht, als wir zu hoffen wagten. Süd und Nord wetteifern darin, die rechten Wege für eine brüderliche Verteilung von Nahrung und anderem Lebensbedarf zu finden. 
Allen, die draußen und Daheim für Volk und Heimat kämpfen und streiten, ihnen allen gilt mein heißer Dank. Noch liegt Schweres vor uns. Zwar regt sich nach den furchtbaren Stürmen zweier Kriegsjahre die Sehnsucht nach dem Sonnenschein des Friedens in jedem menschlichen Herzen. Aber der Krieg dauert fort, weil die Losung der feindlichen Machthaber auch heute noch Deutschlands Vernichtung ist. Auf unsere Feinde allein fällt die Schuld des weiteren Blutvergießens.
Niemals hat mich die feste Zuversicht verlassen, daß Deutschland trotz der Überzahl seiner Gegner unbezwingbar ist, und jeder Tag befestigt sie aufs neue. Das deutsche Volk weiß, daß es um sein Dasein geht. Es kennt seine Kraft und vertraut auf Gottes Hilfe. Darum kann nichts seine Entschlossenheit und Ausdauer erschüttern. Wir werden diesen Kampf zu einem Ende führen, das unser Reich vor einem neuen Überfall schützt und der friedlichen Arbeit deutschen Geistes und deutscher Hände für alle Zukunft freies Feld sichert. Frei, sicher und stark wollen wir wohnen unter den Völkern des Erdballs. Dieses Recht soll und wird uns niemand rauben.
Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen.

Großes Hauptquartier, den 31. Juli 1916.

Wilhelm I. R.

An den Reichskanzler. 1)

 

 

Des Kaisers Dank an die Wehrmacht

Berlin, 31. Juli. (W. B. Amtlich.) 
Seine Majestät der Kaiser hat die nachfolgende Kundgebung erlassen: 

An die deutsche Wehrmacht zu Lande und zur See.

Kameraden! 

Das zweite Jahr des Weltkrieges ist vollendet. Es war, wie das erste, für Deutschlands Waffen ein Ruhmesjahr. Auf allen Fronten habt Ihr dem Feinde neue, schwere Schläge versetzt. 
Ob er niedergekämpft der Wucht Eures Angriffes wich oder ob er, durch fremde, aus aller Welt zusammengeraffte und erpreßte Hilfe verstärkt, Euch den Preis der bisherigen Siege wieder zu entreißen suchte: Ihr habt Euch ihm stets überlegen gezeigt. Auch da, wo Englands Gewaltherrschaft unbestritten war, auf den freien Wogen der See, habt Ihr siegreich gegen erdrückende Übermacht gefochten.
Die Anerkennung Eueres Kaisers und die stolze Bewunderung der Heimat sind Euch für diese Taten unerschütterlicher Treue, kühnen Wagemutes und zäher Tapferkeit gewiß. Wie das Andenken an die gefallenen Helden, so wird auch Euer Ruhm bis in die fernsten Zeiten wirken. Was die Wehrmacht vor dem Feinde an Lorbeeren pflückte, trotz Not und Gefahr stets hochgemut, weil ihr das stolzeste Los des Soldaten beschert war, ist unzertrennlich verknüpft mit der hingebungsvollen und unermüdlichen Arbeit des Heimatheeres. Immer frische Kräfte hat es den fechtenden Truppen zugeführt, immer wieder das Schwert geschärft, das Deutschlands Zuversicht und der Feinde Schrecken ist. Auch dem Heimatheer gebührt mein und des Vaterlandes Dank!
Noch aber sind die Macht und der Wille des Feinde, nicht gebrochen. In schwerem Streite müssen wir weiterringen um die Sicherheit unserer Lieben, um des Vaterlandes Ehre und für die Größe des Reiches. Wir werden in. diesem Entscheidungskampfe, gleichviel ob der Feind ihn mit Waffengewalt oder mit kaltberechnender Tücke führt, auch im dritten Kriegsjahre die alten bleiben.
Der Geist der Pflichttreue gegen das Vaterland und der unbeugsame Wille zum Siege durchdringen heute wie am ersten Tage des Krieges Wehrmacht und Heimat. Mit Gottes gnädiger Hilfe, dessen bin ich gewiß, werden Eure zukünftigen Taten der vergangenen und der gegenwärtigen würdig sein!

Großes Hauptquartier, den 31. Juli 1916.

Wilhelm I. R.1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Mißerfolge in Ostgalizien und Wolhynien

Wien, 31. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Auf den Höhen östlich von Kirlibaba wurde in der vorletzten Nacht durch Truppen der Armee Pflanzer-Baltin ein russischer Vorstoß abgeschlagen. 
In Südostgalizien verlief der Tag verhältnismäßig ruhig. Im Westen und Nordwesten von Buczacz setzte der Feind seine Angriffe nach wie vor mit größter Zähigkeit fort; es wurde daher auch gestern erbittert und hartnäckig gekämpft. Die verbündeten Truppen haben alle Stellungen behauptet. 
Unmittelbar westlich von Brody scheiterten mehrere nächtliche Angriffe des Gegners. Auch in Wolhynien opferte der Feind gestern wieder ungezählte Tausende von Kämpfern ohne jeden Erfolg. Wo immer er anstürmte (bei Zwiniacze, westlich und nordwestlich von Luck und zu beiden Seiten der von Sarny nach Kowel führenden Bahn) überall brachen seine Sturmkolonnen zusammen. Südlich von Strobychwa, wo er vorübergehend auf dem linken Stochodufer Fuß faßte, wurde er wieder zurückgetrieben. Die in Wolhynien kämpfenden verbündeten Truppen haben gestern mehrere russische Offiziere und 2000 Mann gefangengenommen und 3 Maschinengewehre erbeutet. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
In den Dolomiten wurde gestern im Gebiete der Tofana der Angriff mehrerer Alpinibataillone blutig abgewiesen. 135 Italiener, darunter 9 Offiziere, wurden gefangen, 2 Maschinengewehre erbeutet. 
An der Isonzofront unterhielt die feindliche Artillerie ein heftiges Feuer gegen den Tolmeiner und Görzer Brückenkopf sowie gegen unsere Stellungen am Monte San Michele.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 31. Juli. 
Das Hauptquartier teilt mit: 
An der Front im Irak und in Persien keine Veränderung. 
An der Kaukasusfront keine wichtige Kampfhandlung. Eines unserer Flugzeuge warf mit Erfolg Bomben auf feindliche Lager und Parks. 
Ein über Ari Burun erschienenes feindliches Flugzeug wurde durch unser Geschützfeuer vertrieben. Ein feindliches Schiff lief an der Küste einer der westlich von Aivalik gelegenen Inseln auf. 
An der ägyptischen Front lieferten die von unseren vorgeschobenen Truppenkörpern vorgesandten Aufklärungsabteilungen den feindlichen Patrouillen erfolgreiche Gefechte. Nördlich von Katia fiel ein von unserem Feuer beschädigtes feindliches Flugzeug auf das Meeresufer nieder. Die Insassen flohen, nachdem sie das Flugzeug in Brand gesetzt hatten. Eine unserer Patrouillen verjagte in der Nähe des abgeschossenen Flugzeuges eine Abteilung feindlicher Kavallerie und erbeutete ein vom Flugzeug abgenommenes Maschinengewehr und anderes Material.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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