Der Weltkrieg am 1. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: In der Sommeschlacht gefangene Deutsche in einem Lager bei Amiens
In der Sommeschlacht gefangene Deutsche in einem Lager bei Amiens
Aufnahme vom 1. August 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Ergebnis der Somme-Offensive im Juli

350000 Mann feindliche Verluste

Großes Hauptquartier, 1. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich der Somme haben räumlich begrenzte, aber erbitterte Kämpfe als Nachwehen der großen Angriffe vom 30. Juli stattgefunden. Westlich des Foureauxwaldes auf schmaler Front eingedrungene Engländer sind hinausgeworfen. Ein in acht Wellen vorgetragener feindlicher Angriff in der Gegend von Maurepas ist glatt abgewiesen. Hart nördlich der Somme am Abend vorbrechende Franzosen sind nach erbittertem Kampf an dem Gehöfte Monacu restlos zurückgeschlagen. Südlich der Somme lebhafte beiderseitige Artillerietätigkeit, ebenso auch rechts der Maas, besonders im Abschnitt von Thiaumont-Fleury und östlich davon; hier wurden gestern früh Vorstöße feindlicher Handgranatentrupps abgewiesen. Durch umfangreiche Sprengung zerstörten wir die französische Stellung nördlich von Flirey in einer Ausdehnung von etwa 200 Meter; unsere nachstoßenden Patrouillen machten einige Gefangene. 
Unternehmungen feindlicher Erkundungsabteilungen sind westlich von La Bassée, nördlich von Hulluch, südlich von Loos und südöstlich von Reims gescheitert. 
Durch Bombenabwurf auf Wervicq, Belgisch Comines und andere Orte hinter unserer Front ist unbedeutender militärischer Schaden angerichtet; es sind zahlreiche Opfer unter der Bevölkerung verursacht. 
Je ein feindliches Flugzeug ist gestern und am 30. Juli durch Abwehrfeuer innerhalb unserer Linien im Sommegebiet, ein weiteres gestern im Luftkampf bei Lihons abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Eine einzelne gegen Wulka (am Oginskykanal) vorgehende russische Kompagnie wurde durch Vorstoß deutscher Abteilungen vernichtet. Westlich von Logischin sind in den gestern berichteten Kämpfen über 70 Gefangene eingebracht. Verschärfter Artilleriekampf beiderseits des Nobelsees; der Angriff eines feindlichen Bataillons wurde östlich des Sees blutig abgewiesen. 
Gegen die Stochod-Front erschöpften sich die Russen weiter in ergebnislosen Angriffen; dreimal wurden sie bei und nördlich von Smolary durch Feuer zur Umkehr gezwungen, bei Porsk (nordöstlich der Bahn Kowel-Rowuo) wurden sie im Gegenstoß geworfen, zwischen Witonicz und Kisielin stürmten sie bis zu sechs Malen vergeblich an. Um den Besitz einzelner Gräben bei Witonicz wird hartnäckig gekämpft. Es wurden 5 Offiziere, über 200 Mann gefangengenommen. 
Südlich der Turya Patrouillenhandgranatenkämpfe. - Die Truppen des Generals v. Linsingen haben im Juli 70 Offiziere, 10998 Mann gefangengenommen und 53 Maschinengewehre erbeutet. 
Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer brach ein feindlicher Vorstoß südwestlich von Burkanow im Sperrfeuer zusammen. Am Koropiecabschnitt westlich von Buczacz rege Gefechtstätigkeit. Größere feindliche Angriffe sind hier gestern nicht erfolgt. In den letzten Kämpfen sind 271 Russen gefangengenommen worden. 
Balkankriegsschauplatz: 
Keine wesentlichen Ereignisse. 

Nachdem seit Beginn der englisch -französischen Offensive im Sommegebiet - in England "the great sweep" auf deutsch "das große Auskehren" genannt - nunmehr ein Monat verflossen ist, währenddessen nach den früheren Ankündigungen unserer Gegner die Entscheidung unter allen Umständen erkämpft werden sollte, lohnt es sich, kurz zu prüfen, was von ihnen tatsächlich erreicht worden ist. Zwar haben sie auf einer Strecke von etwa 28 Kilometer eine Einbuchtung der deutschen Front von durchschnittlich 4 Kilometer Tiefe erreicht. Aber sie werden nach ihren Erfahrungen vom 20., 22., 24. und 30. Juli selbst nicht behaupten wollen. daß die deutsche Linie deshalb an irgendeiner Stelle auch nur erschüttert sei. Dieser "Erfolg" hat die Engländer nach sehr vorsichtiger Schätzung mindestens 230000 Mann gekostet. Für die Schätzung der französischen Verluste stehen uns in diesem Falle keine sicheren Grundlagen zu Gebote; sie werden aber, da die Franzosen die Hauptarbeit zu leisten hatten, trotz deren größerer Gewandtheit im Kampf auch stark sein. Der Gesamtverlust unserer Gegner wird sich also auf etwa 350 000 Mann belaufen, während der unserige, so beklagenswert er bleibt, zahlenmäßig hiermit überhaupt nicht zu vergleichen ist. Dabei haben wir infolge des langsamen Fortschreitens der Offensive vollkommen Zeit gehabt, hinter unserer jetzigen vordersten Linie die Stellungen wieder anzulegen, die uns vor ihr verloren gegangen sind. Um diese Angaben in das rechte Licht zu rücken, wird noch angeführt, daß der erste Monat der Kämpfe im Maasgebiet bei Verdun uns einen mehr als doppelt so großen Geländegewinn mit einem Verlust von etwa 60 000 Mann gebracht hatte, während die Franzosen dort in der gleichen Zeit mindestens 100000 Mann einbüßten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Neuer Luftschiffangriff auf England.

Berlin, 1. August. 
Mehrere Marineluftschiffgeschwader haben in der Nacht vom 31. Juli zum 1. August London und die östlichen Grafschaften Englands erfolgreich angegriffen und dabei Küstenwerke, Abwehrbatterien sowie militärisch sehr wichtige Industrieanlagen ausgiebig mit sichtbarem Erfolge mit Bomben belegt. Alle Luftschiffe sind trotz heftiger Beschießung, die schon auf dem Anmarsch durch Seestreitkräfte einsetzte, unbeschädigt zurückgekehrt. 

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Dankerlaß des Kaisers an die Männer und Frauen der Arbeit

Berlin, 1. August. (Amtlich.)
Das "Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht nach stehenden Allerhöchsten Dankerlaß:

Über der unauslöschlichen Dankespflicht gegen unsere todesmutigen Kämpfer draußen werde Ich und wird ganz Deutschland niemals derer vergessen, die in der Heimat in treuer Pflichterfüllung rastlos tätig waren und tätig sind, alle Streitmittel in vorbildlicher Vollkommenheit zu schaffen, die Heer und Marine zur Erfüllung ihrer gewaltigen Aufgaben Tag für Tag gebrauchen.
Ich beauftrage Sie, Meinen und des Vaterlandes besonderen Dank allen denen auszusprechen, die in nimmer ruhender Geistesarbeit oder an der Werkbank, am Schmiedefeuer oder im tiefen Schacht ihr Bestes hergaben, um unsere Rüstung stahlhart und undurchdringlich zu erhalten. Gleicher Dank gebührt auch den tapferen Frauen, die, dem Gebote der Stunde gehorchend, zu ihren in dieser Zeit wahrlich nicht leichten Frauenpflichten gern auch die harte Männerarbeit auf sich genommen haben. Sie alle dürfen mit Recht das stolze Bewußtsein in sich tragen, an ihrem Teile mitgewirkt zu haben, wenn die Anschläge der Feinde vereitelt wurden, der Sieg auf unserer Seite war.
Daß diese Männer und Frauen fortfahren werden, in der Zeit schwersten Ringens mit dem bisher bezeigten Opfermut und mit treuester Hingabe dem Vaterlande bis zum siegreichen Ende zu dienen, dessen bin Ich gewiß.

Großes Hauptquartier, 1. August 1916.

Wilhelm.

An den Kriegsminister.

Großes Hauptquartier, 1. August.
Vorstehenden Allerhöchsten Dankerlaß bringe ich hiermit zur Kenntnis aller zuständigen Militärbehörden mit dem Auftrage, ihn unverzüglich den in Staats- und Privatbetrieben bei der Herstellung von Heeresbedarf jeglicher Art tätigen Männern und Frauen bekanntzugeben und ihnen den Kaiserlichen Dank in geeignet erscheinender Weise durch Ansprache oder Anschlag zu übermitteln.

Der Kriegsminister 
  Wild v. Hohenborn.1)

 

"Deutschland" auf der Heimreise

Baltimore, 1. August. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Die "Deutschland" hat heute nachmittag ihre Rückreise angetreten.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Anstürme in Wolhynien zurückgeworfen

Wien, 1. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Die Kämpfe bei Molodylow nordwestlich von Kolomea endeten für den Feind auch gestern völlig ergebnislos; seine Angriffe scheiterten. 
Bei Buczacz flaute die Gefechtstätigkeit um Mittag etwas ab. Ein bei Leszniow angesetzter Nachtangriff der Russen wurde glatt abgewiesen. 
Auch nordwestlich und westlich von Luck ließ der Gegner, offenbar durch seine außergewöhnlich hohen Verluste gezwungen, eine Pause in seinen Angriffen eintreten; dagegen setzte er nördlich der obersten Turya, ferner im Stochodknie bei Kaszowka und nördlich der von Sarny nach Kowel führenden Bahn seine Anstürme in unverminderter Heftigkeit fort. Er wurde überall, zum Teil schon durch Feuer, zum Teil im Nahkampf zurückgeworfen. An der Nordostfront, südlich des Pripjet, wurden im Juli insgesamt 90 russische Offiziere, 18000 Mann und 70 Maschinengewehre eingebracht.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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