Der Weltkrieg am 27. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Kriegserklärung Italiens an Deutschland

Berlin, 27. August (Amtlich.)
Die Königlich italienische Regierung hat durch Vermittlung der schweizerischen Regierung der Kaiserlichen Regierung mitteilen lasse, daß sie sich vom 28. d. m. an als mit Deutschland im Kriegszustand befindlich betrachtet.

Der Wortlaut der italienischen Kriegserklärung

Berlin, 27. August.
Die Note, mit der der italienische Gesandte in Bern im Auftrage seiner Regierung am 26. d. Mts. die schweizerische Regierung ersucht hat, die Kaiserliche Regierung davon zu unterrichten, daß Italien sich vom 28. d. Mts. ab als im Kriegszustand mit Deutschland befindlich ansieht, lautet in Übersetzung: 

"Auf Weisung der Regierung Seiner Majestät habe ich die Ehre, die nachfolgende Mitteilung zur Kenntnis Eurer Exzellenz und des Bundesrats zu bringen: 
Die feindseligen Akte seitens der deutschen Regierung gegenüber Italien folgen einander mit wachsender Häufigkeit; es genügt, die wiederholten Lieferungen an Waffen und an Werkzeugen für den Land- und Seekrieg zu erwähnen, die von Deutschland an Österreich-Ungarn erfolgt sind; desgleichen die ununterbrochene Teilnahme deutscher Offiziere, Soldaten und Matrosen an den verschiedenen, gegen Italien gerichteten militärischen Operationen. Auch ist es nur der von deutscher Seite Österreich-Ungarn in den verschiedensten Formen und in reichlichstem Maße zuteil gewordenen Unterstützung zu danken, daß es diesem möglich geworden ist, jüngst die Kräfte für eine Unternehmung von besonderer Ausdehnung gegen Italien zusammenzubringen. Ferner ist zu erwähnen die Auslieferung italienischer Gefangener, die aus den österreichisch-ungarischen Konzentrationslagern entkommen und auf deutsches Gebiet geflüchtet waren, an unseren Feind; die auf Betreiben des Kaiserlichen Auswärtigen Amtes an die deutschen Kreditinstitute und Bankiers gerichtete Aufforderung, wonach diese jeden italienischen Untertan als feindlichen Ausländer zu erachten und jede Zahlung, die ihm etwa geschuldet sein sollte, hintanhalten sollten, sowie die Unterbrechung der Zahlung der Renten an italienische Arbeiter, die diesen auf Grund ausdrücklicher Bestimmungen des deutschen Gesetzes zustehen. Alles dieses sind Erscheinungen, aus denen sich die wahre systematische Stellungnahme der Kaiserlichen Regierung Italien gegenüber ergibt. 
Ein derartiger Zustand kann auf die Dauer seitens der Königlichen Regierung nicht geduldet werden. Er vertieft zum ausschließlichen Schaden Italiens den schwerwiegenden Gegensatz zwischen der tatsächlichen und der rechtlichen Lage, die sich an sich schon aus dem Umstande ergibt, daß Italien einerseits, Deutschland andererseits mit zwei untereinander im Kriege befindlichen Staatengruppen verbündet sind. 
Aus den aufgezählten Gründen erklärt die italienische Regierung im Namen Seiner Majestät des Königs von Italien hiermit, daß sie sich vom 28. d. Mts. ab mit Deutschland im Kriegszustand befindlich erachtet, und bittet die schweizerische Bundesregierung, das Vorstehende zur Kenntnis der Kaiserlich Deutschen Regierung bringen zu wollen."
1)

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neue Angriffe an der Somme abgewiesen

Großes Hauptquartier, 27. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich der Somme wiederholten in den gestrigen Morgenstunden und während der Nacht die Engländer nach starker Artillerievorbeitung ihre Angriffe südlich von Thiepval und nordwestlich von Pozières; sie sind abgewiesen worden; teilweise nach erbitterten Nahkämpfen, bei denen der Gegner 1 Offizier, 60 Mann gefangen in unserer Hand ließ. Ebenso blieben Vorstöße nördlich von Bazentin-le-Petit und Handgranatenkämpfe am Foureauxwalde für den Feind ohne Erfolg. Im Abschnitt Maurepas-Clery führten die Franzosen nach heftigem Artilleriefeuer und unter Einsatz von Flammenwerfern starke Kräfte zu vergeblichem Angriff vor; nördlich Cléry eingebrochene Teile wurden in schnellem Gegenstoß wieder geworfen. 
Südlich der Somme sind Handgranatenangriffe westlich von Vermandovillers abgeschlagen worden. 
Beiderseits der Maas war die Artillerietätigkeit zeitweilig gesteigert. Abends gegen das Werk Thiaumont und bei Fleury angesetzte Angriffe brachen in unserem Feuer zusammen. 
Westlich Craonne und im Walde von Apremont wurden Vorstöße schwacher feindlicher Abteilungen zurückgewiesen; bei Arracourt und Badonviller waren einige Patrouillenunternehmungen erfolgreich. 
Im Sommegebiet wurde je ein feindliches Flugzeug im Luftkampf bei Bapaume und westlich Roisel, durch Abwehrfeuer westlich Athies und nordwestlich Nesle abgeschossen. Außerdem fielen nordöstlich Peronne und bei Ribemont südöstlich von St. Quentin gelandete Flugzeuge in unsere Hand. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
An der Dünafront wurden wiederholte Versuche der Russen, östlich Friedrichstadt und bei Lennewaden mit Booten über den Fluß zu setzen, vereitelt. Südöstlich Kisielin stießen kleine deutsche Abteilungen bis in die dritte feindliche Linie vor und kehrten nach Zerstörung der Gräben mit 128 Gefangenen und 3 Maschinengewehren planmäßig in die eigene Stellung zurück. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Abgesehen von für uns erfolgreichen Patrouillenkämpfen nördlich des Dnjestr keine wesentlichen Ereignisse. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Auf dem östlichen Strumaufer vorgehende bulgarische Kräfte nähern sich der Mündung des Flusses. An der Moglenafront schlugen serbische Angriffe gegen die bulgarischen Stellungen am Buejuek Tas fehl.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erneute Angriffe gegen den Cauriol abgeschlagen

Wien, 27. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Lage unverändert, keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Neuerliche Angriffe auf den Cauriol wurden unter empfindlichen Verlusten der Italiener abgeschlagen. Das gleiche Schicksal hatten auch alle übrigen Vorstöße des Feindes gegen die Front der Fassaner Alpen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See: 
Am 26. laufenden Monats hat Linienschiffsleutnant Konjovic mit noch zwei anderen Seeflugzeugen im Ionischen Meere eine Gruppe von feindlichen Überwachungsdampfern angegriffen und einen derselben mit Bombentreffern versenkt. Die Flugzeuge, welche von den feindlichen Überwachungsfahrzeugen heftig beschossen wurden, kehrten unversehrt zurück.

Flottenkommando. 1)

 

Kronrat beim König von Rumänien

König Ferdinand von Rumänien
König Ferdinand von Rumänien

Bukarest, 27. August.
Das halbamtliche Blatt "Independance Roumaine" hat gestern abend folgende amtliche Note veröffentlicht:
Die Unruhe und die Besorgnis, die in den letzten Tagen von verschiedenen Reihen zutage getreten sind, haben bei dem König den Wunsch hervorgerufen, in einem Rate die Meinung nicht nur der Regierung und der Vertreter des Parlaments, sondern auch der Parteiführer, der ehemaligen Ministerpräsidenten und der ehemaligen Kammerpräsidenten zu hören. Anstatt diesen Charakter der königlichen Einberufung anzuerkennen, sind einige Blätter bestrebt, daraus einen Vorwand für neue Agitationen und Aufhetzungen zu machen, indem sie sie mit ungerechtfertigten Kommentaren und falschen Einzelheiten begleiten. Der Kronrat wird heute, Sonntag, 10 Uhr vormittags, im Palast in Cotroceni stattfinden. Es werden daran teilnehmen: die Mitglieder der Regierung, die ehemaligen Ministerpräsidenten Carp, Majorescu, Rosetti, die Parteiführer Marghiloman, Filipescu und Take Ionnescu, die ehemaligen und die gegenwärtigen Präsidenten der gesetzgebenden Körperschaften Pherekyda, Cantacuzene, Paschcam, Olanesco und Robesco, letzterer an Stelle des im Auslande weilenden Senatspräsidenten Basil Missir.

Bukarest, 27. August.
Der ursprünglich für heute vormittag 10 Uhr angesetzte Kronrat, dem im ganzen Lande besondere Bedeutung beigemessen wird, ist auf 5 Uhr nachmittags verschoben worden.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com